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Täuscher

Täuscher

Titel: Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Maria Schenkel
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bestätigen.«
    »Sind S’ sicher? Nicht dass wir uns blamieren.«
    »Hundertprozentig, das hab ich im Gefühl!« Wurzer zog kurz mit dem Zeigefinger sein Unterlid am linken Auge etwas nach unten, ehe er weitersprach.
    »Das haben die Kollegen in München übersehen. Ich geh jede Wette ein. Ich hab die Krawatte schon mit einem entsprechenden Vermerk an die Staatsanwaltschaft geschickt.«
    »Dann brauchen wir ja nur noch abwarten.«
    »Ach ja, das hätte ich jetzt beinahe vergessen zu erwähnen, seinen Spezl, den Schinder, den haben die Kollegen in München übrigens auch schon.«
    In Wurzers Stimme lag ein anerkennender Unterton.
    Huther brummte zustimmend vor sich hin und nahm seinerseits einen Schluck Bier.
    »Da merkt man halt gleich, auch wenn ihnen mal was durch die Lappen geht, dass die trotzdem ganz schön auf Zack sind da drunten in München. Kein Wunder, haben halt auch mehr Leute, und mehr Erfahrung mit solchen Verbrechern haben die auch.«
    »Ja, was die Zahl der Verbrechen angeht, da sind wir zum Glück noch recht provinziell, Wurzer. Das hat auch sein Gutes, glauben S’ mir.«
    »Und dennoch freut es mich doppelt und dreifach, wenn ich was finde, was die übersehen haben.«
    »Na, dann hoffe ich, Sie freuen sich nicht zu früh.«
    »Ach, sehen S’ nicht so schwarz. Wenn das mit der Krawatte so ausgeht, wie ich mir denke, dann brauchen wir bloß noch das Messer und wir können den Sack zumachen. Da passt doch alles wie die Faust aufs Auge!«
    »Warten wir ab. Und zuallererst gibt’s am Dienstag den großen Ansturm im Präsidium – morgen steht bestimmt was in der Zeitung. So eine Geschichte wie die, die lässt sich doch der Niedermüller von der
Landshuter Zeitung
nicht entgehen. Auf so was wartet der schon viel zu lang. Da können wir uns auf was gefasst machen«, seufzte Huther.
    Wurzer lachte, setzte die Bierflasche erneut an und nahm noch einen Schluck.
    »Irgendwie erinnert mich das an was. Es geht mir schon den ganzen Tag durch den Kopf, aber ich komm nicht drauf …«
    »Sie lesen zu viele Räubergeschichten, Wurzer. An was soll ein Mord wie der erinnern? So was hat es hier in Landshut und Umgebung noch nicht gegeben, nicht dass ich wüsste.«
    »Nein, nicht bei uns. Es ist was anderes. Ich komm schon noch drauf.« Josef Wurzer rieb mit der Hand sein Kinn. »Ich glaub, jetzt hab ich’s! Haben Sie den Film in den Zweibrücken-Lichtspielen gesehen?
Der blutige Dolch?
Den müssen Sie sich anschauen! Da haben die es auch so gemacht.«
    »Wie meinen Sie jetzt das?«
    »Na, die Gräfin in dem Film, die ist genauso umgebracht worden wie die alte Ganslmeier. Meine Frau hat richtig aufgeschrien, wie der Mörder ins Zimmer zu der schönen Gräfin rein ist. Und wie er sie dann umgebracht hat, da hat s’ gar nicht mehr auf die Leinwand hinschauen können. Wenn ich aufrichtig bin, hat es mich auch ganz schön gepackt, aber gezeigt hab ich das natürlich nicht. Da fällt mir ein, ehe ich es vergesse, der Kollege Weinbeck war noch mal in der Ganselmeier’schen Wohnung, dabei hat er den Sekretär etwas genauer in Augenschein genommen. In der unteren Schublade war ein Stück Papier, über und über mit Blut war es besudelt, ganz so, als hätten die Mörder nach der Tat mit blutigen Händen in der Schublade herumgestöbert. Dabei haben sie das Papier dann angelangt. Es steht also fest, dass die zwei zuerst umgebracht und dann ausgeraubt wurden.«
    »Wer hat wen ausgeraubt, Papa?«
    »Ja, warum schlafst denn du nicht, Roserl?«
    Johann Huthers siebenjährige Tochter stand im Türstock.
    »Ich kann nicht einschlafen.«
    »Ja, dann komm her und setz dich auf meinen Schoß. Magst einen Schluck Bier? Das macht müde.«
    »Johann, bist jetzt damisch? Dem Kind ein Bier geben und ihm Geschichten von Mord und Totschlag erzählen, damit es gar nicht mehr einschlafen kann.«
    Erna Huther, die die ganze Zeit im Lehnstuhl in der Ecke gesessen hatte, legte ihr Strickzeug beiseite, stand auf, nahm Roserl in den Arm und ging mit ihr hinüber ins Schlafzimmer.
    »So, ich pack es jetzt auch gleich, ist schon spät.«
    »Das Bier trinken wir jetzt noch gemeinsam aus, wär schade drum.« Josef Wurzer und Huther saßen noch eine Weile zusammen, und nachdem Wurzer seine Flasche leer getrunken hatte, machte er sich auf den Heimweg, und Huther ging zu Bett.
     
    Zwei Tage später saß Johann Huther am Frühstückstisch und legte die Zeitung, nachdem er sie gelesen hatte, ordentlich zusammen, dann erst schob er die Tasse mit dem

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