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Tablettenfee

Tablettenfee

Titel: Tablettenfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter K. Kubicza
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Espressolöffel.
    Dann nahm er vier Stück Würfelzucker und badete die jeweils kurz in einer Tasse mit brauner Flüssigkeit. Als er sah, wie Biancas männliche Freunde ihn beobachteten, erklärte er kurz: »Brauner Rum« und deutete auf die Tasse. Danach legte er die Würfelzucker oben auf die Zitronenscheibe in den Löffel und träufelte auf jede Portion noch ein wenig vom Rum in der Tasse. Dann entzündete er die Zuckerwürfel und begann die Konstruktionen vorsichtig zu servieren.
    »Salute!« rief Toni und hob sein Glas.
    »Erst den Wodka ex, dann den Würfelzucker und die Zitrone«, erklärte Bianca kurz. Udo und Schnibbi ergriffen ihr Glas.
    »Salute Udo! Salute Schnipsi! Salute mein Augenlicht!«
    »Schnibbi!«, korrigierte Paul ein wenig sauer, hob aber dennoch sein Glas.
    Im Nu waren alle Gläser geleert und alle lutschten auf ihren Zuckerwürfeln und Zitronenscheiben. Toni hielt ihnen eine Schale hin.
    »Ist für tun hinein Rest von Zitrone.«
    Nachdem er alle Zitronen eingesammelt hatte, drehte er sich um und schnitt neue Scheiben runter.
    »Was wird das jetzt?«, erkundigte sich Schnibbi.
    »Schnipsi, ich lade ein euch. Wir jetzt noch trinken eine Runde.«
    »Schni …« Mitten im Wort winkte Schnibbi ab.
    War doch egal, war er für Toni halt Schnipsi.
    ›Woooohhhhhooo. Dope Dope beat beat dope dope … rhyme rhyme …‹
    Mit lautem Geschrei des Textes des soeben erklingenden Liedes sprang Bianca plötzlich auf und rannte in Richtung Tanzfläche. Dort
    wiegte sie ihren blonden Lockenkopf zum Takt der Musik.
    Anscheinend nichts Neues, denn Toni blieb gänzlich ungerührt davon.
    Im Gegenteil, er drehte sich um begann noch eine Runde Kalaschnikow zu richten. Die beiden Jungs starrten immer noch in Biancas Richtung. Sie war immer noch alleine auf der Tanzfläche und wiegte sich zum ›tight shit‹, wie es eben aus den Lautsprechern dudelte. Auch die restlichen komischen Gestalten des Lokales hatten mittlerweile ihre Augen auf Bianca gerichtet.
    »Beginner!«, erklärte Toni, während er wieder vorsichtig die neuen Zitronenscheiben auf die Gläser legte.
    »Hä???«
    »Absolute Beginner. Eine deutsche Rap-Band ist. Ihr doch auch kennen sollt. Das Best-of-Mix ist. Bianca super gefällt. Kennst du doch auch, Schnipsi?«
    »Ja, Yoda. Kennen wir.«
    »Warum du Yoda sagen?«
    »Weil‘s passt. Hehe, ist aber nicht bös gemeint. Yoda ist ein Held.«
    »Held gut klingen tut.«
    »Siehst du. Und Schnipsi ist dein junger Padawan.«
    »Mein was?«
    »Egal! Du bist Yoda. Das ist Schnipsi, dein Padawan. Und ich bin …«
    »Udo«, ergänzte Toni ganz gekonnt.
    »Ja, genau – so langweilig das auch sein mag – aber ich bin Udo.«
    In dem Moment knallte Toni-Yoda die frisch gefüllten Gläser auf den Tresen.
    › … Texte wachsen nicht auf den Bäumen und Beats kommen nicht mit der Post ... ‹, dudelten die Beginner aus den Boxen.
    »Prost Schnipsi! Prost Udo!« Der komisch sprechende Kleinwüchsige erhob das Glas.
    »Prost Yoda!«
    ›KLING!‹
    In einem Zug wurden die Gläser geleert.
    Die Augen der Jungs waren immer noch auf die tanzende Bianca in der Mitte des Raumes gerichtet.
    Gefühlte einhundert Runden Kalaschnikow und dreimalige Wiederholung des Beginner Best-of später saßen die vier mittlerweile an einem Tisch. Stehen war nicht mehr so drin. Zum einen waren die Jungs müde, denn bereits beim zweiten Mal gab es kein Entkommen und sie mussten mit auf die Tanzfläche. Wobei die flüssigen AK-47 das ihre dazu beitrugen den Widerstand recht gering zu halten.
    Zum anderen war gerade Stehen nach dem zehnten Kalaschnikow nur mehr eine Aufgabe für ganz Geeichte. Also saß man.
    Der Einzige, der von den Kalaschnikows gänzlich unbeeindruckt zu sein schien, war Toni. Hin und wieder musste er aufstehen und seine Gäste bedienen. Wenn er das tat, konnte man bei ihm rein gar keine Beeinträchtigung bemerken. Nicht so bei Udo und Schnibbi. Die beiden fanden den Weg zur Toilette nur im riesengroß geschwankten Achter. Aber das Schlimmste war – auch Bianca ging immer noch ziemlich selbstsicher und gerade. Wie konnte das denn sein?
    Die Antwort kam wenige Minuten später, als Bianca die momentane Stille mit der Offenbarung unterbrach, dass sie Kalaschnikows ohne Ende trinken könnte, weil die soooo lecker wären.
    ›Stimmt. Lecker waren die ja wirklich‹, dachte Udo.
    ›… aber ohne Ende? Pfffuu!‹ Er war eher schon am Ende.
    Schnipsi vermutlich auch, denn der wackelte eben zum Tisch zurück. Mit lautem Ächzen

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