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Taenzer der Nacht

Taenzer der Nacht

Titel: Taenzer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Holleran
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abend bist du ein Homo sexueller!“
    Und damit wandte er seine Aufmerksamkeit wieder den Männern zu, die durch den Eingang kamen, zu dem sie von ihrem Sofa aus den einzigen unbehin derten Blick hatten, da er sonst von der Garderobe verdeckt wurde. Inmitten der Menge der spät Eintref fenden (denn das Bedürfnis von jedermann, später zu kommen als jeder andere, hatte einen Schneeballeffekt bewirkt, sodaß niemand mehr vor zwei Uhr morgens ausgehen konnte), in einer kleinen Pause zwischen der Ankunft von zwei größeren „ Familien’, erschien ein Mann ganz allein in der Eingangshalle; und der Dün ge mittelerbe sagte: „Oh, wer ist das? Finde einen Makel, ich finde keinen.“
    „Das ist Malone“, sagte Sutherland in seiner leisesten, dramatischsten Stimme, „und sein einziger Fehler ist, daß er immer noch nach Liebe sucht, während uns doch mittlerweile allen klar sein sollte, daß es dafür nicht den Richtigen oder den Falschen gibt. Wir sind alle allein. Er war einmal ein Typ, der bis ins Weiße Haus hätte kommen können, und jetzt spricht er von Selbstmord, wenn nicht irgendein verrückter Latino ihn vorher umbringt.“
    Ich beobachtete, wie diese Person in den Raum kam und sofort von mehreren der schönsten Typen begrüßt wurde, von der Sorte, die so schön ist, daß sie nie jemanden grüßt, aber in Dunkelräume geht, um auf völlig Fremde zu pinkeln und sich den Hintern aus lecken zu lassen. Sie waren die ersten, die zu Malone gingen. Er legte ihnen den Arm um die Schulter oder schüttelte ihnen die Hand in beinahe altmodischer Höf lichkeit. Er hielt den Kopf nahe an ihren, wenn sie ihm etwas erzählten, als ob er kein Wort versäumen wolle, und wenn er antwortete, sprach er ihnen bei nahe ins Ohr: eine freundliche Geste, offensichtlich, um den Lärm im Raum zu übertönen, aber eine, die dir den Eindruck gab, du seist auserwählt, auserkoren für eine besonders vertrauliche Enthüllung. Die Höflich keit, mit der er sich weiterbewegte durch diese Horde von Zombies, die sich gegenseitig mit der nachlässigen Rücksichtslosigkeit einer Menschenmenge in der U-Bahn auf die Füße traten, und stehen blieb, sobald ihn einer ansprach, spiegelte sich in seinem Lächeln wider. Er hatte ein Gesicht, das man gleich mochte, obwohl man ihn überhaupt nicht kannte, sicher, einen guten Menschen vor sich zu haben. Er stellte seine Bewun derer einander vor und verließ dann die neuen Freun de, um in der Menge unterzutauchen. Ich hatte keine Ahnung, wer er war, er war einfach ein Gesicht, das ich eines Winters in der Diskothek sah; aber für mich war er das zentrale Symbol, auf dem alles ruhte.
    „Er hatte das Pech, sich in einen Verbrecher zu ver lieben“, sagte Sutherland, als der Düngemittelerbe ihn wieder nach dem Mann fragte, „der damit drohte, Malone umzubringen, einfach, weil Malone ihn nicht mehr liebte und auch noch blöd genug war, ihm das zu sagen. Eine weitere Regel, caro, die dir vielleicht helfen wird: während Schwarze die einzigen sind, die heute noch Hüte tragen“, flüsterte er und setzte die Ziga rettenspitze an die Lippen, „dann sind Südländer die einzigen, die die Liebe noch ernst nehmen. Malone wird jetzt mit Messern und Kugeln durch ganz Man hattan gejagt. Er hat überhaupt keinen Sex mehr.“
    Die beiden ägyptischen Frauen kamen zu Sutherland, beugten sich herunter, und sprachen in schnellem Fran zö sisch eine Weile mit ihm; sie schrien vor Lachen und gingen dann wieder. Als der Düngemittelerbe frag te, worum es denn gegangen sei, antwortete Suther land: „Sie wol len wissen, ob sie sich ihre Mö sen anmalen sollen. Was meinst du dazu?“
    „Ich?“ fragte der Junge verschreckt.
    „Wird dir schlecht bei dem Gedanken an Muschis?“ fragte Sutherland und blies eine Rauchwolke von sich. „Also, um ganz ehrlich zu sein, ich finde auch nur den Gedanken daran extrem ekelhaft! Trotzdem, ich mag meine Mädchen! Sie werden fast verrückt von der Gegen wart so vieler gut aussehender junger Männer – so viele gut aussehende junge Männer, die absolut kein Interesse daran haben, heute abend zwischen ihren ge spreizten Beinen Abendbrot zu essen. Aber, believe me, my friend, da steigt ein Dampf auf von diesen Pussies!“
    Der Junge lehnte sich zurück, fahl wie ein Leintuch, und Sutherland begrüßte eine Gruppe von fünf Leu ten, die herbeigekommen waren, um mit ihm zu plau dern; unter ihnen der schöne Blonde, der von dem ver rückten Latino verfolgt wurde, die ägyptischen Erbin nen

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