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Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Titel: Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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Fall hätte Alessas neckischer Schlag ihn zum Krüppel machen können. »Wer hat die Magieanwendungen vorgenommen?«
    »Ein menschlicher Arzt hat sich darum gekümmert. Keine Ahnung, wie er das organisieren konnte. Ich war zu dem Zeitpunkt nicht sonderlich ansprechbar.«
    »In der Volksdorf-Klinik?« Sie dachte an den Mann mit dem fahlen Gesicht und den Schatten unter den Augen. Der an Geister glaubte. Und dem sie jetzt im Stillen dankte. Für damals und heute. »Was ist mit Friedbert? Geht es ihm gut?«
    »Die ganze Aktion hat ihn ziemlich geschlaucht. Ich habe ihn bei der Perchta gelassen, sie wird sich um ihn kümmern.«
    »Und was hast du jetzt vor?« Sie desinfizierte die Wunde, legte einen neuen Verband an und widmete sich seiner Verletzung am Bauch. Hier war die neu gebildete Haut intakt geblieben und zitterte leicht bei jedem seiner Atemzüge.
    Er antwortete nicht. Sie hob den Blick. »Gallagher?«
    »Keine Ahnung. Nicht nur, dass die Dämonen die Jagd auf mich eröffnet haben, die Engel haben uns auch noch die Zusammenarbeit aufgekündigt.«
    »Eine interessante Umschreibung für ›Wir sind geliefert‹. Das wird eine ziemlich kurze Besprechung in einer Stunde werden. Ich bin mir sicher, wir werden rechtzeitig vorm Kaffeetrinken fertig sein.«
    »Wir haben schon Schlimmeres überstanden.« Er lächelte sie an. »Du Dornenzunge.«
    Sie fand das Lächeln in seinen blauen Augen wieder, an deren Farbe sie sich zu gewöhnen versuchte, ohne dass ihr davon übel wurde. Übel? Nein. Ihr wurde schwindelig.
    »Du solltest schleunigst lernen, mich besser anzulügen. Ich glaube, Schlimmeres hat die Welt noch nicht gesehen. Wobei – die vielleicht schon. Beim Membranriss. Als es danach die Welt nach dem Ende der Welt gab. Du hast keine Ahnung, was sich da gerade zusammenbraut.«
    »Was weißt du darüber?«
    »Über den Membranriss? Ich dachte, du hättest im Geschichtsunterricht besser aufgepasst als ich: 2012 nach alter Zählung platzte die Membran, welche die menschliche und die dämonische Welt voneinander trennte, die beiden Realitäten vermischten sich …«
    »Nein, ich meine über die Situation jetzt.«
    »Du spürst es doch auch, oder?« Ihre Fingerspitzen verharrten über seinem ausgestreckten Bein. Welche Schäden hatten die Muskeln bei dem Ritt zurück in die Tote Stadt davongetragen? »Hose runter.«
    » Bitte? «
    »Ich will mir deine Wunde ansehen. Was hast du denn … Ähm. Ja.« Ihre Finger verhedderten sich im Mull, ehe sie ihm das Verbandszeug in die Hände drückte. »Ich denke, das machst du dann lieber selbst.«
    Sein Blick neckte sie. Doch gleichzeitig verbarg sich darin ein anderer Ausdruck, der Zarah nachdenklich, beinahe schon traurig stimmte.
    Er zögerte, hob einen Arm, als wolle er ihr durch das Haar streifen, das sie damals abgeschnitten hatte. »Ich hätte nie geglaubt, dass ich mich jemals trauen würde, es dir zu sagen. Ich finde, du hast ein sehr hübsches Gesicht.«
    Sie hätte sich gern mit ihrer Wange in seine Handfläche gekuschelt, doch er zog seinen Arm schon zurück. »Entschuldige. Das war … unangebracht von mir. In der Toten Stadt bin ich wohl zu sehr Mensch.«
    »Ja«, erwiderte sie leise. »Es war unangebracht. Ich bin eine Dämonin. Eine Seelenlose.« Ich kann dich nicht lieben! »Auch in der Toten Stadt und mit dem Brandzeichen.«
    Der seltsame Ausdruck erlosch in seinem Blick. Er nestelte an dem Verbandszeug in seinem Schoß. »Du wolltest eben noch etwas zur allgemeinen Situation sagen. Ich meine – bevor es darum ging, dass ich meine Hose ausziehen soll.«
    »Ja.« Sie räusperte sich. »Es braut sich da etwas zusammen.« Beinahe hätte sie Abbas zitiert: ›Wir müssen schnell reagieren, wenn wir verhindern wollen, dass alles, was wir kennen, zugrunde geht.‹ »Und ich glaube, ich habe einen Verdacht, was es ist.«
    »Schieß los.«
    »Hat dir Lessa von unserer Flucht erzählt? Von dem Opferritual, das wir beobachtet haben?«
    »Das Ableben des Huhns hat ihr sehr zugesetzt. Seitdem hat sie kein Fleisch mehr angerührt, obwohl es das Kostbarste ist, was wir hier kriegen können.«
    »Solche Rituale dienen dazu, die Magie an die Organe des Opfers zu binden und sie dann für den eigenen Zauber zu nutzen. Nun stell dir vor, jemand würde die Magie an das Herz einer Prophetin oder die Augen einer Seherin binden. Welche Kräfte er damit entfalten könnte! Und jetzt stell dir noch mehr vor: Dieser Jemand wäre unglaublich magiebegabt. Seine Fähigkeiten könnten sich ins

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