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Tablettenfee

Tablettenfee

Titel: Tablettenfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter K. Kubicza
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Badezimmer.
    Es war zufälligerweise der gleiche Taxilenker wie gestern, dennoch erkundigte er sich wieder zweimal, ob sie denn wirklich dorthin wollten. Komischer Kauz! Egal. Sie wollten zu Yoda auf ein paar Kalaschnikows.
    Kaum hatten die zwei den Raum hinter der zweiten Tür betreten, wurden sie auch schon freundlich begrüßt.
    »Hallo Schnipsi! Hallo Udo!«
    Freundlich winkte Toni-Yoda hinter dem Tresen in ihre Richtung. Heute war die Musik nicht ganz so laut wie im Vergleich zu deren letzten Besuch. Besucherzahlenmäßig war es allerdings leider gleich geblieben. Kaum zu glauben, dass man davon leben konnte.
    Die beiden setzten sich auf die Barhocker und noch bevor das erste sinnvolle Wort mit Yoda gewechselt worden ist, knallte dieser schon drei Schnapsgläser auf den Tresen.
    »Wie ich Leute kennen, meiste wiederkommen wegen meine Kalaschnikows.« Er lachte.
    »Rata-tata-ta!« Mit den Händen simulierte er ein Gewehr, zielte mit der fiktiven Wumme gegen die Decke des Raumes und gab diese komischen Laute von sich. Laut auflachend schenkte er die Gläser ein. Udo erinnerte Schnippi daran, dass er nichts trinken wollte. Aber der Widerstand hielt nicht lange an. Mit einem lauten »Rata-tata-ta« leerten die beiden Freunde ihre Gläser.
    »Ahhhh!« Schnibbi hielt sich die Brust. »Brennt ganz schön das Zeug.«
    »Nix gut?« Toni schien besorgt zu sein.
    »Doch, doch … Nur scharf halt.«
    Toni lachte, er hatte verstanden.
    Und die Zeit verging und Toni hatte schon mehrmals nachgeschenkt.
    Jede zweite Runde kündigte er an: »Geht auf Haus!«
    Udo hatte schon ein schlechtes Gewissen, zumindest der Rest seines noch aktiven Gehirns hatte so etwas. Schließlich hatte er ja neulich auch schon fast nichts bezahlt. Schnipsi-Schnibbi schien so etwas nicht zu kennen, denn dieser klopfte gerade mit der flachen Hand auf den Tresen und rief: »Tooooooooni! Noch eine aufsch Hauss bitte! Hehe.«
    So was Unverschämtes aber auch. Egal, Toni schenkte ein und Udo trank mit. Was soll‘s. Einige Getränke, laut mitgegrölte Lieder und Toilettengänge später kam die erste SMS von Bianca.
    ›Er ist grad kurz aufs Klo. Schaut aus als wenn er anbeißt. Wird aber sicher später.‹
    Udo schrieb nicht zurück, denn so war es vereinbart. Auch wenn es nicht leicht war. Okay, der Plan war im Laufen. Konnte es echt sein, dass es so einfach war sich als Frau an einen Mann ranzumachen? Udo dachte nach. Verdammt. Wahrscheinlich schon. Jetzt musste er an Bianca denken. War der Plan wirklich klug? Hatte sie das alles wirklich im Griff? Wenn er daran dachte, dass der Leitner sie mit seinen dreckigen Schmuddelfingern anfassen würde ...
    Er hätte schreien und kotzen zugleich können. Gerade jetzt, wo der Alkohol die Lenkbarkeit seiner Gefühle arg eingeschränkt hatte.
    Er presste die Lippen aufeinander. Ein Gefühl des Hasses beschlich ihn. Er musste sich wieder unter Kontrolle bringen. Er ballte die linke Hand zur Faust und klopfte laut und fest mit der rechten auf den Tresen.
    ›BAM! BAM! BAM!‹
    Toni starrte ihn an. »Schon gut, schon gut. Du wildes Hund du. Ich geb ja schon noch eine Runde aus.« Udo wurde rot. War das peinlich.
    Toni-Yoda hatte ihn missverstanden. Aber da hatte Schnibbi auch schon das Glas ergriffen, das Toni eben serviert hatte und mit einem lauten »Prost!« in einem Zug in den Rachen geleert. Na gut, was soll´s.
    Auch Udo ergriff das Glas, prostete dem Hausherren zu und versuchte seine Gefühle hinunterzuspülen.
    Je später die Stunde, umso illustrer wurden die Gäste, wenn auch nicht wesentlich mehr an der Zahl. Toni hatte begonnen alte Geschichten aus Bulgarien zu erzählen und dann war da noch sein Freund Jani. Udo hatte Jani erst heute kennen gelernt. Jani war groß und schlaksig und hatte rotblondes Haar. Anscheinend schien dieser Jani zu denken, dass ihn eine Dauerwelle schmückte. Er sah so aus wie vor zwanzig Jahren, vermutlich passte er deswegen so perfekt in diesen Laden.
    Udo wollte beinahe Lachen vor Freude. Aber er tat es nicht, hätte ja womöglich wieder missverstanden werden können. Als es immer später wurde, waren die Jungs und Toni weg vom Tresen, hin zu einem Tisch in der Ecke gewandert. Dort saßen und lehnten sie nun. Die Sprache war schwerfälliger geworden und mittlerweile kam auch die Konversation ins Stocken. Natürlich nicht unwesentlich durch den Alkohol beeinflusst. Wieder erfüllt Stille den Tisch, dafür hörte man umso besser die Musik im Hintergrund dudeln. Es klang nach

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