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Tablettenfee

Tablettenfee

Titel: Tablettenfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter K. Kubicza
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Pflegerin. Unmittelbar vor seinen Augen. Eine Hose, die schon zum Maximum gedehnt zu sein schien. Vor allem der Bereich zwischen Geschlecht und Bauchnabel, welcher auf Grund seiner gebückten Haltung genau auf seiner Augenhöhe war, war bis zum Zerbersten gespannt. Wenn sich der Knopf durch den Druck dahinter lösen würde, würde Udo sicher erblinden.
    Udo verharrte vor Schreck in seiner gebückten Haltung und richtete nur seinen Kopf nach oben.
    »Na Schätzchen? Alles gesehen oder gibt‘s da noch etwas, das du näher betrachten möchtest?«
    Udo schluckte. War das hier der Tempel der Peinlichkeiten? Er schien von einem peinlichen Moment in den nächsten zu torkeln.
    »Äh. Nein. Ich ... Ich wollte nur gucken, ob das Frühstück schon kommt.«
    Verlegen fuhr er mit der Hand durchs Haar und richtete sich dabei auf.
    »Schätzchen. Was meinst du, was ich dir auf diesem Tablett serviere?«
    Sie pochte auf die gelbe Plastikabdeckung des Tabletts.
    »Meine Unschuld ist es nicht. Da muss ich dich enttäuschen. So lange konnte ich die nicht aufbewahren.« Sie tätschelte ihm die blasse Wange. Sie grunzte – nein, das war kein richtiges Lachen.
    Sie nahm ihn nicht ernst – sie bemitleidete ihn. Na toll.
    »Na, da hat aber wer den Hauptgewinn gemacht! Spatzi, … was muss man tun – um im Privatzimmer vom ollen Primar residieren zu dürfen? Hast du ihn mit Nacktfotos erpresst?«
    »Wie meinen Sie?«
    Geschockt setzte Udo sich an den Tisch und hob die Abdeckung des Tablettes in die Höhe. Er betrachtete die Schwester, von irgendwo kannte er sie. Ja genau, sie erinnerte ihn an die Haushälterin von Two-and-a-half-men, diese Bertha. Nur die Haarfarbe war anders.
    »Die Kohle, die dieses Zimmer abwirft, gehört normalerweise dem Chef direkt. Unserem Herrn Universitäts-Professor Dr. Dr. Biedermann. Er hat ja auch seine Praxis bei uns im Haus. Und dieses Zimmer gehört normalerweise zu seiner Ordination. Er vermietet es auch nie an das Krankenhaus. Hier residieren sonst Minister, Präsidenten, Multimillionäre und dergleichen. Du schaust mir aber weder nach Staatsvertreter noch nach neureich aus!«
    Udo war empört. ›Sahen die wirklich so anders aus als er? Ja ...‹
    »Darüber will ich nicht reden.« War seine kurze und knappe Antwort. Udo wusste nicht, was er sagen durfte, ohne Bianca in Schwierigkeiten zu bringen. Womöglich hatte sie ihn hier einquartiert, ohne den Ober-Biedermann davon in Kenntnis zu setzen.
    Er musste zuerst mit ihr sprechen, bevor er was Falsches sagte.
    Andererseits bestand nach dem ›Darüber will ich nicht reden‹ immer noch die Möglichkeit, dass Schwester-was-bin-ich-doch-für-ein-Ekelpaket ihn tatsächlich für einen Lottomillionär oder einen ähnlichen Glückspilz hielt. Daher ergänzte er nur noch in einem recht scharfen Ton: »Ich wüsste auch nicht, dass ich Ihnen Rechenschaft schulde.«
    Eins zu eins – der Drache wollte Gegenwehr, er sollte sie bekommen.
    »Ist ja schon gut. Kein Grund so unfreundlich zu sein. Ich wollte ja nur ein bisschen plaudern.« Mit diesen Worten verschwand sie auf den Gang. Mit Gegenwehr schien sie nicht zu rechnen. Endlich war Udo alleine und hatte sein Frühstück vor sich. Jetzt erst betrachtete er, was ihm der Charmebolzen von eben serviert hatte. Wiener Frühstück. Perfekt!
    Neben dem Kaffee und zwei Semmeln fand er noch Butter und ein Plastikschälchen mit Himbeer-Konfitüre. Auch Honig mit der Aufschrift ›Echt ausländischer Bienenhonig‹ war am Tablett. Den kannte er bereits aus seiner Zeit beim Bundesheer. Aber auch damals schon war ihm nicht so recht bewusst geworden, was es mit diesem Prädikatsmerkmal auf sich hatte. Das war ja fast wie ›Garantiert MIT E123 und MIT Geschmacksverstärkern.‹ Paradox.
    Udo speiste genüsslich. Nachdem er fertig war, legte er sich wieder ins Bett und spielte dort ein wenig mit seinem iPhone rum. Die forsche Schwester von vorhin war wiedergekommen und hatte das Tablett abgeräumt. Allerdings hatte sie bei ihrem neuerlichen Auftritt jegliche dummen Fragen sein lassen. Ganz im Gegenteil, sie hatte sich sogar mit ihrem Namen vorgestellt – sie hieß Klothilde. Beinahe hätte er ihr sein Mitgefühl bekundet. In letzter Sekunde biss er sich aber auf die Zunge, so dass Klothilde das Zimmer ohne Mitgefühlsbekundung seinerseits verlassen konnte.
    Zwanzig Minuten später stand dann wieder Bianca im Zimmer.
    »Hallo mein Süßer!«, rief sie schon von der Tür in Udos Richtung.
    Udo war immer noch ein wenig verlegen.

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