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Tag der Buße

Titel: Tag der Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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aus.«
    »Bist du Jude?« fragte Decker den Schlaksigen.
    »Wir gehen einmal im Jahr an Jom Kippur einen halben Tag in den Tempel«, antwortete dieser. »Gelte ich deswegen schon als MOT?«
    »Von mir aus schon, mein Junge«, sagte Decker.
    Lautes Klatschen.
    »Ja! Ja! Ja! Ja! Ja! Ja!«
    »Das war Marc«, sagte der pummelige Junge. »Er muß es wohl endlich geschafft haben, Zelda zu retten.«
    »Wie schön für Marc«, sagte Decker. »Ich möchte euch beide was fragen. Mal angenommen, ihr wolltet von zu Hause ausreißen. Wo würdet ihr nachts pennen?«
    »Kommt drauf an, ob man ein Meaner oder ein Beaner ist.« sagte der Schlaksige.
    »Könntest du mir das vielleicht erklären?« sagte Decker.
    »Ein Meaner ist einer von denen«, sagte der erste Junge und zeigte auf die Hohlköpfe. »Ein Beaner ist einer von uns.«
    »Beaner hat nichts mit Bohnen, also nichts mit Mexikanern zu tun«, erklärte der Pummelige. »Es kommt von bean, das heißt Kopf, im Sinne von Hirn.«
    Der erste Junge fuhr fort: »Weil das Ergebnis absolut vom Input abhängt, müssen wir, um Ihre Frage zu beantworten, entscheiden, in welche Kategorie Ihr vermißter Knabe am ehesten passen würde.«
    »Ab und zu kommen Chassidim in die Spielhallen«, sagte der pummelige Junge.
    »Tatsächlich?« sagte Decker.
    »Nicht sehr viele«, sagte der Schlaksige, »aber einige schon. Die lassen sich in zwei Gruppen aufteilen – diejenigen, die so sind wie wir, nur daß sie Schwarz tragen und an der Seite diese Locken haben, und diejenigen, die ich als Beaners beschreiben würde, die gern Meaners wären. Sehen Sie, wir haben keinerlei Bedürfnis, uns mit der anderen Spezies zu vermischen. Aber ein paar von diesen richtig religiösen Kids möchten gern rebellieren. Sie wollen wie diese harten Typen sein.«
    »Aber sie haben zu viel Angst«, sagte der Pummelige.
    »Also hängen sie sich an uns«, sagte der schlaksige Junge. »Und die sind echt eine Plage, weil sie uns ständig nerven – erzählen blödes Zeug, womit sie glauben, provozieren zu können.«
    »In welche Kategorie könnte denn Ihr Kid fallen?« fragte der pummelige Junge.
    »Vermutlich in die zweite«, sagte Decker.
    Der Schlaksige nahm ein Kleenex heraus und putzte sich die Nase. »Dann ist er bestimmt in einer der Spielhallen und versucht, sich unter die Meaners zu mischen. Diese Läden sind ziemlich sicher. Gute wie der hier haben Rausschmeißer. Die wollen keinen Ärger.«
    »Dann gibt’s auch noch ein paar Kinos, die die ganze Nacht aufhaben«, sagte der Pummelige. »Wenn der Typ für siebzehn durchgeht, könnte er jetzt in der Loge vom Cresta schlafen.«
    Decker nahm seinen Zettel heraus und zeigte den Jungen die Adressen. »Wäre einer dieser Läden eine Möglichkeit?«
    Der schlaksige Junge sah auf die Nummern der Straßen. »Sie haben wohl ein altes Telefonbuch benutzt.«
    Decker antwortete nicht. Statt dessen öffnete er seine Brieftasche und wedelte mit zwei Fünf-Dollar-Noten vor ihren Gesichtern herum. »Meint ihr, ihr könnt mir die Adressen von ein paar von den sicheren Läden geben, die die ganze Nacht auf haben, wo der Junge hingegangen sein könnte?«
    Die Jungen sahen sich an und lächelten. Dann holte jeder von ihnen einen Packen Geldscheine aus der Tasche, der so dick war wie ein Schwamm. »Ein paar Dollar mehr kann man immer brauchen«, sagte der Pummelige. »Haben Sie ’nen Zettel und ’nen Stift? Ich schreib Ihnen die Adressen auf.«
    Decker nahm einem der Jungen den Stapel ab und ließ die Scheine durch seine Finger gleiten. Es waren nicht nur Einer, sondern auch Zehner und Zwanziger. »Wie kommt ein Junge in deinem Alter an so viel Geld?«
    Der Schlaksige lachte. »Indem man Meaners für Papa e Mama Nachhilfe in Mathe gibt, damit der liebe Junge die High-School schafft.«
    »Ein hoffnungsloses Unterfangen«, sagte der Pummelige.
    »Nicht ganz«, sagte der Schlaksige. »Man kann ihnen schon was beibringen. Man muß nur die Terminologie ändern.«
    »Einfach alles mit bumsen formulieren«, sagte der pummelige Junge. »Wenn Tony sechsmal am Tag gebumst hat und Ernie fünfzig Prozent öfter als Tony, wie oft hat Ernie dann gebumst?«
    »Die Antwort?« Der schlaksige Junge packte an seinen Schritt und sagte: »Sechsmal am Tag? Was zum Teufel ist Tonys Geheimnis?«
    Die beiden Jungen schüttelten sich vor Lachen.
    »Die Adressen, Jungs«, sagte Decker.
    »Klar«, sagte der Schlaksige. »Einem Mann mit einer Mission helfe ich doch gern.«
     
    Nachdem er fünf Stunden lang die

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