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Tag der Buße

Titel: Tag der Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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einen gesehn hat, hat man alle gesehn.«
    Decker fragte, ob sonst noch was berechnet worden sei. Willy antwortete, nicht daß er wüßte.
    »Haben die beiden je das Zimmer verlassen? Sind sie irgendwo hingegangen?« fragte Decker.
    »Darauf hab ich nicht geachtet. An dem Tag, an dem sie angekommen sind, kam der jüngere mit einem großen Sack runter und hat mich gefragt, wo er waschen gehen könnte. Ich hab ihn zu einem Laden anderthalb Blocks die Straße runter geschickt.«
    »Ich möchte einen Blick in das Zimmer werfen«, sagte Decker.
    »Das können Sie gern tun, aber es ist bereits saubergemacht worden«, sagte Willy. »Wissen Sie, meine Putzfrau spricht normalerweise nicht darüber, in welchem Zustand die Leute ihre Zimmer hinterlassen.« Er sah zu Rina und senkte die Stimme. »Ich meine, sie ist an alle möglichen Gerüche gewöhnt, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Ich weiß, was Sie meinen.«
    »Aber diesmal hat sie erwähnt, daß es in dem Zimmer sehr stark nach Fisch gerochen hat.« Er sprach noch leiser. »Schmutziger Sex kann ja schon sehr fischig riechen, aber sie hat gesagt, so einen Gestank hätte sie noch nicht erlebt.«
    Decker mußte an das Apartment in Flatbush denken und an die gebratenen Fischstücke im Müll. »Hat sie irgendwelche Fischreste gefunden?«
    »Hat sie nicht gesagt. Sie wühlt allerdings auch nicht im Müll rum, das können Sie mir glauben. Diese Frau macht mit dicken Gummihandschuhen sauber. Ich hab bloß gedacht, ich geb das mal weiter. Nur um Ihnen meine Kooperationsbereitschaft zu beweisen.«
    »Wenn Sie ein so guter Staatsbürger sein wollen, warum haben Sie dann nicht gleich die Polizei gerufen, als die beiden hier reinkamen.«
    »Weshalb denn?« sagte Willy. »Yeah, mag sein, daß der Junge ein bißchen verängstigt aussah oder vielleicht sogar ein bißchen stoned. Aber was soll’s? Wie viele verängstigte oder bekiffte Jugendliche kriegen Sie denn in dieser Stadt zu sehn, Sergeant? Und wie viele von denen halten Sie an und fragen, was los ist?«
    »Ich krieg nicht allzu viele Jugendliche zu sehen, die sich in so einem Dreckloch wie dem hier einquartieren«, sagte Decker.
    »Das ist bloß, weil Sie nicht hier arbeiten«, sagte Willy. Seine Stimme klang plötzlich ganz bestimmt. »Wissen Sie, was ich hier täglich zu sehen kriege? Genau das gleiche wie Sie, Sergeant. Den Bodensatz.«
     
    Embassy Girls war nichts weiter als ein Name. Alle Anrufe wurden in einem winzigen Schuppen entgegengenommen, der sich diskret Ace-Botendienst nannte. Das Büro befand sich auf dem Aviation Boulevard, eine halbe Meile südlich vom Flughafen, und lag zwischen einer Reinigung und einer Druckerei eingezwängt, die auch Faxgeräte zur Verfügung stellte. Rina wäre nie auf die Idee gekommen, daß sich hinter dem Laden eine Callgirl-Vermittlung verbarg, auch wenn die Rollos fest geschlossen waren. Sie saß im Plymouth, hörte die Autos auf dem Freeway 405 vorbeirasen und wartete auf Peter.
    Sie wünschte, sie hätte Ginger zur Gesellschaft mitgenommen.
    Zehn Minuten später kam Peter mit einem Lächeln auf dem Gesicht zurück. Wenn Rina es nicht besser gewußt hätte, wäre sie eifersüchtig gewesen. Er öffnete die Fahrertür und stieg ein.
    »Hast du das Massage-Mädchen gefunden?« fragte Rina.
    »O ja.« Er drehte den Zündschlüssel, und der Motor sprang an. »Hab sie gerade noch erwischt, als sie weggehen wollte.«
    »Und ist sie gut ausgestattet?«
    »Clint hat nicht gelogen«, sagte Decker.
    »Mal eins von den Verhören, die Spaß machen?«
    »Rina, das ist nicht meine Vorstellung von Spaß haben. Ich würde gern den Anblick von einem Paar großer Brüste gegen ein bißchen Ruhe und Frieden eintauschen.«
    Rina tätschelte ihm die Hand. »Was hat sie gesagt?«
    »Sie hat Hersh sofort erkannt«, sagte Decker. »Bei Noam war sie sich nicht so sicher. Offenbar war er die ganze Zeit im Bad. Freiwillig. Sie hat gesagt, Hersh hätte ihr Geld dafür angeboten … nun ja, ›sich den Jungen vorzunehmen‹ so hat sie’s ausgedrückt. Aber Noam hätte sich geweigert.«
    »Boruch Haschem!« Rina schüttelte den Kopf. »Peter, er muß furchtbare Angst haben.«
    »Das glaube ich auch«, sagte Decker. »Nach Aussage des Mädchens ist Hersh – beziehungsweise Hank – ganz wild auf seine Messer. Und er liebt Fisch.«
    »Was soll das heißen?«
    »Hersh hatte die Nutte beauftragt, einen ganzen Seeteufel mitzubringen. Den hat er filetiert, während sie ihn oral befriedigte.«
    Rina begrub den Kopf

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