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Tag der Buße

Titel: Tag der Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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aus. Und das ohne jeden Respekt! Hank hätte sich trotz der Pistole auf ihn gestürzt, wenn ihn nicht eine innere Stimme daran gehindert hätte. Und diese innere Stimme hatte ihm gesagt, daß es vielleicht sogar ganz gut war, daß Nick-O ein bißchen härter geworden war. Wollte er denn wirklich einen Schwächling haben, um ihn zu beschützen? Trotzdem mußte er Nick-O irgendwie im Zaum halten. Aber auf subtile Weise. Bloß nicht explodieren. Vergiß das Hämmern im Kopf, das Brennen hinter den Augen.
    Erteil ihm auf stilvolle Art eine Lehre.
    Ganz langsam war Hank zu dem Jungen herübergeschlendert. Er wirbelte das Messer zwischen den Fingern, als ob es ein Taktstock wäre. Jeder sorgfältig bemessene Schritt brachte wieder ein kleines bißchen mehr Angst in Nick-Os Augen zurück.
    Gut, gut.
    Mit ein paar blitzartigen Bewegungen schlug er Nick-O die Pistole aus den Händen, schloß die Arme um den Kopf des Jungen und hielt ihm das Messer unter die Nase.
    Dann hatte Hank gesagt: Ich mag Fisch, weil ich gern Übung im Ausnehmen hab.
    Nick-O antwortete nicht. Auch nicht, nachdem Hank ihn losgelassen hatte.
    Sehr gut.
    Hank war sofort aufgefallen, daß Nick-Os Augen nicht mehr so arrogant blickten wie noch kurz zuvor. Aber sie waren auch nicht so verängstigt, wie er es gern gehabt hätte. Dann hatte Hank angefangen zu lächeln. Mit dem rechten Mundwinkel höher als mit dem linken.
    Aber wenn’s dich stört, Nick-O …
    Ein Klaps auf die Schulter.
    Hey, wenn’s dich stört, Mann, geh ich damit ins Bad. Laß das Wasser laufen. Dann kann man eh besser saubermachen. Wenn ich fertig bin, besorgen wir uns noch ’n paar Klamotten.
    Yeah, Klamotten waren was Feines, aber nichts, was man mit diesem Gefühl vergleichen konnte. Dieser erste Stich, wenn man die Haut durchstößt und spürt, wie einem diese warme Flüssigkeit über die Finger fließt. Und man gräbt ein bißchen tiefer, bis man die Eingeweide des Fisches fühlt. Dann schlitzt man ihn langsam auf, Stück für Stück, Zentimeter für Zentimeter. Steckt die Hände in das Blut. Dann guckt man dem Vieh ins Gesicht und sieht, wie es sich windet und um sich schlägt. Aber verdammt, es weiß, es sitzt in der Falle.
    Hin und her, hin und her.
    Und der Fisch fängt an, um sein Leben zu kämpfen. Genau wie der Knallkopf sich winden würde, wenn es um sein Leben ginge.
    Aber der Knallkopf würde genau wissen, daß es vorbei ist. Aus, Mann, es ist aus.
    Dann fängt man an zu schneiden. Eine kleine Kerbe hier, eine kleine Kerbe dort. Der Knallkopf fleht dich an.
    Kein Erbarmen. Kein Rachmoness.
    Hatte denn der Knallkopf Rachmoness mit dir, als er dich diese stinkenden alten Klamotten anziehen ließ und alle Kinder sich über dich lustig machten?
    Ein tieferer Schnitt.
    Oder hatte der Knallkopf Erbarmen mit dir, als er dich allein in deinem Zimmer sitzen ließ und du stundenlang versuchen mußtest, diesen Scheiß zu lesen, den du nicht verstanden hast?
    Ein heftiger Stoß.
    Oder wenn er dich bestraft hat, indem er tagelang nicht mit dir geredet hat. Oder wenn er sich über deine Schulaufgaben lustig gemacht hat. Oder wenn er gesagt hat, du wärst blöd. Oder wenn er gesagt hat, du wärst genauso wie die Alte. Oder wenn er dich wochenlang mit der Alten allein gelassen hat, weil er geschäftlich unterwegs war.
    Geschäftlich unterwegs, aber sicher. In Sachen Muschi.
    Schließlich jagt man das Messer ganz tief in das Vieh!
    Fester!
    Fester! Fester! Drehen! Hin und her drehen! Immer wieder, bis die Innereien ein einziger Brei sind.
    Tränen liefen ihm die Wangen herunter. Sein Sejde, der ihm sagte, er solle aufhören. Der ihn anbrüllte aufzuhören.
    Hershela, was ist los, Bubelah?
    Ich war wütend, Sejde, hatte er auf Jiddisch geantwortet. Auf meinen Tate.
    Sejde schüttelte traurig den Kopf. Selbst er wußte, daß sein Sohn ein Scheißkerl war.
    Alle wußten, daß der Knallkopf ein Scheißkerl war.
     
    Das Geräusch eines Kompressormotors im Leerlauf weckte Decker. Er streckte sich und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sein brauner Anzug war verknittert, und er selbst roch wie eine ganze Destillerie. Ginger bellte. Er beruhigte sie und reckte den Hals, um Rina hereinkommen sehen zu können.
    »Hi.«
    »Hallo«, sagte Rina. »Hast du gut geschlafen?«
    Er stand auf und fühlte sich wie ein Komposthaufen. »Komm mir nicht zu nah. Ich brauch dringend eine Dusche.« Er streckte sich. »Wie spät ist es? Draußen ist es ja schon dunkel. Wo warst du?«
    »Es ist ungefähr halb

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