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Taenzer der Nacht

Taenzer der Nacht

Titel: Taenzer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Holleran
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nach Hause käme, ihn erblickt hatte, und dann stieg er die Treppe hinauf mit dem wehmütigen Herzen eines Seemannes, der von einer erfolglosen Reise zurückkehrt. „Mein Liebling!“ Sutherland rang nach Luft, als er Malone nach so langer Abwesenheit wieder nach Hause kommen sah. „Spielt er heute Poker? Hat er dir heute nachmittag freigegeben?“
    Und Sutherland gab ihm die ausgearbeitete Parodie eines Cocktail-Kusses, auf die er so stolz war: um min deste ns dreißig Zentimeter beide Wangen zu verfeh len.
    „Entre nous“, sagte Malone dann, „es ist vorbei.“
    „Ohhh“, sagte Sutherland in melancholischem Ton und befingerte seine Glasperlen, ,, l ’amore non fa niente.“ Er brach in einer Wolke von parfümiertem Puder auf dem Sofa zusammen. „Es gab so viele Parties, während du weg warst“, seufzte er. „Es waren sogar mehr, als man überhaupt hätte besuchen können. Bedeutet Lie be, nie mehr traurig sein zu müssen“, fragte er und betupfte seine obere Brust mit etwas Parfüm, „oder zu wund zu sein, um noch jemals gefickt zu werden?“ Er sprühte noch etwas Eau de Cologne auf die Innenseite seiner Oberschenkel. „Ich habe den ganzen Nachmit tag zu Hause gesessen, in der Hoffnung, die Stigmata zu erhalten“, sagte er und schlug die Autobiographie der Heiligen Therese zu, die er gelesen hatte, bevor er anfing, eine neapolitanische Hure zu verkörpern. „Aber alles, was ich bekam, waren Einladungen zum Brunch für kommenden Sonntag. Keine Quiches mehr, bitte! Ich komme noch um vor lauter Quiches!“
    Er schaute Malone für einen Moment ernsthaft und sanft an. „Es ist nicht wie bei Plato, oder?“ und nahm ein Band des Symposion vom Bücherregal. „Es ist nicht wie bei Ortega y Gasset, oder wenigstens Proust, nicht? Oder, bei dieser Gelegenheit, Stendhal. Es ist so hoffnungslos gewöhnlich! Ich glaube langsam, die Men schen haben überhaupt keine Seele mehr. Und ohne Seele können sie auch keine Liebesbeziehungen mehr haben.“
    Er zog die Avocados aus der Bluse und mixte für sich und Malone Daiquiris. Das Telefon klingelte, Suther land nahm ab und sagte: „Tut mir leid, diese Leitung muß für Sex freibleiben.“ Und damit hängte er wieder auf, denn er wartete wieder einmal auf den Anruf eines Burschen, den er in der vorherigen Nacht auf der Straße kennengelernt hatte. „O Gott“, seufzte er zu Malone gewandt, als sein Auge auf den glänzenden Kühlschrank fiel – der wie ein Symbol des schwulen Lebens etwas übriggebliebene Lachskrem und eine Schach tel Poppers enthielt – „die Jungen sind so grau sam. So vergeßliche Verbrecher. Er war so wunderbar, so große dunkle Augen, so ein langgliedriger Körper, so guter Sex, und am nächsten Morgen kann er sich nicht einmal an meinen Namen erinnern.“ Er ging zum Fenster und sagte: „Irgendwo da draußen ist er, diese vollkommene Schönheit!“ Er wandte sich um, gab Malone seinen Daiquiri und einen Teller mit Lachs krem und sagte: „Die Grausamkeit der Leute ist wirk lich maßlos. Obwohl es ja wirklich etwas schnell nach der Scheidung ist –, könnten wir dich heute abend dazu bringen, tanzen zu gehen? Nach unserem Schön heitsschlaf. Inzwischen kann man schon nicht mehr vor vier Uhr morgens ausgehen. Wenn man einen guten Auftritt haben will, natürlich.“
    Er seufzte und wurde schläfrig, während das Licht auf der Straße bläulich wurde; er bat Malone, ihm sein Fläschchen Vitamin E zu reichen, rieb sich etwas Öl in den Bereich um die Augen – mit sanft aufwärts strei chenden Bewegungen des schwächsten Fingers seiner Hand, des Ringfingers – und schlief dann sofort ein. Sein Körper begann alle Drogen abzubauen, die er seit dem Morgen eingenommen hatte, und erholte sich für die kommenden Anstrengungen. Er würde gegen drei Uhr aufwachen, wieder eine Pille nehmen, und anfan gen, sich für die Nacht im Twelfth Floor anzuziehen.
    Da Malone nicht schlafen konnte, hinterließ er einen Zettel, daß er Sutherland dort treffen wolle, und ging in die Stadt. Ein Streifen Mondlicht beleuchtete den West Side Highway. Malone wanderte die kopf stein gepflasterte Straße zu dem Fabrikgebäude, in dem er und Frankie diesen Sommer gewohnt hatten. Er mar schier te am Ufer entlang, bis er in die verlorene Ge gend kam, an der er besonders die von Markisen über deckten Bürgersteige, die Fleischgroßhandelsfirmen und die ländlich verlassene Atmosphäre liebte.
    Er sah, wie weit vor ihm dunkle Figuren die Straßen überquerten; er blieb

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