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Täglich frische Leichen

Täglich frische Leichen

Titel: Täglich frische Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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denken«,
zischte Arturo, »daß allein mein Wohlwollen dich vor dem Tod am Galgen bewahren
kann. Strapaziere es nicht zu sehr.« Er drehte sich auf dem Absatz um und
marschierte zur Tür.
    »He, Arty !«
sagte ich scharf.
    Er blieb in der Tür stehen und
wandte mir langsam den Kopf zu. »Reden Sie mit mir?« fragte er ungläubig. »Mit
Arturo, dem Sohn des Präsidenten, Ritter des Ordens vom Goldenen Falken,
General der Streitkräfte, Admiral der Flotte, Marschall der Luftwaffe? Sie
wagen es, mich Arty zu nennen?«
    »Gewiß.« Ich lächelte ihn an.
»Ich wollte nur sagen: Wenn Sie meine Bluse nicht mehr brauchen — ich hätte sie
gern zurück.«
    » Caramba !« schrie er,
und ich meinte, jetzt müsse ihm gleich der Schaum vor den Mund treten. Aber
statt dessen verschwand er und schmetterte die Tür hinter sich ins Schloß.
    Eine kurze Stille folgte, dann
sagte Rafael: »Komm, Chiquita, wir machen uns lieber auf.«
    »Wenn du glaubst, ich gehe in
dieses Haus zurück, dann bist du noch dümmer, als ich dachte!«
    Rafael schüttelte langsam den
Kopf. »Wir fahren nicht zurück«, sagte er. »Ich muß vor allem mit Johnny reden.
Wir besuchen ihn jetzt.«
    Da erinnerte ich mich: Johnny!
Bei all der Turbulenz hatte ich ihn völlig vergessen.
    »Du hast recht, Rafael«, sagte
ich eilig. »Wir müssen Johnny finden. Vielleicht ist er umgebracht worden...
oder?«
    »Johnny?«
    Ich erzählte es ihm auf dem Weg
zum Wagen und während der Fahrt in die Stadt, nämlich — daß ich Johnny den
ganzen Tag nicht erreicht hatte.
    »Schlimm«, meinte Rafael. »Das
gefällt mir ganz und gar nicht. Vielleicht sollten wir erst mal diesen Milroyd
fragen, ob er weiß, was Johnny zugestoßen ist?«
    »Meinst du, er sagt’s dir,
selbst wenn er’s weiß?« meinte ich spöttisch.
    »Chiquita«, antwortete er
selbstzufrieden, »auf der ganzen Welt gibt es keinen Menschen, der mir sein
Wissen nicht anvertraut — wenn ich erst einmal anfange, ihn zu überreden. Das
ist eine Kunst, die ich wahrhaft meisterhaft beherrsche.«
    »Und wie kommt es dann, daß du
tanzen mußt, sobald dieser lächerliche kleine Affe namens Arturo pfeift?«
    Seine Züge verdüsterten sich.
»Diese Situation muß bereinigt werden«, murmelte er. »In meiner Heimat lebt ein
Bettler. Er steht vor dem Gerichtsgebäude und spielt auf einer Drehorgel. Ihm
habe ich Arturo zugedacht.«
    »Wie bitte?«
    »Mit einer silbernen Kette um
den Hals wird Arturo vor der Drehorgel tanzen, daß seine silbernen Sporen in
der Sonne funkeln«, sagte er. »Ich, Rafael Vega, werde dafür sorgen.«
    Ich ließ ihm seinen Spaß, weil
ich daran dachte, wie er mir in der Villa Stern aus der Klemme geholfen hatte.
»Du schaffst es bestimmt«, sagte ich und tätschelte ihm die Hand. »Aber ich
glaube, wir versuchend erst mal im Büro und dann in Johnnys Wohnung, ehe wir zu
Milroyd fahren.«
    »Wie du meinst, Mavis.« Rafael
nickte.
    »Wie kam es eigentlich, daß du
gerade noch rechtzeitig eingetrudelt bist, um mich vor den beiden Verrückten zu
retten?«
    »Arturo hat mich geschickt«,
sagte er.
    »Arturo?«
    »Ich sollte der Witwe sein
tiefes Mitgefühl und Beileid übermitteln«, erklärte er feierlich. »Ich sollte
fragen, ob er irgend etwas für sie tun könne. Ein unglücklicher Zufall
verhinderte freilich, daß ich sie fragen konnte.«
    Ich mußte lachen. »Aber er kann
nicht behaupten, du hättest nichts für sie getan, nicht wahr?«
    »Ich habe ihr fünf Minuten lang
meine ungeteilte Aufmerksamkeit gewidmet.« Er seufzte tief. » Por dios ! Mein
rechter Arm tut mir jetzt noch weh.«
    Wir ordneten uns in den
Wagenstrom auf dem Sunset Strip ein, und Rafael brachte es fertig, nur ein
Kilometerchen vom Büro entfernt einen Parkplatz zu finden. Als wir am Büro
anlangten, sahen wir drin schon Licht brennen, und ich war sehr froh, daß
Johnny offenbar also doch nichts passiert war. Aber dann überlegte ich mir, daß
vielleicht ein Unbefugter in unsere Räume eingedrungen sei, weshalb ich Rafael
bat, vorsichtig hineinzugehen — und als erster.
    Ich hatte den Schlüssel parat,
aber die Tür war nicht verschlossen. Rafael stieß sie behutsam auf und ging
hinein, die Pistole in der Rechten. Ich folgte ihm nervös.
    Wir standen mitten im ersten
Zimmer, da erscholl plötzlich eine Stimme: »Wonach sucht ihr beiden denn, nach
Ameisen?«
    Wir fuhren zusammen und
starrten ins Nebenzimmer. Da saß Johnny seelenruhig in seinem Büro und hatte
die Füße auf dem Schreibtisch.
    »Johnny, Darling!« rief ich

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