Tablettenfee
und ihr Rechenschaft ablegen. War ja nicht wirklich viel verlangt als Gegenleistung für das Erlebnis von eben.
So erzählte er ihr die Geschichte von dem wunderschönen Karibikstrand und wie sie durchs Wasser liefen und sich zum Küssen in den Schatten der Palme legten.
»Ey voll cool. Udo, ich sag‘s – wir zwei sind uns ähnlicher als man denken würde. Ich glaube, ich hätte auch so etwas geträumt. Wir können ja mal probieren, wovon ich so träume, wenn du das bei mir im Schlaf machst.«
Udo hustete ein »Sicher!« und griff sich dabei ein wenig verlegen auf die Brust. Bianca sah ihn mahnend an: »Du! Das war kein Scherz!«
»Hab ich auch keine Sekunde dafür gehalten. Ich schwöre.«
»Na gut. Ich glaub dir, Schnucki. Aber ich muss jetzt.«
›Zsccchhhh! Blop!‹
Mit diesen Worten begann sie sich in Richtung Tür zu bewegen.
»Moment!« Udos Worte klangen ungewohnt fordernd, aber das gefiel Bianca.
»Ja?«
»Du kannst noch nicht gehen. Du musst mir erst von Samstag erzählen!«
»Wie von Samstag?«
›Zsccchhhh! Blop!‹
»Naja, außer dass ich mich da Hals über Kopf in dich verliebt habe, weiß ich nicht mehr viel.«
»Stimmt. Deswegen bist du ja da. Mein armes Schatzilein.«
Udo erkannte nicht, ob sie ihn eben zu veräppeln versuchte oder ob das aufrichtige Anteilnahme war.
»Ja, aber maximal die Kurzversion, weil ich habe meine Dienstzeit schon ein wenig überstrapaziert.« Bianca deutete dabei auf das zerwühlte Krankenbett.
»Na gut. Aber erzähl …«
»Naja. Eigentlich ist die Kurzversion auch die Langversion. Weil gar so viel ist da nicht passiert.«
Udo nickte und machte mit der Hand eine Kurbelbewegung.
»Ja, is ja gut – stress nicht. Na, ich war da im BOND und hatte eben mit meinem dummen Ex-Freund Schluss gemacht. Dieser Arsch hatte mich mal wieder betrogen. Eigentlich wollte ich gerade gehen und da bist du bei der Tür rein.«
»Ja, da hab ich Schnibbi vor die Tür gebracht und bin dann retour. Das weiß ich noch.«
»Wen?«
»Niemand – vergiss es. Unwichtig. Erzähl weiter.«
»Naja, du bist vorbei, hast mir in die Augen gesehen und meine Tränen bemerkt. Da bist du stehen geblieben und hast mich angesehen und gesagt: ›Sei nicht traurig, Süße!‹«
Udo war verwundert. Er sprach einfach so Frauen an? So kannte er sich gar nicht.
»Du hast gesagt, dass du das normalerweise nicht tun würdest, Frauen einfach so anzumachen, aber meine traurigen Augen hätten dir das Herz zerbrochen.« Aha – das erklärte es ein wenig.
Udo klopfte sich in Gedanken auf die Schultern. Gar nicht so blöd gemacht.
»Ja und da sind wir dann ins Gespräch gekommen. Und du hast gesagt, du kennst ein spitzenmäßiges Heilmittel gegen Liebeskummer und verweinte, traurige Augen: Tequila mit Zimt und Orange. Und du hast gesagt, dass Doktor Udo keine Widerrede duldet und wir sofort die Medizin einnehmen gehen müssen.«
Langsam fuhr sie ihm mit der Hand durchs Haar und küsste ihn.
»Du hast sogar gesagt, dass Doktor Udo aus Solidarität mittrinken werde, weil das den Heileffekt verstärkt.«
»Absolut!«, bestätigte Udo und musste über sich selbst lachen.
»Und da habe ich dir auch erzählt, dass das ja perfekt passt, weil ich hier Krankenschwester bin.«
Genau! Langsam begannen sich kleine einzelne Bewusstseinsfetzen in Udos Gehirn zu einer Erinnerung zu formieren.
»So nach zwölf Tequila – für jeden von uns – und ein paar bühnenreifen Tanzeinlagen – waren wir breit wie die Haubitzen und Doktor Udo sollte Recht behalten. Die Augen waren getrocknet und der Schmerz vergessen. Zwar keine Lösung – aber in dem Moment hat es verdammt gut getan.«
»Bühnenreife Tanzeinlagen?« Udo fragte nach.
»O ja. Ich nehme an, so eindrucksvoll wie du hat noch keiner den Tarzanschrei nachgemacht, oder auf einer der Lautsprecherboxen ›Jungle Drum‹ gesungen und performed.«
Es wurde eng in Udos Hals. Er hatte bitte was?
»Naja, nicht so schlimm, da hört einen eh keiner. Die Box übertönt das ja.«
»Prinzipiell richtig.« Bianca gluckste. Dabei legte sie ihm die Hand auf die Schulter, was zweifelsohne bedeuten sollte: Udo! Jetzt musst du stark sein. Udo verstand das Signal. Deswegen fragte er auch zögernd nach. »Was meinst du mit ›prinzipiell richtig‹?«
»Na, dass du zum DJ rauf bist, ihm einhundert Euro gegeben hast, damit er dir – ich darf dich zitieren – das Scheiß-Mikro gibt und die Musik leiser dreht. Und dann hast du mit leiser Musik im Hintergrund über alle
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