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Taenzer der Nacht

Taenzer der Nacht

Titel: Taenzer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Holleran
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Zigarettenrauchs hindurch umsah, die einen zweiten Schleier über sein Gesicht legte. „So“, seufzte er, „jetzt wird mein Höschen langsam feucht.“
    Der Junge, immer noch gelähmt und geschockt, lehnte sich noch enger an Sutherland und fragte: „Wer ist das?“
    „Er heißt Alan Solis, er hat dicke Eier, und arbeitet in der Presseabteilung von Pan Am.“ Sie schauten beide eine Weile zu ihm hin. „Du kannst mich nach jedem hier fragen, Liebling, ich kenne sie alle. Ich lebe schon seit dem Bürgerkrieg in New York.“
    Und das stimmte wirklich: Sutherland schien, wie der Urschleim, ein ewiges Leben zu haben. Er war Kandi dat für das Episkopalische Priesteramt gewesen, Künst ler, Gesellschaftsdame, Drogenhändler, er hatte sich aushalten lassen, war Verleger und Filmemacher gewesen und jetzt einfach – Sutherland. Doch hinter dem schwarzen Schleier war sein Gesicht immer noch so unschuldig und wundergläubig wie an dem Tag, an dem er in New York ankam; obwohl alle Welt wegen seines Drogenkonsums auf die ersten Anzeichen des Zerfalls wartete, war es offen, ehrlich und freundlich, und er sah, noch mehr als der Junge zu seiner Linken, so aus, als sehe er alles zum ersten Mal.
    „Ich war mal in Alan Solis verliebt“, sagte er in seiner tiefen, atemlosen Stimme, „als ich nach New York kam. Ich war so verknallt in ihn, in ihn“, sagte er (denn er stotterte und wiederholte Satzteile, nicht wegen irgendeiner Sprachhemmung, sondern um des Effektes willen), „daß, wenn er das Klo im Zug nach Sayville benutzte, ich direkt nach ihm rein ging und die Tür abschloß, nur um seine Fürze zu riechen! Einfach die Ausdünstungen seiner Eingeweide einzuatmen! Ein Duft, der für mich weit lieblicher war als Chanel Nr. 9, oder was die Frauen heute tragen!“
    „Weißt du“, sagte der Junge und beugte sich vorn über, als ob er Schmerzen habe, seine Augen fest auf Alan Solis gerichtet, wie ein Mungo auf eine Schlange starrt, „wenn ich doch nur einen einzigen Makel fin den könnte. Wenn ich einen Fehler an jemandem fest stellen kann, dann ist es nicht so schlimm, finde ich. Aber der Typ sieht wirklich vollkommen aus!“ sagte er. „O Gott, ist das schrecklich!“ Und er hielt sich eine Hand vor die Stirn, geblendet von der tödlichsten aller Mächte: Schönheit.
    „Einen Fehler, einen Fehler“, sagte Sutherland, und streifte die Asche von seiner Zigarette, „ich verstehe dich vollkommen.“
    „Wenn ich nur einen einzigen Fehler erkennen kann, dann ist es nicht so aussichtslos und niederschmet ternd“, sagte der Junge, sein Gesicht schmerzvoll ver zerrt, während Solis, völlig ohne Ahnung von diesem ihn anbetenden Verehrer, dessen Körper viel zu dünn war, um ihn interessieren zu können, sich gerade mit einem kleinen muskulösen Italiener unterhielt, den er diese Nacht abschleppen wollte.
    „Ich hab’s“, sagte Sutherland, der sich jetzt wieder seinem Begleiter zuwandte. „Ich kann mich an einen Makel erinnern. Seine Brust“, sagte er, „seine Brust ist so wahnsinnig behaart, daß man nicht einmal die tief eingemeißelte Einbuchtung zwischen seinen Titten sehen kann. Hilft dir das etwas, Liebling?“
    Der Junge biß sich auf die Lippen und dachte nach.
    „Ich fürchte, es muß wohl. Sonst stimmt ja wirklich alles an diesem Mann, bis auf die Tatsache, daß er es auch weiß.“
    „Weißt du“, fuhr der Junge fort, „als meine Familie noch in England lebte, und ich in den Ferien nach Hause kam, war da ein Junge, der beim Metzger im Ort arbeitete. Der war wirklich erstaunlich! Er hatte ganz, ganz weiße Haut, und rosige Wangen, und das allerschönste goldene Haar! Er war so schön wie ein Engel! Ich übertreibe wirklich nicht. Und den ganzen Winter über träumte ich von ihm, ob ich allein über die Felder wanderte, oder nachts zu Hause. Und in Prince ton war ein Typ, der immer im Schwimmbecken tauch te. Ich war in ihn ver liebt, und litt Schmerzen, wenn ich im Herbst vom Sport nach Hause wanderte und dann tagelang an ihn dachte! Und ich glaube, deshalb bin ich jetzt hier, ich suche nach dem englischen Metzgergesellen, und nach dem Taucher von Princeton“, sagte er, während Alan Solis zur Tanzfläche ging, „denn ich habe es so satt, von Gesichtern und Körpern nur zu träumen. Ich möchte endlich einen anfassen“, und seine Stimme brach ab.
    „Und wie steht es mit dem da drüben?“ fragte Suther land und zeigte mit seiner Zigarettenspitze auf einen großen Typen mit breiten Kinnbacken, der Kin

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