Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tacheles

Tacheles

Titel: Tacheles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Pittler
Vom Netzwerk:
Spurensicherung geholt. Und jetzt stell dir einmal vor, was da passiert ist!“
    „Na, was ist passiert?“, replizierte Bronstein, der keine Lust auf Ratespiele hatte, ungeduldig.
    „Die Schuhe von Kotzler weisen Blutspuren auf. Aber die Kollegen von der Spurensicherung haben keine Vergleichswerte von der Leiche. Daher kann man nicht sagen, ob das Blut vom Demand stammt. Aber es kommt noch schlimmer“, begütigte Cerny Bronstein, der eben zu einem lautstarken Protest angesetzt hatte, „sie können nicht einmal mit absoluter Sicherheit sagen, ob es überhaupt Menschenblut ist.“
    „Ja sind denn die vollkommen meschugge geworden?“
    „Sie sagen, erstens ist das Blut vollkommen eingetrocknet, das klebt mindestens schon zehn bis vierzehn Tage auf den Schuhen – was ja passen würde, sei hinzugefügt –, zweitens sind die Spuren so minimal, dass man sie nicht mit der nötigen Sicherheit analysieren kann, und drittens sind sie bearbeitet worden.“
    „Was heißt bearbeitet?“
    „Na ja, der Kotzler dürfte in den letzten Tagen in so ziemlich jeden Dreck gestiegen sein, der irgendwo herumgelegen ist. Die Blutspuren sind mit Öl, Seife, Benzin, Alkohol und noch ein paar Substanzen vermischt worden, kontinuierlich, heißt es.“
    „Das hat der absichtlich gemacht“, platzte es aus Bronstein heraus.
    „Das sehe ich auch so“, nickte Cerny.
    „Ich sag dir, der Kotzler ist unser Mann, den nehmen wir uns jetzt noch einmal ordentlich vor.“
    Bronstein erhob sich und schickte sich an, zur Tür zu gehen, doch hielt er mitten in der Bewegung inne und setzte sich wieder: „Was meinst, sollen wir uns gleich einen Haftbefehl ausstellen lassen? Am Revier wird der sicher nicht so mutig sein wie in der Fabrikshalle in Gesellschaft seiner lieben Freunde.“
    „Der Tatverdacht ist hinreichend, ja, ich tät sagen, ein Haftbefehl ist angebracht“, stimmte Cerny dem Obersten zu.
    „Na, dann machen wir es so.“
    Wenig später rückten Bronstein und Cerny mit einer Funkstreife aus, um Kotzler gleich vom Demand’schen Werk zur Elisabethpromenade zu bringen. Als Kotzler die uniformierten Beamten sah, verzichtete er auf jede Form von Widerstand und ließ sich willenlos abführen. Bronstein wertete dies als glattes Schuldeingeständnis. Kotzler wusste, dass er verloren hatte, und schickte sich nun ins Unvermeidliche. Doch kurz bevor sie das Ende der Halle erreicht hatten, drehte sich Kotzler noch einmal in Richtung seiner Kollegen, die die Szene schweigend mitverfolgt hatten, um und schrie: „So geht es einem in diesem Land. Vergesst das nicht! Deutschland muss leben, auch wenn wir sterben müssen!“
    Bronstein verdrehte die Augen. Was für ein pathetischer Idiot. Sicher kam jetzt auch noch „Deutschland erwache!“
    „Deutschland erwache!“ Kotzlers Ruf wurde durch einen unsanften Stoß seitens eines der Uniformierten eher zu einem Gurgeln, aber Bronstein durfte sich bestätigt fühlen. Vor dem Werk wurde Kotzler in den grünen Heinrich verfrachtet, und Bronstein wies die Polizisten an, ihn sofort in einen der Verhörräume des Untersuchungsgefängnisses zu bringen, wo er erst einmal eine Weile dunsten sollte. Natürlich konnte man ihn auch gleich in eine Zelle sperren, doch dort würde sichKotzler eher abreagieren können als in einem Verhörraum, wo er damit rechnen musste, jeden Augenblick befragt zu werden. Umso mehr würde seine Spannung steigen, wenn einfach niemand kam. Und wenn Kotzler dann kurz davor war, lautstark zu explodieren, dann würde man mit der Vernehmung beginnen und Kotzler gezielt provozieren. Alles Weitere war dann nur noch Routine. Kotzler würde einen Fehler nach dem anderen machen und sich tief in den Dreck reiten, aus dem er nicht mehr herausfinden würde. Sein Geständnis war dann nur noch eine Frage der Zeit. Und bei jemandem wie Kotzler würde es nicht allzu lange dauern.
    Bronstein blickte auf die Uhr. Sie hatten es doch wirklich geschafft, die ganze Aktion von Kotzlers Verhaftung noch vor der Mittagspause erfolgreich zu einem Ende zu bringen. Da hatte man sich die Atzung wahrlich verdient.
    „Ob wir den Murer auch im Auge behalten sollten?“
    Bronstein schreckte aus seinen Gedanken auf. „Wie?“
    „Der Murer! Soviel wir wissen, stecken die beiden doch permanent unter einer Decke. Dem wird das nicht sonderlich schmecken, dass wir den Kotzler kassiert haben. Und umso interessanter wäre es doch, seine weiteren Schritte zu beobachten.“
    „Meinst, wir sollten ihn

Weitere Kostenlose Bücher