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Täuscher

Täuscher

Titel: Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Maria Schenkel
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und jenes, Clara Ganslmeier wurde mit keinem Wort mehr erwähnt.

Dienstag, 4 . April 1922 ,
Polizeipräsidium Landshut,
Kriminaloberwachtmeister Johann Huther,
6 . 48  Uhr abends
    »Wie viel sind’s noch? Langsam reicht’s mir für heute.«
    Johann Huther sah hinüber zu seinem Kollegen Wurzer, der die Tür hinter dem zuletzt befragten Zeugen schloss.
    »Keine Sorge, es sind nur noch zwei. Aber einer davon ist ein harter Brocken – die Frau Hofstetter sitzt draußen.« Wachtmeister Wurzer konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
    »Herrgottssakrament, die kommt doch jede Woche. Immer wenn in Landshut was passiert, dauert’s nicht lang und sie taucht auf. Was will s’ denn diesmal? Eines sag ich Ihnen, Wurzer, wenn s’ wieder anfängt mit ihren Weltuntergangstheorien und wer ihr bei der letzten Séance erschienen ist, dann schmeiß ich sie raus, da kenn ich nichts.« Johann Huther saß verärgert hinter seinem Schreibtisch.
    »Mit den Geisterbeschwörungen ist es aus. Ich hab gehört, Sie ist jetzt bei den Bibelforschern.«
    »Ach, gehen S’ mir damit, ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die die Hofstetter und ihr Geschmarre haben wollen.«
    Huthers Stimme hatte einen verächtlichen Unterton.
    »Sie sollten ein bisserl mehr Verständnis zeigen, Herr Oberwachtmeister, der Frau Hofstetter ist halt langweilig, seit ihr Gemahl nicht mehr unter uns weilt.« Das Schmunzeln war einem breiten Grinsen gewichen. »Wenn Sie nicht mit ihr sprechen wollen, dann bleibt sie halt dem Weinzierl, denn ich muss schnell heim. Der soll ruhig sehen, dass das Leben bei der Polizei kein Honigschlecken ist.«
    Wurzer wandte sich zum Gehen.
    »Sie haben mir noch nicht gesagt, wer der andere ist.«
    »Ein junger Bursche, sagt, er sei Geselle bei der Bürstenfabrikation Täuscher.«
    »Wissen S’, wie er heißt? Oder muss ich Ihnen heute alles aus der Nase ziehen, Wurzer?«
    Wachtmeister Wurzer wusste, nun war es an der Zeit, zu gehen, Johann Huther war ziemlich unleidlich geworden.
    »Luft, Fritz Luft. Wie ›Luft und Liebe‹.«
    »Oder die Luft zum Atmen, hab schon verstanden. Bevor Sie heimgehen, rufen Sie mir den Luft noch rein.«
    »Oder wie ›dicke Luft‹«, sagte Wachtmeister Wurzer zu sich selbst im Gehen.
     
    Keine fünf Minuten später saß Johann Huther ein nervös auf dem Stuhl hin und her rutschender Fritz Luft gegenüber.
    »Herr Luft, warum sind Sie denn hier?«
    »Ich wollte was aussagen über den Hubert Täuscher, aber ich möcht nicht, dass mein Chef davon erfährt.«
    Fritz Luft vermied es, Johann Huther direkt anzusehen, stattdessen starrte er auf seine Hände.
    »Was können Sie mir denn zu der Sache sagen?«
    »Ich will sagen, dass die Thea Schwankl nichts, aber auch gar nichts, damit zu tun hat.«
    »Wie kommen S’ denn darauf, dass das Fräulein Schwankl was damit zu tun haben könnte?«
    Huther ließ sein Gegenüber nicht aus den Augen.
    »Entschuldigung, Herr Oberwachtmeister, da haben Sie mich missverstanden, ich hab gesagt, sie hat nichts damit zu tun, rein gar nichts, und deshalb bin ich hier. Die Thea ist ein anständiges Mädchen, und der Hubert, der hat sie nur ausgenutzt.«
    »Ich hab Sie schon richtig verstanden.« Johann Huther legte sich langsam und bedächtig Papier und Federhalter zurecht. »Fangen S’ an. Ich hör zu.«
    »Ich weiß nicht …«
    »Aber Sie sind doch zu uns gekommen, Herr Luft, weil Sie glauben, uns etwas Wichtiges mitteilen zu müssen.«
    »Das schon, aber …«
    »Was
aber
? Sie brauchen keine Angst haben, jetzt erzählen Sie mir einfach, was genau Sie veranlasst hat, hierherzukommen.«
    »Das wird aber ein bisserl dauern.«
    »Das macht nichts, wir haben Zeit.«
    »Ich kenn die Thea durch ihren Bruder. Sie ist ein anständiges Mädel. Und ehe die Sache mit ihr und dem Hubert angefangen hat, da haben wir uns ein paarmal getroffen. Nicht, was Sie meinen. Wir sind nicht miteinander gegangen, wir waren nur befreundet.«
    »Ich mein gar nichts, Herr Luft. Ich hör Ihnen nur zu.«
    »Da war nichts zwischen der Thea und mir, ehrlich. Sie hat mich zwei, drei Mal vom Geschäft abgeholt. Einmal, wie sie mich abgeholt hat, da war der Hubert in der Werkstatt, und so hat sie ihn kennengelernt.
    Ich hab zwar gewusst, dass der Hubert ein rechter Weiberer ist, aber dass er gleich mit der Thea was anfangen will, darauf wär ich nicht gekommen. Dem Chef und der Chefin war das nie recht, die wollten schon immer eine mit Geld und einem guten Namen. Eine Richtige

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