Tablettenfee

Stellen den Zellstoff der gelben Pappschachtel zu durchfeuchten begann? Er drehte sich so, dass Bianca weder die Schachtel noch deren Färbung sehen konnte.
    »Und was wirst du jetzt mit ihm machen?«
    »Schatzi, geh du schon mal nach oben! Ich und Schnibbi werden sie hier in der Erde begraben.« Er deutete nach hinten in den Teil des Gartens, in dem allerlei Sträucher standen.
    Bianca schniefte, nickte und verzog sich ins Haus.
    Udo stand mit der Schachtel da und blickte ihr nach.
    Schnibbi stieg zurück in die Rennzitrone und parkte diese wieder ein.
    »Also, wo ist das Teil, das wir begraben wollen?« Er blickte auf Udos leere Hände.
    »Begraben?« Udo schien ihn nicht verstanden zu haben.
    »Na, die Eierschachtel mit Eddi.«
    Udo lachte und tippte sich an die Stirn und mit der anderen deutete er auf die Tonne neben ihm mit der Aufschrift ›Restmüll‹.

15 GRRR! WUFF!
    Nachdem sich die drei wieder alle im Wohnzimmer versammelt hatten und ein bisschen über ihren gestrigen Besuch im Ruski plauderten, ließ die angespannte Stimmung wieder nach. Bianca kuschelte mit Udo auf der Couch. Und Schnibbi hatte wieder die Playstation gestartet, so dass wieder Batman über den Bildschirm segelte. Gerade war sein fledermausartiges Alter Ego wieder irgendwo abgestürzt. Ein großes ›Wollen Sie es noch einmal versuchen?‹ erschien am Bildschirm.
    Mit einem lauten »Fuck!« schien Schnibbi die Frage bestätigen zu wollen. Wieder stand Batman am alten Ausgangspunkt, von welchem weg Schnibbi seit sicher zehn Minuten schon rumgurkte.
    »Lass mich mal …«, bot Udo an.
    »Spinnst? Jetzt hab ich‘s gleich.«
    »Schaut nicht so aus!« Udo grinste.
    »Alter, komm. So weit bist du noch nicht mal gekommen.«
    Udo schwieg. Da hatte Schnibbi einen wunden Punkt getroffen.
    Vielleicht wäre er schon weiter, aber da waren ihm in der letzten Woche ein paar Dinge dazwischengekommen.
    ›Zsccchhhh! Blop!‹
    Ja genau, sie zum Beispiel war dazwischengekommen.
    Er musste schmunzeln, als er die letzte Woche noch einmal Revue passieren ließ. Hehe, war schon lustig gewesen. Bis auf die Sache mit dem Scheiß-Leitner. Apropos Leitner.
    »Sag mal, was hast du jetzt mit dem Leitner ausgemacht?«
    »Naja, nix Fixes. Er hat gesagt er meldet sich …«
    »Am Handy?«
    »Nö. Hab ihm ja keine Nummer gegeben. Er hat nur die Mailadresse.«
    »Na, dann lass die mal checken.«
    ›Sie haben 25 neue Mails.‹
    »Aha!« Da war selbst Bianca erstaunt.
    Fünfundzwanzig neue Mails und sieben davon waren von Leitner. Er hatte ihr allerlei Sachen gemailt. Links zu interessanten Lokalen, Sachen, die ihm hinterher noch eingefallen waren und – Fotos von sich. Die anderen achtzehn Mails waren Freundschaftseinladungen von Männern, die Bianca noch nie gesehen hatte. Anscheinend reichte es im Profil stehen zu haben, dass man neu in einer Stadt war – attraktives Foto inklusive.
    »Mach schon auf!« Udo deutete auf Leitners Dateianhänge.
    »Wollen wir die wirklich ansehen?«
    »Hä? Wovor hast denn Angst?«
    ›Zsccchhhh! Blop!‹
    »Davor! Und direkt Angst kann man das nicht nennen. Hehe!«
    Bianca deutete mit dem Zeigefinger auf einen nackten, erigierten Penis, der zweifelsohne Leitner zu gehören schien. Auch wenn kein Kopf am Foto war, der Körper war eindeutig zuordenbar und außerdem war das Mail ja auch von dem HTL-Fuzzi.
    »Spinnt der?« Udo wurde lauter und knallte sein Glas Mineralwasser auf den Tisch, so dass ein wenig davon überschwappte.
    »Wer?« Nun wurde auch Schnibbi neugierig und hatte Batman mal wieder mittels Pausetaste im Flug eingefroren.
    Das war Udo eindeutig zu viel an Information. Er begann sich zu fragen, ob er das Bild jemals wieder aus seinen Kopf bekommen würde oder ob er Leitner künftig nur noch so sehen würde.
    Es war ihm klar, dass er das spätestens morgen wissen würde.
    Bianca schien nicht ganz so schockiert, denn das Bild war immer noch geöffnet und Bianca scrollte mit der Maus auf und ab.
    »Kannst du jetzt bitte endlich weiterklicken!«, herrschte Udo sie an.
    ›Zsccchhhh! Blop!‹
    »Hey! Immer cool bleiben. Du wolltest, dass ich es aufmache.«
    »Na und? Tu nicht so als hättest du gewusst, was dich … äh,
    also uns da erwartet.«
    »Hmm, eigentlich schon. Das ist Schema F. Ihr Männer glaubt alle euer Schwanz ist aus Gold. Und leider gerade solche Volltrottel wie dein Chef fühlen sich dann auch noch bemüßigt Bilder davon fast schon krankhaft verteilen zu müssen. Glaubst du, das ist das erste Mal dass ich so