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Tag der Buße

Titel: Tag der Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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am Kopf und sagte: »Los geht’s … Das Zweiundsiebzigste hat ’nen Jungen. Das ist in Crown Heights –’n anderes Nest von den Schwarzfräcken. So’n Junge wie Ihrer würd da nicht auffallen.«
    Er nahm das Telefon und wählte die Nummer des Reviers. Decker hielt die Luft an, als Weiczorek sich nach dem aufgegriffenen Jungen erkundigte.
    »Yeah, ich warte.« Weiczorek wandte sich an Decker und sagte: »Die sehen für mich nach.«
    In diesem Augenblick kam Melino zurück und erklärte, Mr. Torrentes hätte sich für sein schlechtes Benehmen entschuldigt.
    »Hat er denn seinen Anruf nicht bekommen?« fragte Weiczorek.
    »Als Allererstes, Sarge«, sagte Melino. »Er war bloß zu stoned, um sich daran zu erinnern.«
    »Hast du’s aufgezeichnet?«
    »Klar doch. Das war um sieben nach zehn.«
    Weiczorek machte eine unwirsche Handbewegung. »Der Idiot kann sich aber auch an gar nichts erinnern.« Dann nahm er das Foto von Noam Levine wieder in die Hand und sagte: »Wissen Sie, der kommt mir irgendwie bekannt vor.«
    »Woher glauben Sie ihn denn zu kennen?« fragte Decker.
    »Ich denke, der ist einer von den wilderen Kids hier in der Gegend. Ab und zu drehen die durch und fangen an, Sachen kaputt zu schlagen. Diese Jungs sitzen den ganzen Tag in der Schule und lernen, bis es dunkel wird. Keine Bewegung, kein Kontakt mit weiblichen Wesen, und dann spielen die Hormone verrückt. Vor einiger Zeit haben ein paar von denen einen parkenden Bus auseinandergenommen, der samstags in dieser Gegend verkehrt. Als wir hinkamen, war nur noch ein Schrotthaufen da, und die kleinen Mistkerle sind so schnell weggerannt, daß wir keinen von ihnen erwischt haben. Meinen Sie, die Rabbis hätten uns geholfen?«
    »Nicht?«
    »War kein Mucks aus denen rauszukriegen, wer die Übeltäter waren. Aber sie haben uns versichert, sie würden sich die Jungs vornehmen, die das gemacht haben. Dieser junge …« Weiczorek schlug mit dem Handrücken auf das Foto. »Ich glaub, das war einer von denen.«
    Decker war keineswegs überrascht. »Gibt’s hier viele Probleme …«
    Weiczorek unterbrach ihn mit einer Handbewegung. »Yeah, ich bin noch dran. Nein, das ist er nicht. Danke.« Er hängte ein. »Wenn Ihr Junge keine krausen Haare und ’ne tiefe Bräune hat, dann ist er’s nicht.«
    Verdammt, dachte Decker.
    »Was wollten Sie sagen, bevor ich Sie unterbrochen hab?« fragte Weiczorek.
    Decker dachte einen Augenblick nach. »Ich hab mich bloß gefragt, ob diese Leute hier in der Gegend häufig mit dem Gesetz in Konflikt geraten.«
    »Relativ selten«, sagte Weiczorek. »Die sind ziemlich pflegeleicht, wenn man erst mal begriffen hat, was man von ihnen zu erwarten hat. Man darf diese Leute nicht rumkommandieren. Dann drehen sie durch. Sie werden zwar nicht brutal, aber sie sind dann einfach störrisch wie die Maulesel. Ein Beispiel: Vor ungefähr drei Jahren hat ein Beamter, der noch nicht lange hier im Revier arbeitete, einem Rabbi einen Strafzettel verpaßt, weil er bei Rot über die Straße gegangen war. Es war Samstag, und der Rabbi wollte den Strafzettel nicht unterschreiben, weil die samstags nicht schreiben dürfen.«
    Decker nickte.
    »Dieser junge Hüpfer …« Weiczorek lächelte. »Er dachte, der alte Mann wollte ihn verarschen, und wollte ihm unbedingt zeigen, wer der Boss ist. Also hat er den alten Mann in den Streifenwagen gepackt. Ehe er sich’s versieht, liegen ungefähr hundert Rabbis und andere Schwarzfräcke auf der Straße. Der Beamte saß mit seinem Auto fest.« Weiczorek lachte. »Eine Woche später hat der Kerl sich versetzen lassen. Wissen Sie, wo die ihn hingeschickt haben?«
    »Wohin?« fragte Decker.
    »Nach Williamsburg.« Weiczorek krümmte sich vor Lachen. »Er dachte ja, die Typen hier wären schon schlimm, aber diese Schwarzfräcke in Williamsburg lassen sich überhaupt nichts gefallen. Eklig und gemein. Die haben da so einen Schlachtruf chaptsum. Das heißt schnappt ihn euch. Irgendwer ruft chaptsum, und dann kommen sie aus allen Ecken und stürzen sich auf den armen Schmock, der aus Versehen den Falschen überfallen hat.«
    Weiczorek lachte wieder.
    »Vor etwa einer Woche haben die im Neunziger drei Puertoricaner gefunden, die man übel zusammengeschlagen und in eine leere Mülltonne gestopft hat. Es ist niemand ums Leben gekommen, und die Puertoricaner halten die Klappe, deshalb wissen wir nicht so richtig, was passiert ist. Zuerst haben wir gedacht, es wär irgendein Revierstreit zwischen den Gangs – wen

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