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Täuscher

Täuscher

Titel: Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Maria Schenkel
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Die ersten Jahre konnten wir es noch verhindern, da er zu jung war. Schließlich meldete er sich doch.«
    Sie stand auf und ging zum Fenster. »Entschuldigen Sie, ich kann einfach nicht ruhig sitzen bleiben. Ich bin viel zu durcheinander.«
    »Kein Problem, Frau Täuscher, ich kann das verstehen. Ich höre ihnen zu.«
    »Wie mein Sohn dann das erste Mal auf Heimaturlaub nach Hause kam, hat er sich den ganzen Tag nur in sein Zimmer eingesperrt. Es war schrecklich. Und als er dann wieder einrücken musste, war er am Boden zerstört. Er hatte gemerkt, dass es kein Spiel war. Und ich stand da, er reute mich, aber ich konnte ihm doch nicht helfen! Wir bekamen erst wieder Nachricht, als er ins Lazarett eingeliefert wurde. Er hatte sich auf dem Weg zurück zu seiner Einheit entfernt. Es wurde uns gesagt, dass er tagelang verschwunden war. Hubert muss ziellos umhergeirrt sein. Als er aufgefunden wurde, war er in einem völlig abgerissenen und verwahrlosten Zustand. Er konnte sich nicht daran erinnern, wo er war oder was er getan hatte. Auch nicht daran, wie viele Tage er schon umhergeirrt war. Alles war weg. Entschuldigen Sie, aber ich bin so durcheinander, ich habe Ihnen nicht einmal etwas angeboten. Eine Tasse Tee oder ein Glas Wasser?«
    »Lassen Sie es gut sein, Frau Täuscher. Ich weiß, wie schwierig die Situation für Sie ist. Ich möchte Sie gar nicht lange aufhalten, erzählen Sie einfach weiter.«
    Maria Täuscher ging einen Schritt auf Huther zu, dann blieb sie stehen. Im Gegenlicht war ihr Gesicht kaum zu erkennen, aber ihre Stimme verriet, wie viel Kraft es sie kostete, nicht zusammenzubrechen.
    »Zur Untersuchung seines Geisteszustandes haben sie Hubert damals in ein Militärhospital eingewiesen, aber selbst die Ärzte dort konnten nichts feststellen.
    Seit dem Vorfall hat er sich mehr und mehr verändert. Er verrennt sich in fixe Ideen. Einmal ist es die Malerei, dann wieder will er Opernsänger werden, jetzt ist es die Schauspielerei. Es ist immer das Gleiche, erst ist er davon begeistert, um dann alles von einem Tag auf den anderen umzuwerfen. Er gibt Geld aus, ohne sich Gedanken über den Sinn dieser Ausgaben zu machen. Deshalb haben mein Mann und ich beschlossen, ihm so wenig als möglich in die Hand zu geben. Seit einiger Zeit nun ist er besessen vom Kino.«
    Maria Täuscher seufzte und fuhr fort. »Glauben Sie mir, ich kenne diese seine Phasen zur Genüge, ihnen folgt früher oder später der tiefe Fall. Dann verlässt er oft tagelang das Haus nicht, isst und trinkt nicht, sperrt sich nur in seinem Zimmer ein. Ich wusste oft nicht mehr, was ich machen sollte.«
    »Darf ich fragen, ob Sie nach dem Krieg einen Arzt zu Rate gezogen haben?«
    Frau Täuscher setzte sich wieder auf das Sofa.
    »Ja, das haben wir. Wir waren mit ihm in München. Der Arzt meinte, Musik als Therapie wäre gut für ihn.
    Deshalb war ich zu Beginn sehr froh über die Klavier- und Gesangstunden beim Fräulein Ganslmeier. Anfangs schien er auch wirklich ruhiger und ausgeglichener zu werden. Und als sich über die Monate daraus auch eine Beziehung zwischen den beiden entwickelte, war uns das trotz des Altersunterschieds nur recht. Ich habe Hoffnung geschöpft, Hubert könnte endlich seinen Weg finden.
    Aber in den letzten Wochen schien sich sein Zustand wieder zu verschlechtern.«
    »Was hat sich verändert? Warum hatten Sie den Eindruck?«
    »Es ist schwer für mich, dies an einer bestimmten Sache festzumachen. Es war die Unruhe und Unstetigkeit in seinem Verhalten. Die nahm wieder zu. Mir war es, als würde er auf Abstand gehen, als würde er sich langsam verlieren. Als wir erfuhren, dass er sich mit dem Fräulein Thea an den Wochenenden in München trifft, glaubte ich, den Grund dafür gefunden zu haben. Verstehen Sie mich nicht falsch, Thea ist ein nettes Mädchen, ein sehr liebes. Jede andere Mutter wäre glücklich über den Umgang mit ihr, aber sie kennt Hubert nur von seiner guten Seite. Den Abgrund, in den er fällt, hält er vor ihr geheim. Wie er ihn auch lange Jahre vor uns versteckt hat. Wenn selbst das Aufstehen am Morgen zu Qual wird. Wenn er in Angst und Panik ist und niemand sehen kann, wovor. Wenn er sich in ein Gebäude voller Lügen und Illusionen verstrickt.«
    »Thea Schwankl hat den Kollegen in München zu Protokoll gegeben, ihr Mann hätte die zwei dort überraschend aufgesucht?«
    »Ja, das ist richtig. Mein Mann wollte die Verbindung für immer unterbinden, deshalb hat er sie abgepasst. Es ist nicht böser

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