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Taenzer der Nacht

Taenzer der Nacht

Titel: Taenzer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Holleran
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Sohn!! Endlich zurück von der Ziege, die er geheiratet hat!“ Und Malone kam mit einem kläglichen Lächeln in die Wohnung, setzte sich und erzählte Sutherland, was mit seiner letzten Ehe nun wieder schief gelaufen war. Dann gingen sie tanzen. Und wenn wir Malone wieder sahen, merkten wir, wie sehr wir ihn vermißt hatten.
    Eines Nachts rannte er in einer Disco in Hackensack, wo Luis Sanchez gerade arbeitete (unser Lieblings disc jockey, der schließlich nach Paris ging und dort angeb lich für einen Grafen arbeitete, und die beste Musik mitgenommen zu haben schien), beinahe in den wirkli chen Frankie hinein. Malone war eine sentimentale Seele – Frankie war schließlich seine erste Liebe gewesen –, und als Frankie ihn bat, sich am nächsten Nachmittag zu treffen, stimmte Malone zu. Sie trafen sich im Central Park. Frankie hatte seit damals Karriere gemacht und trug sogar eine Brille, um intellektueller auszusehen (obwohl seine Sehkraft ausgezeichnet war, und die Brillengläser aus Fensterglas), und als sie am Teich an der Seventy-second Street saßen, war ihre Unter haltung höflich. Dann begann Frankie sich über das Volk auszulassen, in dem Malone völlig unter ge taucht war – wie eine Seejungfrau, die wieder im Meer verschwindet und ihren menschlichen Liebhaber auf die Wellen starrend zurückläßt –, und das Frankie ver ab scheute. Frankie war ein Latino, ein Katholik, eine konservative Seele, die Tunten haßte. Er konnte mit ihnen nichts anfangen. Er hatte nur einen Traum im Leben: ein Heim, eine Frau, eine Familie, und wenn sich die Natur einen Scherz mit ihm erlaubt hatte, so hatte er keine Lust mitzulachen; er wollte es auf alle Fälle erreichen, irgendwo mit Malone. Für so einen hüb schen jungen Mann war seine Seele wirklich eine Belastung; die große Ernsthaftigkeit, die Malone zuerst so geliebt hatte, schien ihm jetzt kläglich, und tatsächlich, als sie noch länger da saßen, begann Frankie zu weinen. Dann verlor er die Beherrschung. Er schlug Malone zweimal ins Gesicht und hörte nur auf, weil ein Polizist sich näherte, woraufhin Malone ohne ein Wort aufstand und davonlief.
    Er lief den ganzen Weg zu Sutherlands Wohnung zurück, wo er Sutherland in seinem schwarzen Norell neben dem kleinen Piano stehend fand und in einer samtenen Stimme singen: „Dies’ Mal fügten wir beinah’ die Herzen zusammen?“ Er streckte seinen mit einem langen Handschuh bekleideten Arm zu Malone hin und sagte: „Hast du dich wie ein Vorbild benom men? Hast du dich mit Würde betragen?“ und dann, als er sah, daß Malone ganz aufgewühlt war, zog er seine langen Handschuhe aus, machte ihm eine Tasse Tee, setzte sich mit ihm aufs Sofa und hörte sich seine Geschichte von Wehmut und Verlust an, bis es Zeit war, zur „Weißen Party“ zu gehen.
    Als sie am nächsten Nachmittag mit den leeren Köp fen von gerade geborenen Engeln erwachten, ihre Ko stü me vom Körper streiften und zum Fenster gingen, um zu sehen, ob es Tag oder Nacht war, sah Malone Frankie auf der anderen Straßenseite. Malone zog sich zurück; er war wieder einmal überzeugt, daß Frankie verrückt war. „Liebe so ernst zu nehmen!“ sagte Suther land ganz aufgeregt, als er zum Fenster kam. „ Nur Lati nos nehmen Liebe so ernst, und er ist so schön. Wir Nordeuropäer sind doch kalt wie Fisch“, lächelte er, und schlang sich sein Gewand um, als er sich mit seiner Flasche Perrier wieder setzte. Aber dann schaute Malone hinaus, und spürte eine leichte Melancholie: Er war verrückt, aber zumindest war ihm die Liebe wichtiger als alles andere, und er hatte ihn angebetet. Und seine große Ernsthaftigkeit, sein ganz ernst empfundener Zorn, als er da stand und auf Suther lands Fenster guckte, nahm Malone den Atem. Er wußte nichts von Diskotheken und Klatsch, Body-Building, Baseball-Mützen und karierten Hemden, und den Trends und Moden, auf die die ganze Stadt und besonders die Gesellschaft, die sich um das Twelfth Floor drehte, so abfuhr. Er stand da in seinen Jeans (die falsche Marke, billige Dinger aus einem Kaufhaus in New Jersey), und Windjacke (grün und formlos), und starrte auf Sutherlands Fenster, seine dunklen Augen bewölkt wie die Himmel an diesem Nachmittag, an dem ein Gewitter aufzog, und seinem dunkellockigen Haar, ein Wesen von einem anderen Planeten, unmo dern, seiner selbst nicht bewußt, ahnungslos. Aber doch auf seine Weise eitel, erinnerte sich Malone, als er sein Fernglas absetzte, und sich mit einem Gefühl von Trauer vom

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