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Täuscher

Täuscher

Titel: Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Maria Schenkel
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so.«
     
    Gleich am nächsten Tag, am 23 . März, ging Hubert Täuscher abends zwischen halb und drei viertel acht Uhr zur Ganslmeier, wie an jedem Donnerstag. Nur wartete diesmal Luck Schinder an der Ecke zur Bindergasse auf ihn. Als Täuscher, aus der Kirchgasse kommend, in die Neustadt einbog, gab er ihm das vereinbarte Zeichen, und Schinder folgte ihm. Sie vermieden es, nebeneinanderzugehen, sie hielten es für besser, wenn sie keiner zusammen sah. Schinder blieb immer ein paar Schritte hinter Täuscher, der Abstand zwischen den beiden war gerade groß genug, dass Luck ins Haus schlüpfen konnte, ehe die Haustür wieder ins Schloss fiel. Im Haus stiegen sie nacheinander die Treppen hoch. Vor der Wohnungstür der Ganslmeier blieb Hubert Täuscher stehen, wartete einen Augenblick, ehe er an der Tür klingelte, Zeit genug, dass Schinder an ihm vorbei die Stiege weiter hinauf auf den Speicher steigen konnte. Sie hatten vereinbart, dass er dort wartete, bis Hubert die Wohnung wieder verließ. Täuscher hatte Schinder erzählt, dass ihn die Clara immer hinunter zur Haustür begleitete. Sie nahm keinen Schlüssel mit, ließ die Wohnungstür dabei stets offen, Zeit genug, in die Wohnung hineinzugehen, ohne dass ein anderer etwas davon mitbekommen konnte.
    Und so war es auch. Bis abends um zehn Uhr saß Hubert mit Clara beim Tee im Salon, danach verabschiedete er sich, und sie begleitete ihn wie immer hinunter zur Haustür. Im Hinuntergehen pfiff er ein paar Noten aus der
Csárdásfürstin
, so wusste Schinder, dass beide auf dem Weg nach unten waren und die Wohnung jetzt leer war.
    »Pscht, Hubert, nicht so laut, du weckst mir noch das ganze Haus auf.« Clara hielt sich den Finger vor den Mund.
    Unten vor der Haustür plauderten sie noch ein wenig, er hatte es nicht eilig, er wollte ganz sicher sein, dass dem Schinder genügend Zeit blieb. Er sollte sich überall umschauen und ohne Druck rechtzeitig aus der Wohnung verschwinden können, ehe Clara wieder oben war.
    Nachdem er sich endgültig von Clara verabschiedet hatte, ging er von der Neustadt sofort hinüber ins Café Thalia. Dort wartete er wie vereinbart. Gut fünfzehn Minuten später kam auch Schinder.
    »Und hat’s klappt? Was schaust denn so?«
    »Wie soll ich schon schauen? Nichts hat klappt. Einen Dreck haben wir. Das G’lump war nicht da.«
    »Was soll das heißen?«
    »Na, das, was ich sag. Nichts haben wir, den Dreck im Schachterl, den haben wir. Gleich, wie ich dich pfeifen gehört habe, bin ich hinuntergeschlichen in die Wohnung. Aber in ihrem Schlafzimmer hat sie nichts gehabt. In alle Zimmer war ich und habe mich, so gut es ging, umg’schaut. Viel Zeit hab ich ja nicht gehabt. Sogar an der Schlafzimmertür der Alten bin ich gestanden.«
    »Bist zu der auch rein?«
    »Hörst nicht zu? An der Tür bin ich gestanden, sogar die Hand an der Klinke hab ich schon gehabt. Aber ich war mir nicht sicher, ob sie auch wirklich schläft. Und dann hab ich gehört, wie unten die Haustür zugeschlagen ist. Da hab ich es dann bleiben lassen und bin lieber aus der Wohnung raus.«
    Luck winkte Hubert näher zu sich heran. »Wir müssen da noch mal rein, das G’lump muss doch da sein.«
    »Ich weiß nicht, mir ist jetzt schon angst und bang geworden. Ich habe schon geglaubt, es ist was passiert und du bist erwischt worden. Oder einer aus dem Haus hat die Tür abgesperrt, und du kommst nimmer raus, und die Sache fliegt auf. Dann hätten wir schön alt ausg’schaut.«
    Schinder sah Täuscher spöttisch an.
    »Ach was! Mach dir keinen Kopf deswegen, das ist für mich eine Kleinigkeit. Überall, wo ich reinkomm, komm ich auch wieder heraus. Ich sperr dir jede Tür mit dem Dietrich auf. Ein Kinderspiel. Und außerdem hat ja keiner was gemerkt, weder die im Haus noch die Clara. Bis die in ihrer Wohnung war, da war ich längst schon wieder auf dem Speicher. Gelernt ist gelernt.«
    »Das heißt, du willst es noch einmal probieren?«
    »Meinst, ich riskier Kopf und Kragen umsonst? Jetzt, wo wir wissen, wo der Schmuck nicht ist, da müsste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn wir es nicht noch einmal probieren würden. Aber du musst halt auch deinen Teil dazu beitragen.«
    »Was meinst damit?«
    »Ich kann nicht die ganze Arbeit machen, du musst rausfinden, wo die Ganslmeier das Zeug versteckt hat.«
    »Wie soll ich das machen?«
    »Wie soll ich das machen?« Schinder äffte Hubert nach. »Was heißt da ›Wie soll ich das machen‹? Bist blöd, oder was? Weißt, Hubert, wenn

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