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Täuscher

Täuscher

Titel: Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Maria Schenkel
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halt, eine, die ins Geschäft passt. Haben Sie was zum Trinken? Mein Mund ist so trocken.«
    Fritz Luft sah sich suchend um.
    »Sind S’ nervös, Herr Luft? Sind S’ nicht gewohnt, so viel zu reden?«
    »Nein, ich … ich red sonst nicht viel.«
    Johann Huther stand auf und ging zum Waschbecken, dort füllte er eines der Gläser mit Leitungswasser und stellte es vor Fritz Luft auf den Schreibtisch.
    »So, jetzt trinken Sie erst einen Schluck, und dann erzählen Sie weiter.«
    Fritz Luft trank und fuhr dann fort. »Es ist jetzt vielleicht ein Jahr her, da hat der Hubert unbedingt Klavier und Gesangstunden nehmen müssen. Ganz hasert ist er geworden. Wenn ich mit ihm in der Werkstatt gearbeitet hab, hat er von nichts anderem mehr gesprochen. Das ist immer so mit dem Hubert – wenn der sich was in den Kopf gesetzt hat, dann kann der an nichts anderes mehr denken, da gibt es dann nur noch die eine Sache. Ich hab ihn gefragt, woher er denn das Geld hat für die Stunden, da hat er mich angegrinst. ›Das musst halt richtig machen, Fritz. Die Stunden, die arbeite ich ab. Da hat einer wie du natürlich keine Ahnung davon, das geht in dein kleines Provinzlerhirn nicht rein‹, hat er gesagt. ›Die Ganslmeier gibt mir die Stunden und besorgt alles für das leibliche Wohl, die Zigaretten und den Wein, und ich vergelt es ihr dann wieder, ich arbeit es in ihrem Bett wieder ab. Da schaust, was?‹ Und dann hat er mich ausgelacht. So einer ist der schöne Bertl. Dabei hat er wissen müssen, dass ich von ihm und der Thea weiß. Aber die war ihm eh gleich und die Clara schon dreimal. Alle zwei hat er bloß ausgenutzt, und nicht nur die! Aber das wahre Gesicht vom Bertl, das wahre Gesicht, das hat kaum einer zu sehen bekommen, seine Eltern nicht und auch nicht sein Gspusi.«
    Huther sah, wie sich Fritz Lufts Mund zu einem spöttischen Grinsen verzog. Der hatte sich so in Rage geredet, dass sich in den Mundwinkeln kleine Speichelkügelchen gebildet hatten.
    »Der liebt nur sich selbst, keinen anderen auf der Welt. Selbst seine Leute sind dem gleich, der geht über Leichen. Das hätt ich jetzt nicht sagen dürfen, oder?«
    »Sie können sagen, was Sie wollen, Herr Luft, außer uns beiden hört das im Moment keiner.«
    »Und das bleibt doch auch unter uns, oder? Ich will nicht … wegen meinem Chef, da wär mir das schon unangenehm.«
    »Ich würde sagen, Herr Luft, Sie erzählen jetzt einfach weiter, und dann sehen wir.«
    »Gut, aber unangenehm ist mir das jetzt schon.«
    »Wollen Sie etwas aussagen oder nicht, Herr Luft? Denken Sie dran, vielleicht können Sie uns ja bei der Aufklärung des Verbrechens helfen.«
    »Ja, ich will schon was sagen. Also, der Hubert will Schauspieler werden, beim Film, nicht am Theater. Dabei reicht es bei dem nicht einmal zum Eintänzer. Ein Möchtegern-Gigolo ist der. Deshalb ist er in der Woche mindestens dreimal ins Kino gelaufen, und daheim hat er die Szenen dann nachgespielt. Das hätten S’ sehen sollen. Immer wenn der Chef aus der Werkstatt draußen war, hat der Hubert alles stehen und liegen lassen und hat ›geübt‹. Ein eingebildeter, eitler Frack. Ich hab mir mein’ Spaß draus gemacht und ihm gesagt, er soll sich doch für die Landshuter Hochzeit bewerben. Aber für den Hubert kommt so ein Laienspiel ja nicht in Frage, und wenn, dann will er schon die Hauptrolle, den Bräutigam, spielen, das wär vielleicht noch nach seinem Gusto. Aber da hat er den Arsch zu weit unten, da bleibt ihm der Schnabel schön sauber. Den Bräutigam, den spielt heuer der Nadler Josef, die wollen doch keinen wie den Hubert, der schon einmal vor Gericht gestanden ist.«
    »So besonders wohlgesonnen sind Sie dem jungen Herrn Täuscher aber nicht.«
    »Dem – dem hätte als Kind ab und zu eine Ohrfeige gehört, dass hätt ihm die Flausen schon ausgetrieben. Aber die Chefin, die ist ja ganz verliebt in ihren Sohn, da hat ja selbst der Chef nichts sagen dürfen, wenns ums ›Buale‹ geht. Das ›Buale‹ hinten und das ›Buale‹ vorn.«
    Fritz Luft hatte sich nun richtig in Rage geredet, und als Johann Huther leicht mit dem Kopf nickte, verstand er dies als Zeichen der Zustimmung und fuhr fort.
    »Nach ein paar ›Klavierstunden‹ ist die Sache mit der Clara Ganslmeier dann ein wenig aus dem Ruder gelaufen. Die Clara hat die Sache ernster genommen, die wollt nicht nur ein Gspusi sein, die wollt geheiratet werden. Die ist schon an die dreißig, und jünger wird s’ auch nicht. Der läuft die Zeit weg, und

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