Tablettenfee
›Disko Ru ki‹. Während er immer noch die Hand an der Leber hielt, war Paul schon an ihm vorüber nach unten in Richtung Tür gegangen. Bianca hatte diese geöffnet und sah in seine Richtung.
»Kommst du, Schatzi, oder brauchst du eine Extraeinladung?«
Udo schluckte. Er konnte Schnibbi da nicht alleine lassen. Mitgegangen – Mitgefangen. Also trat auch er die Reise über die Treppen nach unten an.
»You ain‘t nothin‘ but a hound dog. Cryin‘ all the time …«
Kaum war Schnibbi über die Schwelle getreten und eine Tür weiter in das Kellergewölbe gestoßen, jaulte ihm auch schon Elvis entgegen. Draußen war die Musik kaum hörbar gewesen. Aber hier drinnen war die Musik das dominierende Element.
Da waren eine große, breite Theke, ein paar Tische, die vereinzelt die Wand entlang den Rand säumten und in der Mitte eine Tanzfläche. Das heißt, vermutlich hätte diese schwarzweiß gekachelte Fläche dafür dienen sollen, war aber leer. Es waren knapp zehn Personen im Lokal. Allesamt saßen sie auf den hinteren Tischen, nur ein Mann lehnte an der Theke. Als die drei das Lokal betreten hatten, waren alle Köpfe in Richtung Tür geschwenkt und hatten sie beobachtet.
Vermutlich doch nur falscher Alarm. Nach Organmafia sah es hier nicht aus, obwohl er wie gesagt freiwillig wohl nie hierher gegangen wäre.
»Schatzi? Was hast du? Geht‘s dir nicht gut?« Bianca war besorgt.
»Hä? Was? ... Wieso?«
»Na, du hast die ganze Zeit schon die Hand an deiner Seite.«
Udo zuckte zusammen und ließ die Hand nach unten sinken.
»Nein. Achso … äh. Nein …«
Er stotterte.
»Ich hatte vorhin nur so einen stechenden Schmerz in der Leber.«
»Da wird die Hand da aber kaum helfen!«
»Aha, und warum nicht?«
»Weil da die Leber ist.« Die Krankenschwester tippte auf die andere Seite und feixte triumphierend.
»Ahh Bianca. Du meiner Augen Licht bist.«
Der Typ hinterm Tresen hatte Bianca allem Anschein nach schon öfter gesehen. Er legte das Tuch, das er eben noch gehalten hatte, zur Seite, ging um den Tresen rum und begrüßte Bianca mit einem dicken Kuss links und einem noch dickeren Kuss rechts auf die Wangen.
»Schön, dass da du wieder bist. So einsam oft hier ist. Aber wenn du wieder da, alles viel besser« , sprach er in gebrochenem Deutsch.
»Ist.«
»Waaas?«
»… alles viel besser ist«, korrigierte Bianca.
»Ja, das auch«, bestätigte der Mann. Er war klein gewachsen, vom Alter her mindestens um die Fünfzig oder gar Sechzig und trug einen Backenbart mit Schnauzer. Obwohl er noch nicht wirklich graues Haar hatte, war sein leicht gekräuseltes dunkles Haar von vielen weißen und silbernen Strähnchen durchsetzt. Unter seinen Augen hatte er dunkle Ringe und die Haare am Oberkopf hatten der Stirn anscheinend auch schon länger Platz gemacht.
»Das ist Toni«, erklärte Bianca stolz und umarmte dabei den Hals des vermutlich bulgarischen Zwergenkönigs.
»… und das sind meine Freunde. Das sind mein Schatz, der Udo, und sein bester Freund, der Paul, aber du darfst auch Schnibbi zu ihm sagen.«
Der Zwergenkönig streckte die Hand aus und grinste, so dass man einige bräunliche Zähne sehen konnte.
»Hallo Udo. Hallo Schnipsi. Willkommen in kleinem meinem Lokal.
Ich hoffe, ihr euch wohlfühlen tut.«
»Klar, Yoda!« Udo und Schnibbi guckten sich kurz in die Augen und lachten dann laut los. Dabei blickten sie in die Augen von Bianca, welche gerade dabei waren, beide Freunde mit Blicken auf eine gar grausame Art und Weise zu töten.
»Was los ist?«
»Hör nicht auf die zwei Idioten, die machen sich darüber lustig, weil dein Deutsch nicht ganz so perfekt ist.« Ah, Bianca kannte Star Wars.
Der Alte setzte ein Lächeln auf und malte mit der Hand eine Geste in die Luft. Das schien ihn nicht weiter zu stören, auch jetzt war er immer noch freundlich. Toni der Zwergenkönig wuselte wieder hinter seinen Tresen, dann winkte er die drei näher an sich heran.
»Was ihr trinken wollt?«
»Das Gleiche wie immer. Mein Startgetränk bei dir.«
Der Alte grinste und nickte.
»Deine Freunde auch das trinken?«
»Klar doch!«
»Was trinken wir?« wollte Schnibbi wissen.
»Kalaschnikow!«
»Klar, was trinkt man sonst in einer Disko, die Ruski heißt?«
Im Hintergrund fing der Alte an eine Zitrone aufzuschneiden.
Dann stellte er vier Schnapsgläser vor sich auf und füllte diese halb mit Wodka. Die Zitronenscheiben legte er oben auf die Gläser und auf die Zitronenscheibe legte er einen
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