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Tacheles

Tacheles

Titel: Tacheles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Pittler
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äußeren Eindruck nicht täuschen lassen! Es mag sein, dass sie hübsch und nett und zuvorkommend wirkt, mittlerweile aber weißt du es besser. Lass also nicht locker, setz nach!
    Bronsteins Gedanken gemahnten ihn an seine Pflicht, während sein Herz schon wieder geneigt war, die junge Schönheit zu pardonieren. Cerny entging das Zögern seines Kollegen nicht, und so griff er, da Bronstein noch sichtlich am Sinnieren war, den Gesprächsfaden auf: „Und das war das einzige Motiv für Ihre Intervention zu seinen Gunsten?“
    „Was für ein Motiv sollte ich denn sonst haben?“
    „Sie hatten eine Affäre mit dem Kerl!“, platzte es plötzlich aus Bronstein heraus. Das Gesicht der Demand wechselte die Farbe. Erstaunt sah sie die beiden Ermittler an: „Der gute Mann war ein paar Mal bei mir zum Kaffee, das stimmt. Dabei haben wir uns über Kunst und Kultur unterhalten. Das war aber auch schon alles. Ich wollte ihm ein wenig unter die Arme greifen, ohne dabei aufdringlich zu wirken. Von einer Affäre kann nicht im Geringsten die Rede sein.“ Bronstein war beinahe geneigt, der Demand zu glauben, so überzeugt hatte sieihre Version der Geschichte dargelegt. Warum aber hätte Eva, die Hausmeisterin, ihm eine solche Lüge auftischen sollen? Nein, es war die Demand, die log.
    „Sie leugnen also eine Liebesbeziehung. Würden Sie dies auch bei einem Sportlehrer und einem Literaten tun?“, setzte Bronstein daher nach.
    „Sie sind ja erstaunlich gut über meinen Umgang informiert“, stellte die Demand sachlich fest. „Aber ich kann nicht gerade behaupten, dass mir gefällt, was Sie da insinuieren.“
    „Es ist egal, ob Ihnen das gefällt oder nicht, die entscheidende Frage ist: Hatten Sie Affären mit den genannten Männern oder nicht?“
    Alwine Demand sank plötzlich in sich zusammen, als hätte man ihr einen Hieb verpasst. Die eben noch zurückhaltende, aber dennoch selbstbewusste Frau wirkte auf einmal eingeschüchtert, verletzlich und verwundbar. „Ich wüsste nicht“, begann sie, „was das mit dem Tod meines Mannes zu tun haben sollte, aber ja, da Sie es offenbar ohnehin schon zu wissen scheinen, ja, ich hatte Affären. Mehrere sogar. Aber hätten Sie meinen Mann gekannt, Sie würden diesen Umstand anders beurteilen.“
    „Wie sollte ich Ehebruch anders beurteilen denn als Ehebruch?“ In Bronsteins Stimme schwang ein Hohn mit, der Cerny verwunderte. Warum engagierte sich Bronstein in dieser Frage so? Und vor allem, warum gab er sich mit dieser allgemein formulierten Erklärung nicht zufrieden und schritt zum eigentlichen Thema?
    „Wie weit gingen diese sexuellen Beziehungen zu den genannten Herrschaften?“, fauchte Bronstein nachgerade.
    „So weit sie eben gehen müssen, um zu einem erfüllten Liebesleben zu gelangen. Aber würden Sie die Güte haben …“
    „Mit wem fanden Sie Erfüllung? Mit dem Schriftsteller, mit dem Sportler, mit beiden? Oder gibt es weitere Liebhaber, von denen wir im Augenblick noch nichts wissen?“
    „Nur mit dem Literaten. Das mit dem Tennislehrer war mehr so eine flüchtige Bekanntschaft ohne sonderlichen Tiefgang. Ich gebe aber zu, dass ich mit dem Dichter sehr weit gegangen bin. Er ist ein ungemein feinfühliger junger Mann, den ich auch heute noch gern in meiner Nähe weiß. Wir haben einander viel gegeben, aber denken Sie nicht, Sie könnten dabei ein Motiv finden. Mein Mann wusste davon und hat es ausdrücklich gebilligt, dass ich mir mit dem jungen Mann ein wenig die Zeit vertrieb.“
    „Billigte er auch Ihre Beziehung zu seinem eigenen Sohn?“ Bronstein war aufgesprungen und fixierte die Witwe mit einem stechenden Blick, dem diese jedoch standhielt.
    „Was um Himmels Willen wollen Sie denn jetzt andeuten?“, fragte sie zurück.
    „Ach kommen Sie, Frau Demand, tun Sie nicht mehr so unschuldig. Sie hatten auch mit Hermann Demand, Ihrem Stiefsohn, eine Affäre. Das ist bezeugt.“
    „Das finde ich aber interessant. Wer sollte denn das bezeugen? Mir wissentlich war nie eine dritte Person zugegen, wenn wir uns getroffen haben. Was übrigens nur ein paar Mal in den letzten Wochen geschah, nebenbei bemerkt.“
    „Wir haben Zeugen dafür, dass Herr Demand Sie in Ihrer Wohnung aufsuchte und stets sehr lange blieb, ehe er Ihre Wohnung wieder verließ. Sie wollen mir doch hoffentlich nicht weismachen, dass Sie gemeinsam Patiencen legten oder dergleichen.“
    „Eher dergleichen“, bemühte sich die Demand um Beherrschung. Bronstein stutzte: „Wie soll ich das

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