Taenzer der Nacht
lichen Mengen von Parties, die um diese Jahreszeit kurvenartig angestiegen waren, einschließlich der Skla ven v ersteigerung, die die Faustficker von Amerika eine Woche vor Weihnachten zugunsten eines Waisen hauses in Hackensack abhielten. Eines Nachmittags sah ich Sutherland umringt von betrunkenen Pennern östlich des Astor Place, wie er jedem von ihnen eine kleine Dope-Ausrüstung von Mark Cross gab (er hatte sie alle im Discount bei der Mafia gekauft), und ihnen einen guten Rutsch in den Süden wünschte. Denn wie seine Freunde, die alkoholkranken Damen in ihren Hotels und die diversen Millionäre, die er kannte, rei sten sie alle zu dieser Jahreszeit in sonnigere Regionen. Sutherland liebte es über alles, in der Weihnachtszeit einkaufen zu gehen: Er ging gerne zu Gucci in der Fifth Avenue, furzte geräuschvoll an der Kasse, und wenn irgendeine der Bedienungen in seinen Lieblings geschäften – Cartier, Bendel’s, Brooks und Rizzoli – unhöflich war, machte er in einer Telefonzelle halt, und ließ das Geschäft räumen, indem er Bombenalarm gab. Malone folgte ihm durch die glitzernden Räume voller Waren und dachte ständig an Frankie, und was er für ihn gekauft hätte.
Sutherland baute für Malone am Heiligen Abend einen Berg von Geschenken auf: einen Gänsedaunen-Parka, Schnürstiefel und Rucksack (denn er sah das als nächsten Modetrend voraus, und wollte, daß Malone mit gutem Beispiel voranging), einen Bernstein-Skara bäus aus der Zeit der Fünften Dynastie, die Duineser Elegien, eine Platte, auf der dressierte Kanarienvögel ein Orgelrezitativ sangen (das Werk einer Frau, die einen Laden im Rockefeller Center hatte), eine Flasche Joy, parfümierte Seifen aus Frankreich, eine Erstaus gabe von Yeats, eine Platte mit Kanons von Pachelbel (die Musik, die er endlos spielte, wenn er allein in seiner Wohnung war), und einen Smaragd. Alle diese Dinge waren gestohlen. Er ging als Mrs. Charles Dickens verkleidet zu Bendel’s und kam mit in seinen Röcken versteckten Kleinigkeiten wieder heraus. Jeden Abend las er Malone die Bibelstellen über Christi Ge burt vor, und sprang danach in ein Taxi und fuhr in die Everard Sauna.
Wir alle strömten um diese Jahreszeit in die Saunen: Die Räume waren voller Subtrinen und Landeiern, die dort zusammenströmten, bevor sie wieder nach Ohio oder Maine oder wohin auch immer zu ihren Familien festen mußten. Die barschen Kerle, deren verächtliche Haltung mich immer frösteln ließ, wenn ich mein Geld über die Theke schob (jetzt umrahmt von einer Girlan de von Weihnachtsgrüßen aus der ganzen Welt), der puertorikanische Wärter, der mir meinen Schrank mit einem Ausdruck hoffnungsloser Melancholie zeigte, der Bursche in seinem Wäscheraum im dritten Stock, der unter seinem herausfordernd aufgehängten Plakat einer großbusigen Frau schon vor Müdigkeit ganz glasi ge Augen hatte und immer in Schlaf fiel, bis eine Stimme über Lautsprecher ihn aufforderte, die Wäsche in Raum 14 zu wechseln, die überlaufenden Toiletten, der gelegentliche Haufen, der unerklärlicherweise mit ten im Durchgang lag, das heiße Stöhnen und Flüstern aus den Räumen, an denen man vorbeiging, das ent fern te Geräusch, wie jemandem ausdauernd im bestän digen Rhythmus eines Metronoms der Hintern ver sohlt wurde, die Lederschwestern, die mit Cowboy hüten und herabbaumelnden Handschellen in den rot be leuchteten Durchgängen standen, – das fiel alles überhaupt nicht ins Gewicht; nur die Freude, wenn du die Runde machtest und einen Freund erblicktest, den du seit fünf Monaten nicht gesehen hattest, und ihr euch beide fröhliche Weihnachten wünschtet, bevor ihr eurer Wege gingt, wobei die Sohlen eurer Füße schwarz wurden, wenn ihr die roten, kühlen, mit Pinien holzimitat getäfelten Hallen der Everard Sauna durchwandertet. Es war Weihnachten im Tempel des Priapus. Sutherland brachte immer mehrere Flaschen Campari mit in die Sauna, und einen Korb voll mit Pastete, Aprikosen und Hähnchenbrüsten, und nahm sich eine Kabine, um sich zu amüsieren. Er goß sich Cuerlain über den Sack, und guckte dann um die Ecke, ein Cherub im Handtuch, mit hellen Augen und einem übermütigen Mund, der selbst völlig Fremde in Lachen ausbrechen ließ, wenn sie sein Gesicht sahen. An einem gewissen Punkt endeten wir alle immer vor seinem Raum, beobachteten, wie seine Freunde vorbei kamen, um von der Pastete zu kosten, und wie Suther land selbst herausfuhr, wenn er gerade einen schönen jungen Mann
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