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Tacheles

Tacheles

Titel: Tacheles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Pittler
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verstehen?“
    „Nun, mein Stiefsohn und mein Gatte waren grundsätzlich unterschiedlicher Meinung in Bezug auf die Firmenpolitik. Mein Mann war in den letzten Jahren sehr störrisch geworden und verkannte mitunter die Zeichen der Zeit, wie ich annehme. Angesichts der großen Krise wollte mein Stiefsohn dieFirmenphilosophie geändert sehen, was zu, wie ich hörte, lautstarken Auseinandersetzungen zwischen Vater und Sohn führte. Und weil die beiden irgendwann einen toten Punkt erreicht hatten, an dem sich keiner von ihnen mehr bewegen konnte, ohne das Gesicht zu verlieren, ist mein Stiefsohn irgendwann einmal zu mir gekommen, weil er hoffte, durch mich zu einer positiven Lösung zu kommen. Ich sollte zwischen ihm und seinem Vater vermitteln.“
    Bronstein zögerte nur kurz: „Das würde allenfalls ein Treffen erklären, nicht aber deren mehrere.“
    „Es würde zumindest zwei erklären, meinen Sie nicht? Jenes, in dem er mich um Intervention ersuchte, und jenes, in dem ich ihn über den Ausgang meines Gesprächs mit meinem Gatten unterrichtete.“
    „Gut, zwei“, gab Bronstein zu, „wir wissen aber von mindestens sechs solcher Treffen“, log er.
    „Dann wissen Sie mehr als ich“, blieb die Demand sachlich, „ich weiß nur von fünf Treffen. Nachdem ich Hermann erzählt hatte, wie sein Vater reagiert hatte, bat er mich um eine weitere Intervention, wobei er erklärte, er könne seine Argumente mit konkreten Zahlen untermauern. Zu diesem Zweck vereinbarten wir beide ein drittes Treffen, zu dem er entsprechendes Material mitbrachte. Dieses wollte ich mir überprüfen und erklären lassen, weshalb ich Hermann ersuchte, zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal zu kommen. So kam das vierte Treffen zustande, und das fünfte war dann meinem Bericht von der neuerlichen Unterredung mit meinem Mann gewidmet.“
    Bronstein sah Cerny an. Ohne Worte signalisierten die beiden einander, dass diese Geschichte zumindest plausibel klang, wenngleich sie natürlich entsprechend überprüft werden musste.
    „Und wer hat Ihnen diese Zahlen überprüft und erklärt?“, fragte Bronstein schließlich.
    „Der Prokurist der Firma. Holzer heißt er.“
    „Und Ihnen kam nicht die Idee, dass dies ein abgekartetes Spiel zwischen Hermann Demand und Holzer sein könnte?“ Bronstein hatte mittlerweile den Standpunkt der Demand bereits als gegeben angenommen und dachte nicht mehr an eine allfällige Liebesbeziehung. Jetzt galt all seine Aufmerksamkeit dem geschäftlichen Teil, und da erschein es ihm töricht, ausgerechnet zu Holzer gegangen zu sein.
    „Ja zu wem hätte ich denn sonst gehen sollen? Ich konnte ja schwerlich in die Welt hinausziehen, um mir von Krethi und Plethi Firmeninterna erläutern zu lassen.“
    „Ja, aber Holzer, das mussten Sie doch auch wissen, hatte in dieser Sache selbst einiges zu verlieren – oder zu gewinnen. Je nachdem, da musste es Ihnen doch einleuchten, dass Holzer niemals objektiv sein konnte.“
    „Das ist mir heute auch klar. Doch damals erschien es mir die einzige Möglichkeit zu sein, einen objektiveren Überblick über die Zustände in der Firma zu erhalten. Meinem Mann blieb es natürlich nicht verborgen, wer mich zu meinem Verhalten ihm gegenüber ermuntert hatte, und ich denke, am Ende grollte er seinem Sohn und Holzer mehr als jemals zuvor. Wie ich hörte, plante er sogar, Holzer zu entlassen, da er auf irgendwelche Ungereimtheiten gestoßen war, die das Unternehmen zusätzlich in Bedrängnis brachten. Davon weiß ich allerdings nichts mehr, da mir mein Mann Ende Mai oder Anfang Juni jedes weitere Engagement in dieser Sache strikt untersagte und ich mich an diese seine Weisung auch hielt.“
    „Und Sie bleiben dabei, dass sich Ihre Beziehung zu Ihrem Stiefsohn ausschließlich auf den geschäftlichen Bereich erstreckte?“
    „Unbedingt.“
    Bronstein verbeugte sich leicht: „Dann, gnädige Frau, bitte ich Sie inständig, unsere tief empfundene Entschuldigungentgegenzunehmen. Wir waren offensichtlich falsch informiert. Und die Zeugen erschienen uns so glaubhaft, dass wir irrtümlicherweise von falschen Überlegungen ausgingen. Ich kann Sie nur bitten, uns unser Verhalten nachzusehen.“
    „Ich bitte Sie“, gab sich die Demand nun generös, „ich bin sicher, Sie tun nur Ihre Pflicht. Aber“, fügte sie mit einem strengeren Ton hinzu, „in Hinkunft würde ich Sie bitten, von vorschnellen Schlüssen unbedingt Abstand zu nehmen.“
    „Wir werden diesen Rat beherzigen“, entgegnete Cerny

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