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Täglich frische Leichen

Täglich frische Leichen

Titel: Täglich frische Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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und
stürzte hinüber, um ihn zum freudigen Wiedersehen mit einem Kuß zu begrüßen.
Aber dieser herzlose Mensch stieß mich zurück, so daß ich an einem Rollschrank
landete.
    »Johnny, amigo «,
sagte Rafael bewegt. »Wie schön, Sie wiederzusehen — und dazu noch lebend.«
    Johnny beäugte ihn mißtrauisch.
»Was geht hier eigentlich vor?«
    »Wir haben uns deinetwegen
Sorgen gemacht, Johnny«, sagte ich mit Schmerz in der Stimme, während ich mich
von dem harten Schrank entfernte. »Weil wir nicht wußten, was dir zugestoßen
war.«
    »Ach?« sagte er kalt. »Na, das
nenne ich einen Zufall! Ich habe mir nämlich deinetwegen aus genau dem gleichen
Grund Sorgen gemacht, Mavis.«
    Sein Gesicht rötete sich, er
knurrte mich an: »Nun sag mir bloß, wo du den ganzen Tag und die halbe Nacht
gesteckt hast! Ich komme einmal nicht ins Büro, gleich hältst du es für
angebracht, zu Haus zu bleiben und nichts zu arbeiten! Das will ich dir sagen,
Mavis Seidlitz, von morgen an bist du jeden Morgen um neun Uhr hier oder...«
    »Nichts zu arbeiten!« zeterte
ich. »Da renne ich herum, suche dich in allen möglichen Ecken, werde in Löcher
eingeschlossen und in Raketenautos verfrachtet, werde splitternackt
ausgepeitscht und beleidigt und bin fast tot, während du dich wahrscheinlich
irgendwo betrinkst. Und dann hast du den Nerv und willst mir erzählen...«
    »Halt den Mund!« schrie er.
»Ich sollte dich auf der Stelle hinauswerfen.«
    »Du kannst mich nicht
rauswerfen — ich bin Teilhaberin.«
    »Ich löse die Teilhaberschaft
auf«, rief er.
    »Aber nach meinen Bedingungen«,
sagte ich laut.
    »Akzeptiert!« fauchte er.
    »Prima!« fauchte ich zurück.
»Dann sei so freundlich und hebe dich aus meinem Büro!«
    »Was?«
    »Du hast meine Bedingungen
akzeptiert. Ich verlange alles: das Geschäft, das Bankkonto, das Büro — alles.
Sie halten sich unbefugt in diesen Räumen auf, Mr. Rio. Verschwinden Sie, ehe
ich die Polizei rufe und Sie rausschmeißen lasse!«
    Er stand langsam auf. »Du... du
kleine...«
    » Amigos .« Rafael
lächelte uns beide warmherzig an. » Por favor , streitet euch doch nicht. Ich kann es nicht
mitansehen, ihr beide seid doch meine besten Freunde in den Staaten. Ich achte
euch, und ich weiß, daß ihr euch im Grunde eurer Herzen gegenseitig ebenso
schätzt. Bitte — wir geben uns Küßchen und sind wieder gut, ja?«
    Johnny musterte ihn kühl, dann
hoben sich seine Brauen. »Wer hat diesen südamerikanischen Strolch hier reingelassen?«
fragte er mich.
    »Ich denke, du«, erwiderte ich.
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf.
»Du.«
    Ich zuckte die Schultern.
»Also, dann glaube ich, ist es am besten...«
    Johnny nickte. »Wenn wir ihn
rauswerfen.«
    Rafael hob beide Hände. »Bitte,
was?« sagte er mit bebender Stimme. »Englisch sein sehr schwer... ich nix verstehn .«
    Johnny ließ sich wieder in
seinen Sessel fallen. »Okay«, stöhnte er. »Was soll man sich mit Verrückten streiten?
Reden wir ernsthaft. Ich habe Auskünfte eingeholt, seit gestern
abend habe ich nichts anderes getan. Dieser Stern — er ist reich wie
Nabob, spekulierte aber auch. Die respektierlichen Bürgersleute, Bankdirektoren zum Beispiel, wollten nichts mit ihm zu tun
haben.«
    »Mein Bankdirektor ist gar
nicht respektierlich «, erklärte ich betrübt. »Ich
wollte neulich wegen meines überzogenen Kontos mit ihm reden — und was kam
heraus? Er lud mich zu einem Rendezvous ein.«
    »Sehr schön«, knirschte Johnny.
»Vielleicht kommen wir gelegentlich mal drauf zurück. Aber nun halt bitte den
Mund, Mavis. Hier geht es um ernste Dinge. Soviel ich gehört habe, war Stern so
ziemlich der einzige, den Arturo hierzulande um Geld angehen konnte — der
einzige, der über genügend flüssige Mittel verfügte und obendrein bereit war,
darauf zu spekulieren, daß die nächste Revolution erst dann ausbricht, wenn er
sein Geld zurück hat.«
    »Ich weiß«, sagte ich.
    »Was weißt du?«
    »Arturo hat mir vor einer
halben Stunde alles erzählt.«
    »Ach?« Johnny schien aus
irgendeinem Grunde verärgert. »Was hat er dir denn noch erzählt?«
    »Er meint, der Mord sei Teil
des Attentats gegen ihn. Da Stern nun tot ist, wird es überaus schwierig für
ihn, das Geld aufzutreiben. Es sei denn, er kann sich mit dieser Hexe von Witwe
einigen.«
    »Da hat er recht«, sagte Johnny
gedankenversunken. Und dann schnellte sein Kopf hoch, und er sah mich an.
»Attentat! Mord! Aber es war doch Rafael, der Stern umgelegt hat!«
    »Ein

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