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Täuscher

Täuscher

Titel: Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Maria Schenkel
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dem Staatsanwalt reden, ehe das Urteil rechtskräftig wird. Es ist Eile geboten – wenn Sie mir jetzt nicht irgendetwas Handfestes sagen, brauche ich mich gar nicht um ein Gespräch mit dem Staatsanwalt oder dem Richter zu bemühen, also erzählen Sie, erzählen Sie endlich alles, was Sie wissen!«
    »Ich hab die Wohnung verlassen, da hat die Clara noch gelebt. Dann ist der Luck hoch. Der Schinder hat immer zu Protokoll gegeben, er hat den Schmuck von mir, aber das stimmt nicht. Woher hätte ich all die Sachen haben sollen? Die Schmucksachen und das Geld, das hat alles er mitgenommen. Und ich weiß, wo er sie vergraben hat, die Sachen, die man nicht gefunden hat.«
    »Ich glaube nicht, dass uns das was bringt, und beweisen tut es auch nichts. Es entlastet Sie doch nicht, wenn Sie wissen, wo der Schmuck ist. Da müssen Sie schon ein bisserl präziser werden, aber reden Sie weiter.«
    »Der Luck war oben in der Wohnung. Ich habe unten in der Steckengasse auf ihn gewartet. In einen Hauseingang hab ich mich gezwängt. Ich wollte nicht gesehen werden. Ich hab gewartet und gewartet, bin immer wieder vor zur Neustadt, ob ich den Schinder aus dem Haus kommen sehe. Nach einer Ewigkeit ist er endlich heruntergekommen. Zuerst hat er die Tür nur einen Spalt geöffnet, nur so weit, dass er herauslugen konnte. Ein Passant ist die Straße entlang am Haus vorbei. Der hat mich angerempelt, der muss es bezeugen können. Wie der weg war, hat der Luck die Haustür aufgemacht und ist zu mir herüber. Er hat mich gepackt und mich weiter die Steckengasse hinaufgezogen.«
    »Wie sah denn der Passant aus? Haben Sie ihn erkannt? Und um wie viel Uhr war das?«
    »Ich weiß nicht, wer das war – ist das jetzt so wichtig? Ich hab dann den Luck gefragt, ob er den Schmuck hat und was mit der Clara ist. Der hat sich den Finger vor den Mund gehalten zum Zeichen, dass ich still sein soll. ›Nichts ist mit der Clara, was soll schon sein mit ihr? Sie war guter Dinge, wie ich gegangen bin.‹ Dann hat er gegrinst.
    Wie ich ihn gefragt hab, wohin er so schnell rennt, hat er mich angefahren: ›Zum Bahnhof, hier kannst jetzt nicht stehen bleiben, sei kein Patsch, sonst erwischen die uns noch.‹ Am Arm hat er mich gepackt und weggezogen. Zum Bahnhof nach Ergolding hat er gewollt, schnell weg, nach München. Und dass mit der Clara nichts ist, hat er immer wieder gesagt.«
    »Herr Täuscher, das ist ja alles schön und gut, aber da steht Aussage gegen Aussage. Da brauche ich nicht einmal zum Dr. Fersch hingehen, der hört mich gar nicht an.«
    »Auf dem Weg nach München hat mir der Luck die Blutflecke in der linken Tasche seines Überziehers gezeigt. Er hat das Innenfutter herausgezogen und dazu gesagt: ›Die muss ich auch noch herauswaschen.‹ Ich hab ihn gefragt: ›Was ist passiert? Was hast gemacht? Ist doch was mit der Clara?‹
    ›Nichts ist mit ihr, was soll schon sein? Da hab ich mich halt gerissen. Aber du hörst mir jetzt gut zu.‹ Der Schinder ist ganz nah an mich heran und hat mich am Kragen gepackt. ›Du weißt von nichts, und du hast nichts gesehen. Glaub mir, es ist besser für dich. Auf mich kommt keiner, ich kenn die Ganslmeier nicht, und niemand weiß, dass ich in der Wohnung war und den Schmuck hab, es bleibt alles an dir hängen, dafür werd ich schon sorgen, wenn du dein Maul aufmachst. Also halt deine Goschn.‹
    Auch wenn die Wunden längst verheilt sind, die Blutflecke müssen noch in der Tasche zu finden sein. Das müssen Sie doch untersuchen lassen können. Wenigstens das.«
    »Ist das alles, oder wollen Sie mir nicht noch mehr erzählen?«
    Hubert Täuscher nickte, vermied es jedoch, den Anwalt anzusehen.
    »Sie haben doch Angst. Ich sehe es Ihnen an. Herr Täuscher, vor wem und vor was haben Sie Angst? Das ist Ihre letzte Chance – wenn überhaupt.«
    »Der Schinder, der bringt mich um, der fackelt da nicht lang.«
    »Das ist doch Unsinn, wie will er Ihnen was antun? Und noch dazu hier herinnen. Ich glaube, da sehen Sie Gespenster.«
    »Der Luck hat überall seine Kontakte. Er und seine Kumpane, die lassen mich nicht am Leben, wenn ich den Mund aufmach.«
    »Das ist ein alter Ganoventrick. Sehen Sie nicht, dass der Sie nur einschüchtern will? Ich verspreche Ihnen, da ist nichts dahinter. Da mach ich mir ganz andere Sorgen. Ich will ehrlich zu Ihnen sein, Herr Täuscher. Ich weiß nicht, ob uns reicht, was Sie mir gesagt haben, aber ich will es versuchen, schon wegen Ihrer Frau Mutter. Haben Sie mir alles gesagt,

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