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Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Titel: Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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stehle, schon klar. Ihr habt ein gutes Versteck gefunden. In die Tote Stadt wagen sich Dämonen eher selten.«
    »Ein paarmal haben sie einen Trupp geschickt, der aus Dämonen bestand, die noch über keine Zwiegestalt verfügten und denen die Stadt nicht so gefährlich werden konnte. Doch wir kennen die Gegend besser als sie. Der Aufklärungstrupp hatte keine Chance.«
    »Wie viele seid ihr?«
    »Genügend, um dem Ordnungsamt Bauchschmerzen zu bereiten.« Giulia holte eine zweite Schüssel, goss Wasser hinein und begann ebenfalls, Tassen, Teller und Besteck abzuspülen.
    »Ich bin beeindruckt.« Zarah beobachtete, wie Giulias Haut sich im heißen Wasser rot färbte, wie die manikürten Nägel den festgetrockneten Dreck von der Oberfläche abkratzten. »Tschak, Mattes – ihr habt anscheinend ein gut funktionierendes Netzwerk.«
    Giulias Blick wurde eine Spur dunkler. »Du weißt von Tschak? Hm, Alessa muss eindeutig vorsichtiger werden.«
    »Habt ihr Verbindungen zu der Lichtseite? Seid ihr den Engeln schon mal begegnet?«
    »Möglich.«
    »Wie sind sie denn so?« Etwas Warmes sickerte durch ihr T-Shirt. Erst jetzt merkte Zarah, dass sie sich den Lappen an die Brust gedrückt hatte.
    Wie war Ash denn jetzt so? Wie fremd würde er sein, sollte sie ihn jemals wiedersehen? Sie hatte noch nie einen Engel aus der Nähe erlebt, abgesehen von zwei Astralprojektionen, die sie während eines Auftrags zufällig gesichtet hatte. Engel hielten es selten für nötig, sich jemandem zu zeigen.
    »Strahlend. Gütig. In ihrer Nähe zu sein bedeutet eine Erleuchtung.«
    »Sie helfen euch also? Normalerweise verduften sie schnell, sobald es irgendwo nach Ärger riecht.«
    Heftig tauchte Giulia das Glas, das sie gerade spülte, ins Wasser. Ein kleiner Schwall ergoss sich auf den Tisch. »Die meiste Arbeit erledigen ja auch wir. Nun.« Das Lächeln fiel schal aus. »Wer weiß. Vielleicht sammeln sie ihre Kräfte, um den Dämonen einen Arschtritt zu verpassen. Hast du mich jetzt genug ausgefragt, Zarah? Glaub ja nicht, dass wir hier alle dämlich sind. Ghost mag dir vertrauen, aber ich hab dich im Visier, glaube mir.«
    »Okay.« Zarah stellte den Teller ab. »Hör zu. Ich denke …«
    Die Tür öffnete sich ein wenig. »Giulia? Ich muss dich sprechen. Es ist wichtig.«
    »Moment!«, flötete die junge Frau, mit einem Mal gut gelaunt und unbeschwert. »Zarah – mach weiter hier, ich bin gleich zurück.« Sie trocknete sich die Hände an einem Geschirrtuch ab, warf Zarah einen letzten Blick zu und verschwand im Flur.
    Zarah ließ den Lappen in die Schüssel gleiten und bewegte sich leise zur Tür. Durch den Spalt drangen Schritte und das Geräusch eines einschnappenden Schlosses.
    Sie schlüpfte aus der Küche. Ihr Orientierungssinn führte sie unfehlbar zum richtigen Zimmer. Zaghaft legte sie eine Hand auf die Klinke, wartete einen Wimpernschlag lang und drückte den Griff geräuschlos hinunter. Mit angehaltenem Atem öffnete sie die Tür wenige Millimeter.
    »… Neuigkeiten? Eine Nachricht von ihm?« Giulias Stimme bedrängte, verlangte und … zitterte ein klein wenig. »Mensch, sag doch endlich was!«
    »Keine Nachrichten«, erwiderte ein männliches Timbre.
    »Du kommst den ganzen Weg hierher vom Außenposten, um zu sagen, dass du nichts hast?«
    »Ghost wird weiterhin vermisst. Er hat sich weder bei unseren Spähern gemeldet, noch ist er an den Safepoints aufgetaucht. Ich weiß nicht, ob das etwas zu bedeuten hat, aber auf allen lokalen Sendern wird eine gelungene Operation der Ordnungsaufseher gemeldet, in der es wohl um die Festnahme eines Gegners der Nachtseite ging.«
    »Einzelheiten?«
    »Kaum bekannt. Nur dass während der Razzia die Wohnung des Verdächtigen explodiert ist.«
    »Wo?«
    »Güntherstraße.«
    Gallagher! Zarah taumelte zurück. Die hinuntergedrückte Klinke schnellte mit einem metallischen Klacken hoch, die Tür schwang ein Stück weiter auf.
    Verdammt. Sie huschte den Korridor entlang zurück zur Küche.
    »Zarah!« Giulias Ruf schnitt ihr in den Rücken. Langsam drehte sie sich um. »Genug gelauscht?«
    »Ich wollte nur …«
    »Wusste ich doch, dass man dir nicht trauen kann. Tissan? Sperr sie ein. Ich werde später entscheiden, was wir mit ihr machen.«
    Der Mann trat vor. Schneeweißes Haar, eingefallene Wangen, tief liegende Augen. Seine dünne, von einer dicken Schicht Fettcreme glänzende Haut ließ jeden Knochen deutlich hervortreten, der schlaffe Hals ragte aus dem Hemdausschnitt wie der einer

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