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Täuscher

Täuscher

Titel: Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Maria Schenkel
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wissen Sie noch mehr? Den Namen der Freunde, der Hintermänner vom Schinder? Wollen Sie mir nicht noch ein bisserl mehr sagen?«
    Hubert Täuscher schüttelte den Kopf.
    »Na, dann werde ich es versuchen. Viel ist es nicht, die blutige Jacke, die wir erst mal finden müssen, und ein Passant, den Sie nicht erkannt haben oder beschreiben können. Beten S’ zu Gott, dass uns der Staatsanwalt anhört.«
    Dr. Klar schüttelte Hubert zum Abschied die Hand.
    »Sie sind hier sicher, lassen Sie sich nicht verrückt machen. Wie gesagt, die Sache mit dem Volksgerichtsurteil ist viel schwieriger vom Tisch zu bekommen. Ich muss was in der Hand haben, sonst bleibt mir nur, auf Gnade zu hoffen. So schaut es aus.«

Landshuter Zeitung

Lokales: Doppelraubmord
    Landshut, 15 . Juli 1922
    Zum Doppelmord Ganslmeier. Gestern, am Tag nach der Hauptverhandlung, machte der Verurteilte Täuscher dem Herrn Ersten Staatsanwalt Dr. Fersch in einem mehrstündigen Verhör vollständig neue Angaben über die Ausführung der Ermordung der beiden Frauen und des Raubes der Schmucksachen. In Anwesenheit seines Anwalts Dr. Klar berichtete er, der vorher lediglich seine Unschuld beteuert hatte, in allen Einzelheiten vom Tathergang. Er selbst will lediglich an dem Raub, nicht aber an der Ermordung beteiligt gewesen sein. Desgleichen gab er auch das angebliche Versteck derjenigen geraubten Schmucksachen an, die bisher noch nicht beigebracht werden konnten. Diese neuen Behauptungen machen umfangreiche weitere Erhebungen notwendig, die bereits eingeleitet sind. Auch um zu klären, ob noch andere Personen an der Tat beteiligt waren. Am heutigen Tag geht die Befragung Täuschers weiter. Es ist Eile geboten, da mit Zustellung der schriftlichen Begründung des Urteils dieses rechtskräftig wird. – In der Mordsache ersucht die Staatsanwaltschaft darum um Veröffentlichung folgender Aufforderung: Wer hat am Donnerstag, dem 30 . März  22 , gegen ½ 6  Uhr abends Hubert Täuscher wartend in der Steckengasse gesehen? Sind eventuellen Zeugen auch andere Personen, die sich zu diesem Zeitpunkt dort aufhielten, aufgefallen? Alle Personen, die dazu Angaben machen können, werden dringend gebeten, sich bei der Staatsanwaltschaft zu melden.

Samstag, 15 . Juli 1922 ,
Untersuchungsgefängnis Landshut,
Bürstenfabrikantensohn Hubert Täuscher,
8 . 30  Uhr morgens
    Dr. Fersch saß an seinem Platz hinter dem Schreibtisch im Vernehmungsraum. Unbewegt, abwartend. Hubert konnte sein Gegenüber nicht einschätzen. Glaubte der Staatsanwalt ihm oder nicht, hielt er zuletzt alles nur für eine erneute Ausrede, für erneutes Taktieren? Dr. Fersch saß da, vor sich die Akten der Untersuchung. Er hörte zu, ohne Notizen zu machen. Schließlich rückte er sein Sakko zurecht, verschränkte die Arme vor der Brust, ehe er zu sprechen begann: »Mein lieber Herr Täuscher, Sie haben uns ja schon sehr viel erzählt, aber lassen wir das. Wenn ich Ihnen überhaupt noch helfen kann, dann dürfen Sie jetzt nichts mehr auslassen, und es bringt auch nichts, Dinge zu beschönigen. Jede Lüge ist für Sie von Nachteil. Wir würden es bemerken, das können Sie mir ruhig glauben.«
    »Ich schwöre bei meinem Leben und allem, was mir heilig ist, ich werde nichts auslassen und nichts verändern.«
    »Mir müssen S’ nichts schwören, ich bin nicht der liebe Gott oder der Richter. Mir genügt die Wahrheit. Was war genau los am 30 . März.? Ich will alles wissen.«
    »Zuerst war ich in der Neustadt bei der Clara, ich bin aber nur kurz geblieben, weil der Uhrmacher, der Mühlbauer, auch da war. Von der Neustadt bin ich hinüber ins Central. Dort habe ich mich, wie zuvor ausgemacht, mit dem Schinder getroffen. Ich hab ihm gesagt, wo er die Schmucksachen finden kann, nämlich im Sekretär im Zimmer der alten Ganslmeier.
    Das sei gut, sehr gut, hat er gesagt, denn alte Leute hören fast nichts mehr, da könne er ins Zimmer rein. Und da er nun wisse, wo was zu finden sei, und nicht mehr lang suchen müsste, wäre es ein Kinderspiel, ›ein Spaziergang‹, sagte er zu mir. Nur eines müsste ich noch herausfinden: wann die Alte schläft.
    Dass das kein Problem wäre, habe ich ihm gesagt, die Mutter der Clara schläft fast immer, wenn ich da bin. Ehe ich zu Besuch komme, gibt die Clara der Mutter meist einen Tee oder ein Glas Wasser mit Baldrian, damit sie müde wird. Ich wäre zwischen halb fünf und fünf wieder zu ihr bestellt, denn um sechs müsse die Clara außer Haus.
    Das passe auch, meinte

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