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Tag der Entscheidung

Tag der Entscheidung

Titel: Tag der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Schwertgriff zu befingern. Und auch Chumaka wirkte angespannt, trotz seiner beruhigenden Worte.
    Nur ein Narr machte sich keine Sorgen, dachte Jiro im stillen. Er versuchte seine Ungeduld zu bekämpfen. Es stand zu viel auf dem Spiel; sein Einsatz war hoch – vielleicht der höchste überhaupt in der ganzen Geschichte Tsuranuannis. Er konnte nicht erwarten, daß er den Kaiserlichen Thron ohne Widerstand erhielt. Er löste die feuchte Hand vom Schwertgriff und lockerte den Lederriemen um seinen Hals; daran hing eine Tasche mit Dokumenten. Auf dem Pergament standen in exakten Worten die formellen Vorschriften, die in seinen Ehevertrag mit Jehilia aufgenommen werden sollten.
    Er fuhr mit der Hand über das Leder, als wäre es ein Talisman. Er durfte keinen Fehler machen, nicht einmal die geringste Kleinigkeit vergessen, sobald sich die Tore Kentosanis hinter ihm geschlossen hatten. Er hatte jede Seite in den Bibliotheken lesen lassen, und Chumaka und er hatten jeden legalen Bericht über jede existierende Dynastie studiert. Nur das Kaiserliche Siegel von Ichindars Erster Frau Tomara fehlte noch als Beweis dafür, daß Jiro sich als Bewerber um die Nachfolge eignete. Die Thronbesteigung wäre dann nur noch eine Frage der Formalität. Kein Rechtsgelehrter des Hofes oder Erster Berater irgendeines Hauses, kein legaler Kopf im ganzen Kaiserreich konnte angesichts dieser Dokumente den Anspruch der Anasati auf den Thron zurückweisen. Es mochte andere Edle geben, deren Ansprüche ebensogut waren wie Jiros, doch keiner von ihnen war besser, wenn Justin von den Acoma erst einmal tot war. Und niemand würde den Anasati ihr Recht streitig machen können.
    Ein Schrei veranlaßte Jiro, seinen Blick auf den Waldrand zu richten. Seine Hand um den Schwertgriff wurde weiß, so fest umklammerte er ihn. Hatte sich da nicht gerade etwas bewegt? Jiro befreite seine Beine von den Pergamentrollen und strengte sich an, die Düsternis des dichten Waldes zu durchdringen. Ein schwaches Donnern klang durch die reglose Luft. Die Krieger bewegten sich unruhig, angespannt und kampfbereit wartend.
    Einer der älteren Krieger versteifte sich. »Kommandeur«, wagte er zu äußern, »ich kenne dieses Geräusch.«
    »Was ist es?« fragte Omelo.
    Jiro wandte sich um und erkannte in dem Mann den Überlebenden der Ehrengarde, der mit seinem Bruder zu den Friedensverhandlungen Ichindars auf die barbarische Welt Midkemia gesandt worden war; die Vertragsverhandlungen hatten in einem Gemetzel geendet, und das Blut Tausender erstgeborener Tsuranis hatte die Erde befleckt. Halesko von den Anasati war bei der ersten Angriffswelle gefallen; nur einer seiner Ehrengarde hatte überlebt und den Weg zurück durch den Spalt geschafft, zusammen mit drei anderen Männern und dem bewußtlosen Kaiser. Als Ehre dafür, daß er das Licht des Himmels gerettet hatte, war ihm ein Platz in Jiros Leibwache gegeben worden. Er sprach jetzt drängender: »Ich hörte dieses Geräusch, als wir gegen die Barbaren kämpften, Lord.« Als das Donnern aus dem Wald immer näher kam, wurde seine Stimme lauter. »Der Feind ist beritten! Pferde! Sie reiten auf Pferden!«
    Im nächsten Augenblick brach das Chaos aus dem Waldrand heraus.
    Eine Reihe blaugekleideter Krieger, jeder auf einem vierbeinigen barbarischen Tier reitend, preschte direkt auf die Kompanie zu. Omelo rief bellend Befehle; er hatte die Berichte von Soldaten studiert, die es auf Midkemia mit Kavallerie zu tun gehabt hatten. Nur eine Taktik barg für Fußsoldaten etwas Hoffnung. Die Krieger, die ihren Lord begleiteten, waren die Elite der Anasati-Streitkräfte. Sie gehorchten, ohne zu zögern, verteilten sich, um nicht niedergetrampelt zu werden, während Männer ohne jede Kampferfahrung vermutlich gebannt vor Schrecken dagestanden hätten und niedergetrampelt worden wären. Jiros Träger drehten sich in fürchterlicher Angst um und wichen mit der Sänfte zurück, um möglichst viele Anasati-Krieger zwischen ihren Herrn und die heranpreschende Shinzawai-Kavallerie zu bringen.
    Jiro unterdrückte seine Angst. Die Shinzawai waren nicht zwei Tage von der Heiligen Stadt entfernt, sondern hier! Die Tiere waren schnell! Und schwer! Ihre Hufe zerfurchten den Boden und ließen die Erde erbeben. Die Schritte der Sänftenträger wurden unsicher. Jiro bemerkte kaum, daß er unsanft hin und her gerüttelt wurde. Die Pferde drängten in einer Welle heran, und die Lanzen der Reiter glänzten im Sonnenlicht.
    Die vordersten Reihen der Anasati

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