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Täuscher

Täuscher

Titel: Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Maria Schenkel
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Luck da und grinste ihn an.
    »Bertl, nicht so schnell!«
    »Mensch, Luck! Hast du mich jetzt erschreckt.«
    Sie standen ein paar Minuten auf dem Trottoir und unterhielten sich.
    »Ich war heut den ganzen Tag unterwegs, geschäftlich, verstehst? Jetzt komm ich heim und denk mir, schau was so los ist in Landshut! Und dann sehe ich dich, wie du direkt vor mir die Grasgasse entlanggehst. Herausgeputzt wie der Herr von und zu. Was hast denn heut noch vor?«
    »Ich will ins Kino. Gehst mit?«
    »Nur wenn’s kein Liebesdrama ist. Nach diesem Gesäusel ist mir heute wirklich nicht. Da habe ich selber genug am Hals. Die Weiber, eine spinnerter als die andere. Wohin willst?«
    »Ich will ins Zweibrücken. Du brauchst keine Sorge haben, einen solchen Schmarrn schau ich mir nicht an.«
    »Im Zweibrücken – da arbeitet meine Verflossene als Platzanweiserin, eine richtige Zwiderwurzn, sag ich dir, mit der hält’s keiner lang aus. Alleine schon um die zu ärgern, geh ich mit.«
    »Ich kann mir aber nur den dritten Rang leisten, das sag ich dir gleich. Ich geh auf keinen anderen Platz. Meine Eltern halten mich kurz.«
    »Lass gut sein, dann gehst heut mit mir, bist mein Gast.«
    An der Kasse bezahlte Schinder zweimal Loge. Das Wechselgeld ließ er liegen.
    »Ist für Sie, schöne Frau.«
    Dann gab er Hubert das Billett.
    »Leben und leben lassen! Das ist meine Devise, Bertl.«
    Und klopfte ihm auf die Schulter.
    »Weißt, was das Schönste ist? Für die Kassiererin wird nichts wichtiger sein, als meiner Geschiedenen auf die Nase zu binden, dass ich ihr ein g’scheites Trinkgeld dagelassen hab. Zerreißen wird es die vor Wut, und dann wird s’ wieder das Maul über mich nicht halten können. Es gibt doch nichts Schöneres als eine Ehemalige, die dich so von ganzem Herzen hasst.«
    Nach dem Kino ließ er Hubert kurz an der Straßenecke stehen.
    »Ich lauf schnell rüber zu einem, den ich kenne, ›Grüß Gott‹ sagen. Bin gleich wieder da.«
    Hubert zündete sich eine Zigarette an und schaute hinüber zum Luck. Der stand, halb verdeckt von einer kleinen Gruppe Kinobesucher, mit einem Mann zusammen und unterhielt sich. Er konnte beim besten Willen nicht ausmachen, wer der andere war, sosehr es ihn auch interessiert hätte. Von seinem Platz aus sah er den Fremden nur von hinten. Hut, teurer Anzug, zweifarbige Schuhe, den Mantel locker um den Arm gelegt. Hubert wäre gerne etwas näher herangegangen, traute sich aber nicht. Der Luck hatte ja gesagt, dass er hier auf ihn warten sollte, und er wollte es sich wegen seiner dummen Neugierde nicht mit ihm verderben. Es dauerte eh nicht lange, dann war der Schinder wieder bei ihm.
    »So, schon erledigt.« Luck lächelte und rieb sich die Hände aneinander. »Was machen wir jetzt? Wo gehen wir hin? Der Abend ist noch jung.«
    »Wer war denn der Herr? Kenn ich den auch?«
    »Das glaube ich nicht, dass du den kennst. Der spielt in einer anderen Liga.«
    Noch während er weiterredete, hängte sich Luck bei Hubert ein, und zusammen gingen sie ins Central. Irgendwie konnte er sich des Gefühls nicht erwehren, als hätte Schinder ihn schnell vom Kino wegziehen wollen. Das Treffen selbst musste aber ganz nach Lucks Gusto verlaufen sein, denn im Café war er nicht neidig und hielt ihn auch hier frei. »Ganz Gent«, dachte Hubert, als Luck sich Cognac und eine Zigarre bestellte.
    »Magst auch einen? Ich lad dich ein, heut geht alles auf mich.«
    Hubert nickte.
    »Bringen S’ dasselbige noch mal für meinen Freund … und alles auf meine Rechnung.«
    Irgendwann fing Schinder dann an, Hubert zu erzählen, was er »geschäftlich« schon alles gemacht habe.
    »Weißt noch, der, den ich vorhin vor dem Zweibrücken getroffen hab? Für den hab ich schon öfter Brillanten nach Holland geschmuggelt.«
    Er trank sein Glas aus.
    »Das kannst glauben, Bertl, alleine die Schmuggelgeschäfte, die würden mir schon an die zehn Jahre Zuchthaus bringen. Noch zwei Cognac!«
    »Es gibt kein Schloss, das ich nicht aufbrechen kann.«
    Er erzählte von Kupferdraht, den er verschoben hatte, und auch von seiner letzten Reise nach Amsterdam.
    »Da war ich wieder mit Brillanten unterwegs, die habe ich im Gehstock geschmuggelt. Da kommen die vom Zoll nie drauf, denen musst immer um eine Nasenlänge voraus sein.« Luck tippte sich mit dem Zeigefinger an die Nasenspitze. »Dann haben s’ gar keine Chance, dich zu schnappen. Wenn nicht, gehörst der Katz.«
    Er beugte sich etwas nach vorn über den Tisch.
    »Dirredarre

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