Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tablettenfee

Tablettenfee

Titel: Tablettenfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter K. Kubicza
Vom Netzwerk:
liebsten die Decke über den Kopf gezogen. Aber gerade als er wirklich schon überlegte es zu tun und mit einer ersten Mikrobewegung die Decke nach oben zu ziehen begann, stoppte der Tross mit Rollstuhl, Udo und Bianca.
    »Warte hier.« Ehe er sich versehen konnte, waren sie stehen geblieben. Sein blonder Engel verschwand hinter einer großen weißen Tür. Neben der Tür prangte ein messingfarbenes Schild mit der Aufschrift ›Zutritt nur für Ärzte‹ und darunter war ein Post-It hingeklebt.
Auf dem war zu lesen: ›Nur in Notfällen stören!‹
    Aha. War er ein Notfall? Bianca hatte die Türe hinter sich nicht ganz geschlossen. Udo strengte sich an, etwas zu verstehen …
    Flüsterte da wer? Es schien so. Dann – Kichern. Aha? Worüber lachten die? Plötzlich ein Luftzug im Gang und die Tür fiel ins Schloss. Nun war nichts mehr zu hören. Hmm, komisch. Also dann war es wohl hoffentlich nicht lebensbedrohend, wenn die da drin zum Lachen kamen. Udo hatte Zeit darüber nachzudenken, denn Bianca blieb gute fünfzehn Minuten in dem Zimmer. Udos Fantasie begann mal wieder zu galoppieren und er malte sich die abenteuerlichsten Dinge aus, worüber man wohl Sekunden nach Betreten des Raumes kichern konnte.
    Plötzlich, ohne Vorankündigung, trat Bianca endlich wieder aus dem Zimmer. ›Zsccchhhh! Blop!‹
    Sie fuhr mit einer fahrigen Bewegung durch ihr Haar und kontrollierte im Spiegelbild der Fensterscheibe ihren Lippenstift. Komisch.
    »Wir müssen zu Zimmer 332«, tönte es von hinten zu Udo vor und sie schob den Rollstuhl erneut an.
    Einen schmalen Weg und einen am Gang sich die Lungen raus- hustenden Raucher später – er rauchte zwar nicht, doch die Geruchswolke um ihn herum machte leugnen sinnlos – waren sie vor einer einsamen und abgelegenen Tür angekommen.
    »Wir sind da.« Bianca bückte sich nach vor, zog die Decke weg und griff Udo unter den Arm.
    »Hey!« Hastig zog er den Arm weg und sprang auf.
    »Ich kann selber gehen.«
    »Ooops. Vergessen … naja – kannst dir ja vorstellen, wenn man immer kranke Leute transportiert.«
    Udo entschuldigte sich, es war ihm peinlich so überreagiert zu haben. Nur die Situation belastete ihn. Es war ihm in Summe schon so unangenehm, dass er sich eben nicht beherrschen konnte. Kaum hatte er seine Traumfrau getroffen, hatte er auch schon wieder die Pflicht, sich seiner Art wegen zu entschuldigen. Toller Einstand.
    Aber Bianca war so nett und hatte ihm diesen emotionalen Ausbruch gleich verziehen. Irgendwie war sie aber auch selbst sehr ausgeflippt. So herrlich anders. Aber dennoch nett. Er fühlte sich wohl in ihrer Nähe. Immer mehr konnte er nachvollziehen, wieso er so aufgedreht war, als er in der Nacht heimkam und das Nilpferd abküsste.
    Er, der Loser, der noch nie eine richtige Beziehung hatte. Er hatte seine Traumfrau gefunden. Und sie hatte sogar einen soliden Beruf: Krankenschwester. Da kam in ihm wieder der kleine Spießer durch. Aber das war Udo egal, denn im Moment konnte er es sich leisten spießig zu sein. Auch die Kopfschmerzen waren verschwunden. In einem Sog von Endorphinen und Testosteron waren sie weggeschwemmt worden. Sie war ein hübsches Mädchen, genau Udos Fall. Wenn er ehrlich war, hatten Mädchen dieser Kategorie sonst nicht so viel mit ihm am Hut. Und was war schon ein wenig ausgeflippt im Vergleich dazu? Man konnte ja auch unkonventionell sagen, klang doch schon positiver. Ausgeflippte Mädels waren normalerweise nicht so sein Fall. Doch für Bianca musste er eine Ausnahme machen! Das war auch der Grund, warum er selbst nach anderen Begriffen dafür suchte. Schließlich war doch das Gesamtpaket ansonsten wirklich sehr ansprechend.
    Mittlerweile hatte sie ihn in das Zimmer bugsiert und die Bettdecke des Bettes nach hinten geklappt.
    »So mein Süßer, leg dich hier ins Bett und Schwester Bianca wird dafür sorgen, dass es dir bald schon besser geht.«
    »Na toll – Mami passt auf ihren Bubi auf. Das wollte ich sicher nicht.«
    »Blödsinn. Aber wenn es schon so ist, dass du hier bist, wo ICH für das Wohlergehen der Patienten zuständig bin, da wirst du es mir wohl zugestehen müssen, dass ich mich um Patienten, die mir am Herzen liegen, ganz besonders kümmere.«
    Udo verstummte, denn das klang logisch.
    Er sah sich im Zimmer um. Es war nur ein Bett im Raum. Dafür waren da aber Fernseher, Radio und neben der Tür klebte ein Logo mit Schriftzug, der informierte, dass es anscheinend auch WLAN hier gab.
Udo erschrak.
    »Äh Bianca? Bin ich

Weitere Kostenlose Bücher