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Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Titel: Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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Schildkröte. »Aber Alessa hat sich für sie verbürgt. Und Ghost …«
    »Solange Ghost nicht da ist, entscheide ich! Fort mit ihr.«
    Er kam auf Zarah zu, und je näher er kam, desto bekannter wirkten seine entstellten Züge.
    »Tissan?«, flüsterte sie, als seine knochigen Finger sich um ihren Oberarm schlossen. »Tissan Brandner?«
    »Kennen wir uns?«
    »Flüchtig. Ich kannte Ashriel. Deinen dämonischen Zwillingsbruder. Wie …« Dann wusste sie, wie. Dehydrierte Haut, weißes, kraftloses Haar. »Es war ein Formwandler. Richtig? Jetzt begreife ich es endlich. Ash hat einen Formwandler dazu gebracht, deine Gestalt anzunehmen. Mit dem Eisen habt ihr ihn daran gehindert, die Gestalt zu wechseln, und so wurde deine Hinrichtung vorgetäuscht.« Gallagher hatte offenbar von dem Plan gewusst. Schaffst du es, keine Dummheiten anzustellen? Nur dieses eine Mal? Natürlich wusste er es und hatte versucht, es ihr zu sagen. Wenn sie ihm nur genauer zugehört hätte! »Auf diese Weise bist du entkommen, stimmt’s? Ash …«
    »Halt den Mund!«, zischte er. »Ich will nie wieder den Namen dieses Arschlochs hören!«
    »Aber er hat dir das Leben gerettet. Er hat …«
    Eine Hand legte sich auf ihr Gesicht. Kalt und fettig.
    »Ja«, zischte Tissan. »Er hat das hier aus mir gemacht. Eine Missgestalt, vor deren Berührung sich jeder ekelt. Oder willst du behaupten, dass dir das hier gefällt?« Sein Daumen glitt über ihren Mund und schmierte seine Fettcreme, die seine Haut vor dem endgültigen Austrocknen bewahrte, auf ihre Lippen. »Kein Widerspruch?« Er ließ ihr Gesicht los. »Wusste ich doch. Und das nennst du ›mir das Leben gerettet‹?«
    »Vergeude keine Erklärungen an eine Seelenlose, was kann die schon verstehen!«, mahnte Giulia. »Bring sie weg. Ich werde mich später mit ihr beschäftigen.«
    Da polterte jemand in den Korridor hinein. Ein Junge mit verwuschelten braunen Haaren und einem Blick, der herumirrte. Seine Arme, die schneller waren als die Worte, fuhren durch die Luft.
    »Er ist da.« Mehrfach öffnete und schloss er den Mund, bis endlich der nächste Satz folgte: »Ghost ist da.«

2 0
    Innerhalb von Sekunden standen sie alle im Eingangsbereich des ehemaligen Hotels. Jemand rief »Ghost!«, und nur Zarah flüsterte: »Gallagher«, um ihrer Erleichterung Luft zu machen.
    Die Tote Stadt lebte.
    Er lebte, er war bei ihr.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte Gallagher zu den anderen.
    Auch zu dir , versicherte sie sich. Nur war sie bloß eine von vielen. Er lächelte sogar sein Menschenlächeln, das seinen Zügen Wärme und Zuversicht verlieh. Doch sie hatte gelernt, ihm in die Augen zu schauen. Seine Augen lächelten nicht. Und schon gar nicht vor Zuversicht.
    Alessa war es, die überhaupt als Erste aufatmete und sich bewegte, ihn schließlich auch umarmte. »Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht.«
    Auch er legte einen Arm um sie. Dann löste sie sich von ihm und schlug ihm spielerisch gegen die linke Schulter. »Was fällt dir ein, so zu verschwinden?«
    Für einen quälend langen Moment, der Zarah ins Herz schnitt, verzerrte Schmerz Gallaghers Gesicht.
    Auch Alessa hatte es gesehen und warf ausgerechnet Zarah einen alarmierten Blick zu, bevor sie wieder zu ihrem Bruder aufschaute. »Was ist los? Bist du verletzt?« Sie wollte ihm über den Arm streicheln, doch er schob sie beiseite.
    »Quatsch.« Die Schwäche, die sich nicht mehr auf sein Gesicht traute, zehrte an seiner Stimme, doch er räusperte sich und ließ ihr auch da keine Chance. »Ich bin vom Pferd gefallen. Nicht der Rede wert.« Sein Blick wanderte über die Versammelten, streifte auch Zarah, doch sie senkte rasch den Blick. »Besprechung in einer Stunde. Ich muss mich nur etwas frisch machen.« Leicht hinkend stieg er die Treppe hoch.
    Sie schaute ihm nach. Du bist die Letzte, die er sehen will. Sie merkte, wie sie zur Treppe trat. Und was willst du ihm auch sagen?
    Ein leichter Stoß in den Rücken beförderte sie einen Schritt weiter. »Na los.«
    »Was?« Sie fuhr herum. Beinahe hätte sie Alessa zurückgeschubst – ertappt, verwirrt. »Du glaubst doch nicht etwa …«
    »Geh schon. Zimmer acht.«
    Auf einmal wollte sie das Mädchen umarmen, drehte sich aber noch rechtzeitig um, bevor sie sich gänzlich zur Idiotin machen konnte, und eilte die Treppe hoch. Als sie über die Schulter blickte, sah sie, wie Alessa und Giulia stritten. Sie taten es ohne Worte. Aber Giulias Griff um Alessas Handgelenk sagte mehr als genug. Die

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