Taenzer der Nacht
hatte, schlenderten sie die Second Avenue hinunter, um eine Zigarette zu rauchen, und wanderten in den Park, in dem wir in der kühlen Dunkelheit auf einer Bank saßen und die Silhouetten um uns herum huschen sahen, wie Haie in den Meerestiefen sexueller Liebe.
„Das ist der scharfe Typ, der eine Zeitlang mit John Terry ging“, sagte Sutherland gerade, als sie sich auf eine Bank hinter uns setzten, „der Typ, der von einem Geschäftsmann aus Singapur ausgehalten wird, ein Tee magnat, der, der immer mit einem eingefetteten Boxhandschuh wichst, und mal mit George de Rue zusammen war, der Mann, der meine Wohnung nächsten Monat als Fleischkammer dekoriert …“
„Stop!“ sagte Malone plötzlich. „Ich will kein Wort mehr davon hören.“
Einen Moment war Ruhe, und dann atmete Suther land tief durch: „Aber Liebling! Klatsch ist die Nah rung der Götter!“
„Das ist mir ganz egal“, sagte Malone, „ob jetzt Over alls out sind, oder Lacoste-Hemden nur etwas für Grei se, und ob Eddie Chin seinen Körper ganz hat verkom men lassen, und sich diesen Winter nur ficken läßt! Und wo sich Terence Hutchinsons Liebhaber herumge trie ben haben, und ob Jackie O Freitag zu Halstons Party geht oder nicht! Ich will überhaupt nichts mehr davon hören. Es ist mir wirklich völlig egal. Ich würde gerne einmal ernsthaft sein“, sagte er. „Zumindest eine Zeitlang.“ Und dann war wieder eine Weile Stille.
„Ich glaube, ich sollte mir etwas anderes anziehen, wenn wir jetzt ernsthaft sein wollen“, sagte Sutherland ganz leise.
„Siehst du?“ sagte Malone. „Du jedenfalls wirst nicht ernsthaft sein. Du kannst es gar nicht!“
„Diese Dinge sind doch sehr ernsthaft“, sagte Suther land. „Es ist viel wichtiger zu wissen, wem zuliebe Terence Hutchinsons Liebhaber ihn verlassen hat, als, als – gut, also sag mir mal, was die Leute heutzutage so für ernsthaft halten! Ich bin da wirklich völlig raus.“
„Ich bin es satt, mit Leuten ins Bett zu gehen, und nachher genau der gleiche zu sein wie vorher“, seufzte Malone. „Wie können all diese Leute nur weiterleben mit diesem völlig bedeutungslosen Sex!“ Es klickte leise, und Malone fragte: „Was war das?“
„Der Kassettenrecorder, mein Lieber“, sagte Suther land, „ich nehme unsere ganze Unterhaltung auf. Oh, warte mal, das brauche ich auch.“ Ein Knopf klickte, und wir hörten dem Stöhnen und Flüstern eines dunk len Mannes zu, dem in den Büschen zu unserer Linken gerade einer geblasen wurde. „Sie bringen sich gegen - sei tig hoch“, flüsterte Sutherland, „und nicht schlecht.“ Als es vorbei war, sagte er: „Ich nehme das für den Herzog von Alba auf, er will drei meiner New Yorker Nächte in eine Kapsel packen, die er auf seinem Gut in der Estremadura vergräbt. Stell dir mal vor, Liebling, sie werden uns in hundert Jahren sprechen hören!“ Und er drückte auf einen anderen Knopf, und das Band lief schnell vorwärts. „Diese unglaublichen Japa ner“, sagte Sutherland. „Wenn sie nur außerdem noch Schwänze hätten. Naja, wir waren gerade bei der Frage: Was gibt es Ernsthafteres als Klatsch?“
Die Frage blieb unbeantwortet, während sich die bei den Männer, die sich gerade im Blumenbeet geblasen hatten, die Hosen zumachten und stumm in verschie dene Richtungen davonliefen, und der Wind in den Blättern der Bäume raschelte. Es muß die beschauliche Atmosphäre in Dunkelheit und Ruhe gewesen sein, oder der Anblick so vieler Penner auf den Bänken, oder das Verlangen, den Belanglosigkeiten, denen er gerade ausgesetzt gewesen war, zu entkommen, was Malone jetzt sagen ließ: „Ich möchte einen Beruf. In einer kleinen Stadt mit großen Rasenflächen vor den Häusern, und weißen Fensterrahmen und vielen Bäu men.“
„Aber Liebling!“ stöhnte Sutherland.
„Ich möchte in einem großen weißen Haus wohnen, und auf meiner Terrasse sitzen und den Mücken am Abend beim Tanzen zusehen, und den Geruch bren nenden Laubs im Herbst riechen, und meine Kinder auf dem Rasen spielen sehen.“
„Für Kinder braucht man eine Gebärmutter“, sagte Sutherland, „und eine Gebärmutter ist mit einer Vagi na verbunden, und die Vorstellung einer M ö se läßt dich kotzen. Nur so ein kleines Detail am Rande. Aber ich will dir was sagen. Ein sehr reicher Argentinier kommt nächsten Monat nach New York, und alles, was er sucht, ist ein junger Mann, den er aushalten kann. Er will gar nicht unbedingt Sex mit ihm haben, oder ihn ständig sehen,
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