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Tag der Buße

Titel: Tag der Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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in den Händen. »Das ist ja widerlich!«
    »Es ist sehr ungewöhnlich«, sagte Decker.
    »Das ist pervers.«
    »Yeah, es ist schon ziemlich verrückt.«
    »Ziemlich verrückt?«
    Zumindest tat der Kerl damit niemandem weh, dachte Decker. Außer dem Fisch. Er nahm jedenfalls an, daß der Fisch tot gewesen war. Vielleicht aber auch nicht. Wenn Hersh einen lebenden Fisch seziert hatte, während er sich einen blasen ließ, wäre das allerdings wirklich widerlich.
    Rina sah aus dem Fenster.
    »Was hältst du davon, wenn du morgen zu Hause bleibst und dich ausruhst?« fragte Decker.
    »Hört sich gut an.«
    Decker kam nicht von dem Gedanken an den Fisch los. Was hatte Hersh damit gemacht, nachdem er ihn filetiert hatte? Er dachte an den gebratenen Fisch, den sie in Hershs Wohnung in New York gefunden hatten. Hatten er und Noam ihn gegessen? Hersh und Fisch. Wo war die Verbindung?
    Mittlerweile war es fast halb sieben. Wenn er Rina nach Hause gebracht hatte, hätte er gerade noch genug Zeit, sich zu duschen, was zu essen und sich dann um acht mit Marge zu treffen.
    »Ich hab das Bedürfnis, irgendwas Produktives zu tun«, sagte Rina. »Vielleicht backe ich einen Kuchen, während du fort bist. Ein Kuchen hat so was Lebensbejahendes.«
    »Ich kann mir noch andere lebensbejahende Aktivitäten vorstellen«, sagte Decker.
    »Hast du Zeit?«
    »Für dich? Immer!«
     
    »Ich kann es nicht tun«, beharrte Noam. »Ich will es nicht tun.«
    »Wirst du jetzt endlich die Klappe halten?«
    »Ich kann nicht …«
    »Halt deine Klappe und hör mir zu«, sagte Hank zu ihm.
    O Gott, der Junge hatte schon wieder einen hysterischen Anfall. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Jetzt saß er schon wieder in einem schäbigen Hotelzimmer, und der Junge hatte einen hysterischen Anfall. Wie sollte man da was auf die Reihe kriegen?
    Er atmete tief durch. Die Heizung funktionierte nicht gut, aber es war auch gar nicht so kalt draußen. Mit einer defekten Heizung konnte er leben. Was ihn ankotzte, waren die Penner da unten. Wer will schon aus dem Fenster gucken und Penner sehen, die auf den Gehweg pissen? In dem ersten Dreckloch hatte es zumindest keine Penner gegeben.
    Aber das Zimmer war billig, und sie konnten dieses Lokal zu Fuß erreichen. Er hatte es ausgekundschaftet, und es war perfekt. Schwule Geschäftsmänner, die sich nach der Sperrstunde in einer geheimen Schwulenbar trafen. Sie waren wunderbar als Opfer geeignet, weil sie sich alle nicht zu ihrer Homosexualität bekannten. Sie waren brave Kirchgänger, verheiratet und hatten Kinder. Einige waren sogar schon Großväter.
    Rocky John hatte ihm von dem Laden erzählt. Hank erinnerte sich an sein Grinsen, als er ihm die Sache erklärte.
    Glaubst du etwa, die würden zugeben, daß sie von einem Stricher ausgeraubt worden sind?
    Das letzte, was Hank von Rocky gehört hatte, war, daß er wegen mehrerer Einbrüche verknackt worden war. Hank hatte jede Menge von ihm gelernt. Er fragte sich, ob er Rocky jemals wiedersehen würde.
    Eine Wall-Street-Schwulenbar, hatte Rocky sie genannt. Hank hatte sich letzte Nacht aus dem Zimmer geschlichen, als Nick-O schlief. Aber er hatte vorsichtshalber Nickys sämtliche Klamotten mitgenommen. Er hatte mehrere geeignete Opfer gesehen. Der Mann, den er sich schließlich ausgeguckt hatte, hatte sein Büro ganz in der Nähe der Bar. Einfach perfekt – wenn der Typ heute abend auftauchte. Wenn nicht, dann mußte er sich halt jemand anders suchen und improvisieren.
    »Hör mir zu, Nick-O«, sagte Hank ganz sanft. »Ich sag doch nicht, daß du damit was anstellen sollst. Du fuchtelst dem Typ nur mit dem Ding vor der Nase rum, und ich mach die Drecksarbeit.«
    »Ich kann nicht …«
    »Hör mir doch um Himmels willen mal zu! Ich bin derjenige, der die ganze Drecksarbeit macht. Ich muß ihn ködern und an die richtige Stelle bringen. Mann, du brauchst doch nur ein bißchen mit der Waffe rumzufuchteln. Du darfst sogar eine Maske tragen, Nick-O. Ich würd doch nie was Gefährliches von dir verlangen.«
    »Ich kann es nicht tun«, sagte Noam.
    »Hör endlich damit auf!« schrie Hank. »Ich werd gleich stinksauer!«
    Noam hörte auf zu protestieren. Er spürte, wie ihm Arme und Beine zitterten. Und dann flossen wieder die Tränen. »Ich halte das nicht mehr aus, Hank. Ich will nach Hause …«
    »Du willst was?« Es war nur ein Flüstern.
    »Ich will nach Hause«, sagte Noam. »Laß mich einfach gehn, ich werd niemand was von dir erzählen.«
    »Ich hab doch wohl nicht

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