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Tag der Buße

Titel: Tag der Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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weit, und da gibt’s viele Schwule.«
    »Yeah, das riecht ganz nach Schwulenmord«, sagte Cleveland. »Das Blut, die Brutalität, die ungeheure Wut. Dieser Verrückte ist ganz bestimmt latent homosexuell.«
    »Hersh?« Decker zuckte die Achseln. »Schon möglich, er könnte aber genauso heterosexuell sein. Ich hab keine Anhaltspunkte, in welche Richtung er tendiert.«
    »Beide Opfer waren schwul«, sagte Cleveland.
    Das war zwar richtig. Trotzdem hatte Decker das Gefühl, daß etwas völlig anderes dahintersteckte. Das Alter der Opfer, die Größe. Jedes Mal, wenn Hersh einen großen Mann überfiel, ging er ein Risiko ein. Aber Hersh wollte große ältere Männer. Im Grunde wollte er seinen Vater töten. Er machte sich nur deshalb an Schwule heran, weil die viel leichter abzuschleppen waren. Wie würde er sonst einen großen Mann überreden können, ihm in die Dunkelheit zu folgen?
    Decker rief über Funk bei der Zentrale an und wurde zu Marge durchgestellt. Er brachte sie auf den neuesten Stand und erklärte ihr, was er von ihr wollte. Sie war bereit, noch bevor er zu Ende geredet hatte. Als er sie bat, für ihn bei Hollander anzurufen, erinnerte sie ihn daran, daß Mike seit gestern in Urlaub war.
    »Verdammt, das hatte ich ganz vergessen«, sagte Decker. »Wie sieht’s mit Fordebrand aus? Der ist doch immer ganz hilfsbereit.«
    »Ich glaub, der ist noch unterwegs«, sagte Marge. »Vor etwa einer Stunde ist in unserem Revier ein übler Mord in einer Bar passiert. Ich mußte auch dorthin, weil es um eine Frau ging und jemand was von Vergewaltigung gesagt hatte. Aber die Frau war nicht vergewaltigt worden.«
    Längeres Schweigen auf beiden Seiten.
    »Ich könnte MacPherson bitten«, sagte Marge schließlich.
    »Würd’s dir was ausmachen, ihn anzurufen?«
    »Nein«, sagte Marge.
    »Danke. Sag ihm, er soll bei mir vorbeifahren und sich von Rina die Flugblätter geben lassen. Ich ruf sie an, damit sie sie für ihn bereitlegt.«
    »Du läßt Paul mit deiner Frau allein?«
    Decker lachte. »Sie hat eine Waffe.«
     
    Rina sah das Auto in die Einfahrt fahren und öffnete die Tür, noch bevor MacPherson klopfen konnte. Er stand in sich zusammengesunken im Eingang, eine gestrickte Wollmütze auf dem Kopf. Seine Augen lagen tief in ihren Höhlen, seine Stirn war schweißüberströmt.
    »Hallo, Mrs. Decker«, sagte er mit näselnder Stimme. »Der gute Sergeant hat gesagt, Sie hätten ein paar Flugblätter für mich.«
    »So können Sie nicht draußen rumlaufen«, sagte Rina, beugte sich vor und fühlte seine Stirn. »Sie haben Fieber.«
    »Ich bin ein bißchen erkältet.« Er nieste. »Aber machen Sie sich keine Sorgen …«
    »Sie gehen jetzt sofort nach Hause und legen sich ins Bett«, sagte Rina. »Ich verteil die Flugblätter.«
    »Mrs. Decker, ich glaube nicht, daß das dem Sergeant recht ist.«
    »Wußte der Sergeant, daß Sie krank sind?«
    »Es ist halb so schlimm.«
    »Es ist schlimm genug«, sagte Rina. »Sie legen sich jetzt sofort ins Bett. Ich werd ja wohl noch Flugblätter verteilen und mit ein paar Sicherheitsleuten sprechen können. Außerdem würde ich Noam am ehesten erkennen. So wie es Ihnen geht, würden Sie vermutlich noch nicht mal Ihre eigene Mutter erkennen.«
    Könnte schon sein, dachte MacPherson. Trotzdem hatte er ein ungutes Gefühl dabei, sie mitten in der Nacht allein nach LAX raus fahren zu lassen. Wenn ihr irgendwas passiert, säße er echt in der Scheiße. Und um sie täte es ihm auch sehr leid.
    »Ich halte das nicht für richtig, Mrs. Decker.« Er nieste erneut.
    »Detective MacPherson«, sagte Rina, »ich werde Ihnen diese Flugblätter nicht geben, und ohne die Flugblätter gibt es keinen Grund, weshalb Sie zum Flughafen fahren sollten. Und jetzt niesen Sie mich nicht länger an, sondern verschwinden Sie, damit Sie mich nicht auch noch anstecken.«
    MacPherson seufzte. Er war zu müde, um sich zu streiten. Und wenn er ehrlich war, war er dankbar, daß er nicht zu fahren brauchte, auch wenn er ein komisches Gefühl dabei hatte. Aber wenn die Frau ihm die Flugblätter nicht gab, hatte es ja wirklich keinen Sinn, zum Flughafen zu fahren. Schließlich konnte er sie nicht zwingen, sie ihm zu geben, also was sollte es. Nächstes Mal sollte Decker ihn direkt ansprechen, wenn er einen Gefallen von ihm wollte.
    »Wenn Sie darauf bestehen«, sagte er.
    »Ich bestehe darauf«, sagte Rina. »Also gute Nacht.«
    Sie lächelte, dann schloß sie die Tür.
    Sie wußte, daß Peter wütend sein würde,

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