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Tag der Entscheidung

Tag der Entscheidung

Titel: Tag der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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der Acoma gegenübertreten!« Er gab seinen Männern einen kurzen Befehl, und die Krieger verteilten sich, stellten sich dem Schwarzgewandeten in den Weg.
    Die Sänfte entfernte sich immer weiter. Keyoke wechselte einige Worte mit dem Offizier. Tapek erkannte, daß es Sujanrawar, einer der Truppenführer der Acoma. Der Offizier nickte Keyoke kurz zu, woraufhin der mit dem Heben seiner Krücke Zustimmung signalisierte. Dann drehte sich Keyoke auf dem gesunden Bein um und eilte in einer Mischung aus Hüpfen und Schwingen hinter seiner Herrin her.
    Als Tapek die unvorstellbare Dreistigkeit sah, mit der Tsuranis, die ihm eigentlich nichts als erbärmliche Unterwürfigkeit schuldeten, nutzlosen, bewaffneten Widerstand leisteten, loderte in ihm ein maßloser Zorn auf, der in einen Ausbruch roher Gewalt mündete.
    Er hob die Hände. Energie sammelte sich knisternd an den Unterarmen, schwebte über seinen Handflächen – ein strahlendes Licht, viel zu grell für menschliche Augen.
    Der Anblick mochte Maras Krieger geblendet haben, und dennoch zogen sie ihre Schwerter. Über dem Summen der Magie hörte Tapek das Zischen von Klingen, die aus ihren Scheiden fuhren. Seine Wut wischte jeden klaren Gedanken beiseite. Er wurde eins mit der Kraft seiner Magie und formte seinen tödlichen Zorn zu einem explosiven Ball. Die Magie in seiner Hand bündelte sich, blitzte in allen Farben des Regenbogens und schmolz wieder, wurde schließlich zu brennendem Rot.
    »Seht nur, was euch die Dummheit eurer Lady beschert!« schrie Tapek, als er einen gewaltigen Energieblitz auf die Ehrengarde niederfahren ließ. Der Ball aus brennendem Licht schoß auf die Soldaten zu und dehnte sich krachend aus, daß die Erde erbebte. Die Krieger, die Tapek am nächsten standen, wurden von der magischen Energie erfaßt, und schon fraß sich der Tod brutal und flammend durch ihre Reihen. Als wäre Leben in ihr, sprang die magische Flamme von einem Mann zum anderen, verwandelte in Sekundenschnelle lebendiges Fleisch in eine Fackel. Das Feuer brachte unvorstellbare Qualen. Die Männer schrien, obwohl ihre Lungen brannten, und atmeten den Zauberspruch ein, so daß auch ihr inneres Gewebe verwüstet wurde. Wie mutig und entschlossen Maras Soldaten auch sein mochten, sie alle gingen in die Knie und krümmten sich in sinnlosen Qualen auf dem Boden. Grüne Rüstungen wurden schwarz; Blasen bildeten sich auf der Panzerung. Die Schmerzen waren grauenhaft, weit jenseits von dem, was Menschen ertragen konnten; der Magier stand reglos daneben und ertrug den Anblick der schreienden, sterbenden Männer mit steinernem Gesicht. Seine roten Haare flatterten in den Rauchwolken, und seine Nase brannte vom Gestank verbrannter Haare und Haut.
    Er nahm den Zauberspruch nicht zurück. Tapek ließ die Minuten verstreichen, bis die Flammen schließlich versiegten, weil nichts mehr da war, was sie noch hätte nähren können. Es gab kein Fleisch mehr zu verbrennen. Nur Knochen waren noch übrig; verkohlte, qualmende Finger, die sich um geschwärzte Waffen krampften. Blitze tanzten in den leeren Augenhöhlen der Schädel, als wäre noch Leben darin, als könnten die Männer noch etwas fühlen, in stiller Qual aufheulen. Die Münder waren weit aufgerissen, für immer erstarrt zu einem stummen Schrei.
    Tapek genoß das Gefühl der Befriedigung. Vor ihm stand jetzt nur noch der innere Kreis der Krieger, die letzten, die ihm den Zugang zur enteilenden Sänfte verwehrten, und hinter ihnen warteten die höchsten Offiziere, Truppenführer Sujanra und Berater Incomo. Unerschütterlich standen sie da und blickten dem Tod wie wahre Krieger der Acoma entgegen.
    Tapek trat starr vor Ungläubigkeit einen Schritt vor. Er war so erschöpft, daß Wut und Verwunderung von ihm gewichen waren, und benommen von der Ausübung seiner Magie. Mühsam versuchte er, seine Gedanken zu sammeln. »Was ist das? Seid ihr blind? Wahnsinnig? Ihr habt gesehen, was mit euren Kameraden geschehen ist!« Er deutete auf die Asche derer, die kurze Zeit zuvor noch lebendig gewesen waren, und seine Stimme erhob sich zu einem schrillen Schrei, verstärkt durch Magie. »Warum liegt ihr nicht auf euren Bäuchen und winselt um Gnade?«
    Keiner der Überlebenden rührte sich. Die höheren Offiziere behielten ihre grimmigen Gesichter bei und schwiegen.
    Tapek machte einen weiteren Schritt. Die langsamsten der Sklaven waren während ihrer Flucht ehrerbietig zu Boden gesunken, überwältigt von dem ungemilderten Zornesausbruch des

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