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Tag der Entscheidung

Tag der Entscheidung

Titel: Tag der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Es war unmöglich, Magie heraufzubeschwören, während er sich duckte, zur Seite sprang und den Angriffen des alten Mannes auswich. »Aufhören! Sofort aufhören!« schrie der Magier. Er war nicht an körperliche Anstrengungen gewöhnt, und so war Ausweichen alles, was er tun konnte, ohne zu keuchen.
    Spott lag in Keyokes Stimme, als er sagte: »Was, Ihr seid nicht einmal flinker als ich?«
    Tapek, gezwungen, sich mit Hilfe der Magie außer Reichweite zu bringen, verschwand für einen Augenblick und erschien wieder. Er atmete schwer. Er war genug Tsurani, um Scham über seinen Rückzug zu empfinden, und er erstickte beinahe an unterdrückter Wut, während er sich mit soviel Würde wie möglich zu voller Größe aufrichtete. Aus einem tiefen Loch aus dunklem Zorn beschwor er Macht herbei. Magie sammelte sich in ihm und brachte die Luft zum Knistern. Blaue Energieblitze lösten sich von ihm, als stünde er im Zentrum eines Miniatur-Gewitters.
    Doch immer noch zeigte Keyoke keinerlei Anzeichen von Furcht. Als er sich auf die Klinge stützte, die in der Krücke verborgen gewesen war, enthüllte seine gewöhnlich ausdruckslose Miene Verachtung. »Meine Herrin hat recht. Ihr und Euresgleichen seid nichts als Menschen, nicht weiser oder edler als andere auch.« Er sah, daß die Worte den Magier trafen, der jetzt bebend dastand, und fuhr fort: »Und deshalb ängstliche und kindische Menschen.«
    Irgendwo weiter hinten, in der Reihe der Ehrengarde, kicherte ein Krieger.
    Tapek brüllte in wahnsinniger Wut. Seine gesammelte, gebündelte Macht entlud sich. Seine Hand vollführte eine schneidende Bewegung, und eine schattenhafte Gestalt schwebte in der Luft. Die Erscheinung bäumte sich auf, erhob sich, war pure Schwärze wie eine Quelle mondloser Nacht. Das Schwarz stand für einen kurzen Herzschlag da und wirbelte dann auf Keyoke zu.
    Reflexartig riß der alte Mann die Klinge hoch, um zu parieren. Er war immer noch so flink wie ein junger Mann und traf das Wesen. Doch dieses Mal war sein Feind körperlos, und die Waffe fuhr ungehindert durch tintige Dunkelheit. Keyoke unterließ es, sich schützend zur Seite zu werfen, selbst als der Zauberspruch seine Abwehr durchbrach. Und genau deshalb, weil er ihm keinen Widerstand entgegensetzte, wurde er mit voller Wucht in die Brust getroffen.
    Eine Rüstung hätte vielleicht etwas Schutz geboten; die glänzende Seide seiner Kleidung als Berater behinderte die Schwärze jedoch kein bißchen. Der Stoff schrumpfte unter der fürchterlichen Berührung. Danach waren Keyokes Wille und Kontrolle zerbrochen. Der stolze alte Krieger, der Mara in der Kindheit auf dem Schoß gewiegt hatte, erstarrte. Seine Finger lösten sich, und die Waffe entglitt seiner Hand, als der Schatten in ihn eindrang. Seine Augen verloren ihre Entschlossenheit, weiteten sich in Qual und Schrecken.
    Und doch gehörte der Sieg letztendlich dem Kämpfer. Sein müdes Herz ertrug den Schock und Schmerz nicht, den ein jüngerer Mann möglicherweise erduldet hätte; der Wille zu leben, der ihn lange Zeit aufrechtgehalten hatte, war in den letzten Jahren schwächer geworden. Keyoke schwankte, das Kinn gen Himmel gereckt, als würde er den Göttern salutieren. Dann brach er in einem letzten Aufbäumen zusammen, und sein Körper war so tot wie die Steine unter ihm, das Gesicht friedlich entspannt.
    Tapeks Wut war ungemindert. Er hatte den alten Mann schreien und betteln, ihn wie ein armseliges Tier aufheulen hören wollen, damit Mara in ihrer Sänfte wußte, daß ihr geliebter Kriegsberater wie ein Hund leiden mußte. Tapek fluchte. Bedauern heizte seine Wut noch stärker an. Er hatte Mara töten wollen, bevor Keyoke sein Leben aushauchte, damit Keyoke sehen konnte, wie sie vor ihm zu Turakamu geschickt wurde – in dem Wissen, daß sein Lebenswerk vergebens war. Von blinder Wut überwältigt stürzte der Magier hinter der Sänfte her, die jetzt verlassen von den Trägern einsam im Dickicht stand. Tapek murmelte einige Beschwörungsformeln und unterstrich jeden Atemzug mit bestimmten Gesten. Seine Beschwörung brachte silbrige Scheiben hervor, die kreisend über seinen Händen schwebten. Die Kanten waren schärfer als jedes Messer, und sie hinterließen ein dissonantes Summen in der Luft. »Los!« befahl der Magier.
    Die Todesscheiben wirbelten schneller davon, als mit dem bloßen Auge zu erkennen war, und schnitten sich durch das Dickicht. Ihre Berührung saugte jedes Leben auf. Grüne Pflanzen und junge Bäume schwanden, in

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