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Tag der Buße

Titel: Tag der Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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bellen.
    »Peter?«
    »Yeah, ich bin’s.«
    Seine Stimme klang müde.
    Eine Plastiktüte plumpste neben ihren Füßen zu Boden.
    »Was ist das?« fragte sie.
    »Laß es liegen«, sagte Decker.
    Ginger bellte immer weiter.
    »Würdest du bitte deinen Hund begrüßen?« sagte Rina.
    Decker beugte sich hinunter und kraulte die Setterhündin hinter den Ohren. Dann setzte er sich neben Rina und rieb sich mit den Händen durchs Gesicht. »In der Tüte ist ein Beweisstück, das Noam Levine mit einem ziemlich scheußlichen Überfall auf einen Mann in Zusammenhang bringt.«
    »O Gott!«
    »Du sagst es.« Decker sah auf und lächelte. »Mann, du bist ein wunderbarer Anblick für müde Augen. Nimm deinen Alten mal liebevoll in den Arm.«
    Rina umarmte ihn fest und gab ihm einen Kuß auf die Brust. Dann streckte er sich auf der Couch aus und legte seinen Kopf in ihren Schoß. Sie strich ihm die Haare aus der Stirn und fragte: »Was hast du damit vor?«
    »Ich wünschte, ich hätte eine Ahnung von Shakespeare. Der hat bestimmt was Passendes für diese Art von moralischem Dilemma geschrieben.« Er seufzte. »Rein rechtlich bin ich nicht dazu verpflichtet, das Ding abzugeben, weil ich nicht offiziell an dem Fall arbeite. Andererseits bin ich Polizist. Und ich hab gesehen, was sie mit dem Opfer angestellt haben. Bei so was sollte niemand ungestraft davonkommen.«
    »Was hat Noam denn nun eigentlich getan? Oder sollte ich das nicht fragen?«
    »Nun ja, ich bin mir nicht sicher, ob er tatsächlich etwas getan hat«, sagte Decker. »Aber ich glaube, daß er bei diesem Überfall dabei war. Inwieweit er mitgemacht hat …« Decker zuckte die Schultern.
    »Du siehst sehr müde aus«, sagte Rina. »Und du riechst nach Zigarettenqualm und Alkohol. Wo hast du dieses Beweisstück denn gefunden?«
    »In einem Pennerlager unter einer Überführung des 10-East. Offenbar hat Noam es einem dieser Typen gegeben.«
    »Die beiden haben dort die Nacht verbracht?«
    »Einen Teil der Nacht«, sagte Decker. »Sie sind nicht mehr da. Sie sind aber auch in keiner dieser Wanzenbuden in Downtown untergekrochen. Das hat Benderhoff überprüft.«
    »Sollte ich wissen, wer Benderhoff ist?«
    Decker lächelte. »Nein, du bist ihm noch nie begegnet. Er ist Detective in der Central Substation, Abteilung Verbrechen gegen Personen, und er arbeitet an dem Fall. Hersh und Noam sind allerdings auch in keinem anderen Pennerlager in Downtown. Das hab ich persönlich überprüft. Ich hab nicht die blasseste Ahnung, wo sie hin sein könnten.«
    »Wenn du glaubst, daß sie sich vielleicht bei den Obdachlosen verstecken, wie wär’s dann mit Santa Monica? In den Palisades über dem Pacific Coast Highway streunen viele herum. Die sind immer da. Selbst im Winter. Auch in Venice.«
    »Am Strand ist es im Winter wärmer als in den Tälern. Hat irgendwas mit der Meeresströmung zu tun …« Decker legte sich auf die Seite, kuschelte sich tiefer in ihren Schoß und schloß die Augen. Ginger stellte sich auf die Hinterpfoten und leckte Decker die Nase. »Ich hab mir schon vorgenommen, mich am Strand umzusehen. Aber zuerst brauche ich ein bißchen Schlaf.«
    »Hast du Hunger?« fragte Rina und streichelte sein Haar.
    »Ich bin zu müde, um was zu essen.« Er tätschelte Gingers Kopf. »Ist der Mann die Pferde füttern gekommen?«
    »Ja, Schatz.«
    »Gut.«
    »Ich mach uns ein großes Abendessen«, sagte sie. »Cindy hat übrigens zurückgerufen, als du nicht da warst. Sie wollte wissen, wieso wir so früh zurückgekommen sind. Statt es ihr am Telefon zu erklären, hab ich sie zum Abendessen eingeladen.«
    »Kommt sie?«
    »Sie hat zugesagt.«
    Decker lächelte. Immer, wenn er an seine Tochter dachte, mußte er lächeln. Dann dachte er an Frieda Levine und ihre Familie. War es fair, Cynthia das, was er erfahren hatte, vorzuenthalten? Schließlich war sie mit diesen Leuten blutsverwandt. Als sie acht war, hatte er ihr seine familiären Hintergründe erklärt, nachdem sie festgestellt hatte, daß sich in Daddys Familie niemand ähnlich sah. Es war schwierig gewesen, aber er hatte sie für reif genug gehalten, um mit der Wahrheit fertig zu werden. Sie hatte es sehr gut verstanden und auch erkannt, daß es besser war, nicht zu versuchen, tiefer in Daddys Vergangenheit zu dringen. Sie hatte das Thema nie wieder angeschnitten.
    Und das nicht aus mangelnder Neugier. Cindy war ein sehr wißbegieriges Kind gewesen, das sich für alles interessierte. Doch sie hatte Daddys Privatsphäre

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