Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tag der Buße

Titel: Tag der Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
sein, Pete«, sagte Hollander. »Sie hat einen Haufen Papiere für dich, aber ich weiß nicht, wo sie sie hingetan hat.«
    »Ich warte auf sie«, sagte Decker. »Ich glaub nicht, daß sie’s so toll fände, wenn ich in ihren Unterlagen rumstöbern würde.«
    »Wenn du schon mal hier bist«, sagte Hollander, »erinnerst du dich an diesen Fall von sexueller Belästigung, an dem du vor dem Urlaub gearbeitet hast …«
    »Davon will ich nichts hören …«
    »Das ist ein absolutes Chaos«, sagte Hollander. »Das Mädchen war schon häufiger in psychiatrischer Behandlung, und die wollen deine Notizen einsehen.«
    »Auch das noch.«
    »Ich hab ihnen gesagt, du wärst nicht da …«
    »Ich bin auch eigentlich gar nicht da …«
    »Der Pflichtverteidiger spielt verrückt«, sagte Hollander. »Gibt zwar zu, daß sein Klient ihr die Verletzungen zugefügt hat, aber das hätte zum Spiel gehört …«
    »Na und?« sagte Decker. »Sie behauptet, sie hätte ihn gebeten aufzuhören, als es zu brutal wurde und sie sah, daß sie verletzt war. Ich glaube ihr. Schließlich wurde sie zu Brei geschlagen.«
    »Ein sexuelles Spielchen, das außer Kontrolle geraten ist.«
    »Der Pflichtverteidiger hat keine guten Argumente. Deshalb ist er so sauer.«
    »Wollte dich ja bloß auf dem laufenden halten«, sagte Hollander.
    »Ich möchte das aber überhaupt nicht wissen, bevor ich nicht wieder offiziell im Dienst bin«, sagte Decker. »Ich hab schon genug Scheiße am Hals …«
    »Apropos Scheiße, eine gewisse Terry Vadich hat gestern angerufen … nein vorgestern oder so um den Dreh rum. Hörte sich mal wieder wie eine von diesen Verrückten an. Angeblich hat sie was Wichtiges zu sagen, will aber nur mit dir reden. Ich hab dir ihre Nummer auf den Schreibtisch gelegt.«
    Decker lehnte sich zurück und schloß die Augen. »Die nächsten zehn Tage stehe ich nicht zur Verfügung.«
    »Dann willst du wohl auch nichts hören über …«
    »Ganz recht, Mike«, sagte Decker.
    »Ich kann’s dir nicht verdenken«, sagte Mike. »Übermorgen bin ich auch weg. Eine Nichte von Mary heiratet.«
    »Wer vertritt dich?« fragte Decker.
    »Keine Ahnung«, sagte Hollander. »Irgendwer wird schon da sein. Soll er … oder sie sich doch mit dem Einsatzleiter rumschlagen.«
    Decker wußte, daß »sie« Marge bedeutete. Er hatte ein schlechtes Gewissen, aber auch kein so schlechtes, daß er deswegen seinen sogenannten Urlaub abgebrochen hätte. Außerdem brauchte Noam ihn dringender als Marge.
    Kurz darauf schoben ein Paar kräftige Hände seine Füße vom Schreibtisch.
    »So ist das richtig! Ich arbeite, und der Kerl hier schläft!«
    »Ich hab an dich gedacht.« Decker lächelte.
    »Wie lange hast du diese Alpträume denn schon, Rabbi?«
    »Ich hab deine muntere Stimme vermißt, Detective Dunn.«
    »Du hast vermißt, daß dich jemand in den Hintern tritt«, sagte Marge.
    »Rina tritt mich auch in den Hintern«, sagte Decker.
    »Aber ich mach das mit mehr Schmackes.«
    »Das stimmt.« Decker öffnete die Augen. Eine große, massige Frau hatte sich vor ihm aufgebaut und starrte auf ihn herab. Doch die sanften braunen Augen strahlten. Marges Wangen waren von der Kälte gerötet, und sie hatte ihre feinen blonden Haare in den Mantelkragen gestopft. Ihre Gesichtszüge waren sehr regelmäßig. Sie war eine gutaussehende Frau, besonders wenn sie sich die Mühe machte, Make-up aufzulegen. Normalerweise betrachtete Decker Marge nicht unter sexuellen Gesichtspunkten, aber Shimons Fragen hatten ihm ihre Weiblichkeit bewußt gemacht.
    »Was soll ich für dich tun?« fragte Marge.
    Decker richtete sich auf. »Du mußt aber keine Überstunden machen, Marjorie.«
    Marge lächelte. Sie mußte sich zurückhalten, ihm nicht die Haare zu zausen. Sie erinnerte ihn gar nicht erst an die vielen Stunden, die er in seiner Freizeit mit ihr auf dem Schießstand der Akademie verbracht hatte. An die langen Nächte, in denen Pete sie bei vielen Tassen Kaffee wieder aufgebaut und ihr Mut gemacht hatte, nachdem ein Arschloch ihr die Stirn mit einem Bügeleisen platt gemacht hatte. Wenn Pete nicht gewesen wäre, wäre sie zusammengebrochen, und man hätte ihr wahrscheinlich so einen Schreibtischjob für müde Krieger zugewiesen, bei dem man sich den Arsch breit saß.
    »Das macht mir nichts aus«, sagte sie. »Komm doch mit zu mir, Honey, und dann zeig ich dir, was ich hab.«
    »Die beste Einladung, die ich heute bisher bekommen hab.« Decker stand auf und nahm einige Fotos aus seiner

Weitere Kostenlose Bücher