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Tag der Buße

Titel: Tag der Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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mich weiß Gott angestrengt. Ich hab mich bemüht … und bemüht … und bemüht.«
    Decker lachte leise.
    Jonathan zuckte die Achseln und sagte: »Der bessere Mann hat gewonnen – beide Male.«
    Decker wußte nicht, ob das so war. Aber er wollte sich ganz bestimmt nicht darüber streiten.
     
    Das Haus von Rabbi Levine war fast identisch mit dem der Lazarus’. Decker kam zu dem Schluß, daß Kristall eine besondere symbolische Bedeutung haben mußte. Genau wie Rinas Ex-Schwiegermutter Sora Lazarus schien auch Frieda Levine ganz versessen auf dieses funkelnde Glas zu sein. Der Eßbereich wurde von einem riesigen Kronleuchter beleuchtet, ein vierstöckiges Ding, an dem unzählige zu Eis erstarrte Tropfen zu baumeln schienen. Er beherrschte den Raum vollkommen.
    Und wie bei Sora Lazarus wirkte auch hier das ineinander gehende Wohn-Eßzimmer wie eine Art Offizierskasino. Mit einem langen rechteckigen Tisch und vier Klapptischen war der Raum praktisch zugestellt. Und es gab genügend Stühle, um einen Theatersaal füllen.
    Rina nahm Deckers Hand und erklärte ihm, daß Frieda einige Familien eingeladen hätte, die noch nicht sehr lange in der Gemeinde lebten.
    »Wie schön, daß die Frau gastfreundlich ist«, sagte Decker.
    »Peter …«
    »Okay, okay.«
    »Wie war der Spaziergang hierher?« fragte Rina.
    »Weißt du, du hättest ruhig mit mir gehen können«, sagte Decker, »besonders nach all dem, was passiert ist.«
    »Es wird dir zwar nicht behagen, Peter, aber ich hatte das Gefühl, daß Frieda Levine mich dringender brauchte als du.«
    Decker starrte sie an. »Du meinst wohl, du müßtest sie bemuttern?«
    »Ich glaube, das ist eine rhetorische Frage«, sagte Rina. »Ich werde sie nicht beantworten.«
    Decker stopfte sich die Hände in die Taschen. »Ist dir zufällig aufgefallen, mit wem ich gegangen bin?«
    »Ja, das ist es. Und Mrs. Levine auch.«
    »Hat sie irgendwas zu dir gesagt.«
    »Nein, aber sie hatte so einen richtig … wehmütigen Blick.«
    »Wehmütig?«
    »Ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort.«
    Decker wippte auf den Fußballen. Als Gast konnte er hier ja nicht einfach hin und her laufen, und außerdem wäre dazu überhaupt kein Platz gewesen. »Gibt’s bei dieser Veranstaltung eine festgelegte Sitzordnung?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Muß ich getrennt von dir sitzen?«
    »Das weiß ich auch nicht.«
    »Darf ich die Ellbogen auf den Tisch stützen?«
    »Peter …«
    »Schon gut.« Decker griff in seine Gesäßtasche und nahm ein Päckchen Zigaretten heraus. »Gibt’s irgendwo Feuer?«
    »Brauchst du ’ne Zigarette?«
    »Ganz dringend.«
    Rina seufzte. »Gib sie her. Auf dem Küchenherd ist sicher noch eine Flamme an.«
    Decker reichte ihr eine Zigarette. Wenige Sekunden später kam sie mit der angezündeten Zigarette zurück und schlug vor, damit nach draußen zu gehen. Decker erwiderte, das sei eine ausgezeichnete Idee. Auf dem Rasen vor dem Haus trafen sie Jonathan, der ebenfalls rauchte.
    »Zwei Dumme, ein Gedanke«, sagte er.
    Rina nahm Deckers Arm und sagte: »Wollt ihr noch offiziell miteinander bekannt gemacht werden?«
    »Nicht nötig«, sagte Jonathan.
    »Jonathan ist mit Yitzchak aufgewachsen«, sagte Rina.
    »Er hat für heute schon seine Lektion in Geschichte erhalten«, sagte Jonathan.
    »Entschuldige bitte«, sagte Rina.
    Jonathan lachte. »Tut mir leid. Ich bin schlecht gelaunt. Ich hasse diese Feste. Jedes Jahr schwöre ich mir, ich werde absagen, und jedesmal fängt meine Mutter an zu betteln, und ich gebe nach. Mama kann sehr hartnäckig sein. Die Familie muß an Feiertagen Zusammensein. Das ist ihr heilig.«
    Rina merkte, wie Deckers Arm sich anspannte.
    »Ich sollte eine Frau heiraten, die mit meiner Familie nicht klarkommt, und sie dann immer als Entschuldigung benutzen«, sagte Jonathan. Dann wandte er sich an Decker. »Was ist mit Ihnen, Kumpel? Sie sehen ganz begeistert aus.«
    »Ich bin völlig aus dem Häuschen.«
    »Das sieht man Ihnen an.«
    Decker lachte.
    »Ich finde ihre Gastfreundlichkeit nett«, sagte Rina.
    »Du bist nett.« Zu Decker gewandt sagte er: »Rina meint, ich wär zu sarkastisch. Finden Sie mich auch sarkastisch?«
    »Ich halte mich aus euren Streitereien raus«, sagte Decker.
    »Du bist viel zu sarkastisch, Yonie«, sagte Rina. »Deshalb findest du auch keine nette Frau.«
    »Und sein Sarkasmus stört dich nicht«, sagte Jonathan und zeigte auf Decker.
    »Akiva ist nicht sarkastisch«, sagte Rina.
    »Nicht?« sagte Decker.
    »Nein, du bist

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