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Taenzer der Nacht

Taenzer der Nacht

Titel: Taenzer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Holleran
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Geldscheine aus den Taschen seiner Jeans, von denen dabei die Hälfte davonflog, sodaß wir ihnen über den Bürgersteig nacheilen mußten. Als wir sie ihm zurückbrachten, sagte Sutherland atemlos: „Vielen, vielen Dank. Ich habe so wenig Beziehung zu echtem Geld, wie ihr seht. Wie zu Schlüsseln und Schlös sern. Wie Skrjabin, der immer weiße Hand schu he anzog, wenn er seine Miete bezahlen mußte!“ Und damit schob er die Geldscheine durchs Fenster und sagte etwas auf Italienisch zum Fahrer, der lächelte und davonfuhr.
    „Diese Taxifahrer sind so jung und so schön“, stöhnte er. „Bin ich schon viel zu spät? Ist Malone schon da? Wir haben uns mit Mrs. Farouk-Hasiid bei Bendel’s festgeplaudert.“
    „Er ist noch nicht zurück“, sagten wir.
    „Aha!“ sagte Sutherland, schaute etwas mißtrauisch auf die schmutzige Veranda, auf die er sich dann aber doch setzte und dabei seine weißen Hosen verdreckte. „Dann werden wir eben warten. Laßt uns einen Mo ment in das Leben der Straße eintauchen. Und was für eine Straße! Seit Juvenal hat man nicht mehr solche Nutten und Tunten durch eine Großstadt ziehen se hen!“
    Und er begann, dem Düngemittelerben die unter schied liche Bedeutung der Ausstattungen der vorbei kom menden Leute zu erklären: das rote Taschentuch in der linken Gesäßtasche (Faustficker), oder in der rech ten (Faustgefickter), das gelbe Taschentuch (Pis sen), die rasierten Schädel, Ketten und Leder, die nackte Brust mit den kleinen goldenen Ringen durch die Brustwarzen. „Oh, die kenne ich!“ sagte Suther land, als so einer zum Erstaunen des Düngemittelerben vorbeilief. „Wir haben mal zusammen bei Bloo ming dale’s gearbeitet. Nach Geschäftsschluß haben wir die besten Anzüge, die wir fanden, angezogen und sind ins Oak Room einen trinken gegangen! Und am näch sten Morgen haben wir sie wieder zurückgehängt.“
    „Wie ist das Oak Room jetzt?“ fragte jemand. „Hat es sich geändert?“
    „Ja, mein Lieber“, sagte Sutherland. „Es ist jetzt ganz schwarz.“ Er blies einen Strom Zigarettenrauch aus. „Armes Mädchen“, sagte er, während er immer noch seinem alten Bekannten nachschaute, der an der Ecke stehen geblieben war, um sich eine Zeitung zu kaufen. „Sie sieht wirklich sehr schlapp aus, aber das ist ja klar, sie ist ja schon seit dem Fall von Konstantinopel in New York. Sie kann nur abspritzen, wenn man ihr heißes Wachs auf die durchstochenen Brustwarzen tropft, heißt es. Als ich sie noch kannte, fuhr sie ganz auf Kaschmir-Pullover und Collegeschuhe ab. Ich da ge gen hatte da gerade die samtenen Tittenklemmen erfunden.“
    „Was hast du erfunden?“ fragte der Düngemittelerbe und schaute Sutherland mit großen Augen an.
    „Samtene Brustklammern“, wiederholte Sutherland in seiner tiefen atemlosen Stimme, mit einem völlig unschuldigen Gesichtsausdruck und hochgezogenen Augenbrauen.
    „Samtene Brustklammern“, wiederholte unser Besu cher.
    „Ich habe sie erfunden“, sagte Sutherland. „Schließ lich, Liebling, brauchte ich in jenen Tagen nicht einmal die Toilette zu benutzen, ich ... “
    „Schluß!“ sagte Archer.
    „Ich war das Maskottchen des sadomasochistischen New York. Ich war mit im Taxi, als John Jerome seinem Freund vor dem Sanctuary die Nase abbiß. Eine der Le gen den des ledernen New York. Ich war es, der John immer auf den Mund scheißen mußte, und dann dreh te er sich zu seinem Freund um und küßte ihn mit mei ner Scheiße. Heavy“, sagte er mit einem langen Seuf zer. „Das war noch echter SM. Jetzt will ich nur noch eine Umarmung und einen Kuß.“ Er drückte seine Zigarette auf dem Geländer aus und sagte so nebenbei zu der Mülltonne, in die er sie warf: „Und eine sma - ragd grüne Perücke.“ Er schaute gerade noch rechtzei tig genug auf, um einen hübschen, mageren jungen Mann vorbeigehen zu sehen, mit halbmondförmigen Schatten unter den Augen und dem erbarmungslosen Gesichtsausdruck von jemandem, der nur seiner Lust lebt. „Da läuft gerade ein Typ, der die Nacht in einer Kammer in Chelsea ans Bett gefesselt verbracht hat!“ sagte Sutherland fröhlich.
    „Ich ... ich verstehe Sadomasochismus nicht“, sagte der Düngemittelerbe schüchtern und runzelte die Stirn wie ein Schuljunge, während er da auf der untersten Stufe mit seinem Squash-Schläger und Taschenbü chern von Hawthorne und Henry Adams saß, die er für sein Magisterexamen im Juli las. „Warum sollte man Schmerzen haben wollen?“
    „Mein Lieber“,

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