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Tag der Buße

Titel: Tag der Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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sieben«, sagte Rina. »Und ganz dunkel ist es noch nicht. Ich war in Santa Monica und hab die Obdachlosen …«
    »Was!«
    »Ich hab weder Hersh noch Noam gefunden«, antwortete Rina. »Ich weiß nicht genau, was ich getan hätte, wenn ich sie gesehen hätte. Vermutlich dich angerufen. Ich bin mit dem Porsche gefahren. Hab deinen Ersatzschlüsselbund genommen. Ich hoffe, du hast nichts dagegen.«
    »Ich hab sehr wohl was dagegen«, erwiderte Decker barsch. »Was ist bloß in dich gefahren, in dieser Gegend herumzuschnüffeln?«
    »Ich wollte dir helfen. Du sahst so müde aus …«
    »Ich kann wohl gar nichts mit dir besprechen, was?« Decker zog Jackett und Hemd aus und nahm beides unter den Arm. »Was bezweckst du damit, Rina? Willst du Batman und Robin spielen? Ich will deine Hilfe nicht. Du hilfst mir nicht, wenn du solche Sachen machst.«
    »Schon gut, schon gut. Geh duschen …«
    »Behandle mich nicht so von oben herab. Manche von diesen Pennern sind gefährlich. Und erzähl mir bloß nicht, ich soll mir keine Sorgen machen, weil du deinen Revolver dabei hattest.«
    »Ich hatte tatsächlich meinen Revolver dabei.«
    »Rina, ich hatte schon häufiger mit diesen Leuten zu tun. Die gibt’s scharenweise in unserer Gegend. Das sind Junkies, Verrückte und ehemalige Sträflinge. Das ist der Abschaum der Gesellschaft …«
    »Daran bin ich gewöhnt, Darling.« Sie ging in die Küche und nahm drei bratfertige Wildvögel aus dem Kühlschrank. »Schließlich hab ich längere Zeit in New York gelebt.«
    Decker folgte ihr in die Küche. »Rina, es ist mir scheißegal …« Er hielt abrupt inne. »New York!« Er stieß einen Finger in die Luft. »Ich hab nicht mehr an New York gedacht.«
    »Yeah, New York«, sagte Rina. »Die große Stadt am Atlantischen Ozean.« Sie schüttelte den Kopf. »Was hältst du von kornischen Hühnchen? Ich mach sie mit Reisfüllung. Cindy ißt doch gerne Reis. Meinst du, drei reichen? Ich weiß, daß du mindestens einen ganzen Vogel allein essen kannst.«
    »Wie spät ist es?« fragte Decker.
    »Immer noch so gegen halb sieben«, sagte Rina. »Irgendwie hab ich das Gefühl, daß wir nicht richtig miteinander reden.«
    »So gegen halb sieben.« Decker kratzte sich am Kopf. »Dann war es halb zehn in New York. Ich muß einen Anruf machen.«
    »Ich hab heute morgen schon mit den Jungen telefoniert. Ich wußte nicht, wann du nach Hause kommst. Du kannst sie ruhig noch mal anrufen, wenn du willst. Sie würden sich bestimmt freuen.«
    Die Jungen?
    Er hatte vergessen, die Jungen anzurufen.
    »Ich muß mehrere Anrufe machen«, sagte Decker. »Über dich und dein krankhaftes Bedürfnis zu helfen reden wir später.«
    Rina lächelte. »Okay, Peter.«
    »Du nimmst mich überhaupt nicht ernst«, sagte Decker. »Das mag ich nicht.« Er sah auf die Sachen, die er unterm Arm hielt.
    »Soll ich dir das abnehmen?« fragte Rina.
    »Das Jackett muß in die Reinigung.«
    »Das weiß ich, Peter.«
    Decker sah, wie sie die Nase rümpfte. »Keine Sorge, ich dusch noch vor dem Essen.«
    Rina hielt das für eine gute Idee.

25
    »Hersh Schaltz ist mein Vetter ersten Grades.« Die tiefe Stimme schwieg einen Augenblick. »Ich hab ihn seit Jahren nicht mehr gesehen. Was hat er denn diesmal angestellt?«
    Decker hätte am liebsten das Telefon geküßt. Big Hersh, der Fischhändler aus Crown Heights, stellte tatsächlich ein Bindeglied zur Vergangenheit des verrückten Hersh dar. Auch wenn der Mann nicht wußte, wo der verrückte Hersh sich gegenwärtig aufhielt, konnte er vielleicht den Charakter seines rätselhaften Vetters ein wenig beleuchten.
    »Wie ist er mit Ihnen verwandt?« fragte Decker. »Ich meine, sind Ihre Mütter Schwestern oder was?«
    »Sie erzählen mir, Sie sind Polizist und ein frumm Jid«, sagte Hersh. »Und Sie suchen angeblich nach Hershie Schaltz. Und jetzt stellen Sie mir persönliche Fragen. Wos macht?«
    Decker war sich nicht ganz sicher, was er meinte, doch der Tonfall des Fischverkäufers schien anzudeuten, daß er genau wissen wollte, was los war. Decker brauchte zehn Minuten, um die Ereignisse der letzten sechs Tage zusammenzufassen und zu erklären, was Hersh Schaltz damit zu tun hatte. Danach war am anderen Ende der Leitung erst mal Sendepause.
    »Ich hab keine Ahnung, wo Hershie ist«, sagte Big Hersh schließlich. »Wie bereits gesagt, ich hab ihn seit Jahren nicht mehr gesehen.«
    »Sie haben nicht zufällig irgendwelche Verwandten in Los Angeles?« fragte Decker.
    »Ein Vetter zweiten

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