Tag der Entscheidung
zurück.
Schließlich suchte sie in lautlosen meditativen Gesängen Ruhe.
Eine nicht zu schätzende Zeitspanne später rief eine Stimme ihren Namen.
Mara öffnete die Augen. Sie blinzelte gegen das grelle Licht, denn um sie herum brannten nicht nur Cho-ja-Kugeln, sondern auch Öllampen mit gleißender Flamme.
Unbeholfen stieg sie ab.
Der Befehlshaber, der sie getragen hatte, salutierte. »Zu Befehl, Mistress. Unsere Herrscherin erwartet Euch.«
Mara blickte auf die andere Seite der Höhle. Vor ihr erhob sich eine halbvertraute Form, ein Podest aus aufgeschütteter Erde. Obendrauf lag die Cho-ja-Königin, deren gewaltige Körpermasse durch kostbare Behänge den Blicken entzogen war. Als Mara dem Blick des Wesens begegnete, das vor ihr aufragte, zitterten ihre Knie nicht nur vor Müdigkeit.
Die Cho-ja-Königin hatte Augen wie schwarzes Eis, als sie ihre menschliche Besucherin ansah, die sich gerade aus der Verbeugung erhob. Bevor Mara auch nur einen einfachen, höflichen Gruß übermitteln konnte, begann die Herrscherin bereits zu sprechen.
»Wir können Euch nicht helfen, Lady Mara. Ihr habt durch Eure Handlungen die Versammlung der Magier gegen Euch aufgebracht, und es ist uns verboten, denen zu helfen, die sie ihre Feinde nennen.«
Mara zwang sich zu einer aufrechten Haltung. Sie nahm den Helm ab und strich die feuchten Locken zurück. Mit der einen Hand den Riemen umfassend, an dem der Helm hing, nickte sie. Sie hatte jetzt keine Wahl, als den kühnsten Weg überhaupt einzuschlagen. »Lady Königin«, erklärte sie mit so fester Stimme wie möglich. »Ich bitte Euch, Eure Meinung zu ändern. Ihr müßt mir helfen. Ihr habt nicht länger die Wahl, denn die Bedingungen des Vertrags mit der Versammlung sind bereits gebrochen.«
Schlagartig wurde es vollkommen still. Die Königin richtete sich etwas auf. »Große Ahnungslosigkeit spricht aus Euch, Lady Mara.«
Sich niemals mehr der Gefahr bewußt, in der sie schwebte, schloß Mara die Augen und schluckte. Sie kämpfte gegen den irrationalen Drang zu fliehen an: Sie war tief unter der Erde, und es würde ihr nichts bringen wegzulaufen. Sie war der Gnade dieser Cho-ja ausgeliefert, und wenn sie sie nicht überzeugen konnte, ihr zu helfen, war alles verloren.
»Ich bin nicht so ahnungslos, wie Ihr denkt«, entgegnete Mara.
Die Königin verhielt sich neutral, ließ sich aber nicht wieder auf das Podest zurücksinken. »Sprecht weiter, Lady Mara.«
Mara witterte ihre Chance. »Euer Vertrag ist gebrochen worden«, wandte sie ein. »Nicht von Eurer Rasse, gute Königin. Von mir.« Das Schweigen in der Kammer war wie Taubheit, es war so vollständig, daß Maras Kehle sich vor Angst zuschnürte, als sie fortfuhr: »Ich brach den Vertrag, der nach jeder unvoreingenommenen Beurteilung ungerecht war. Ich bin in Chakaha gewesen und habe mit den Cho-ja dort gesprochen. Ich sah sie so, wie sie leben sollten: frei und über der Erde. Ich habe mir angemaßt, gute Königin, ein Urteil zu fällen, für das Wohl Eurer Rasse so sehr wie für das meiner Leute. Ich habe es gewagt, um eine Allianz zu bitten, und als ich zu den Ufern des Kaiserreiches zurückkehrte, waren zwei Cho-ja-Magier bei mir, die Euch bei Eurer Sache helfen wollen.«
Die Stille wurde bei dieser Neuigkeit beinahe noch durchdringender. Mara hatte das Gefühl, als müßte sie ihre Stimme gegen das erdrückende Gewicht unausgesprochener Mißbilligung erheben. »Diese Magier warten in einer unbenutzten Höhle in dem Stock in der Nähe meines Landsitzes. Die Versammlung wird sich nicht die Zeit nehmen herauszufinden, ob Euer Volk eine Schuld daran trifft, daß sie Unterschlupf gefunden haben. Sie werden alle Cho-ja wie Verschwörer behandeln. Deshalb ist der Vertrag bereits gebrochen, durch meine Hand, für ein besseres Kaiserreich, dessen rechtmäßigen, ihnen zustehenden Anteil die Cho-ja sich jetzt erkämpfen müssen.«
Die durchdringende Stille hielt weiter an. »Habt Ihr sonst noch etwas zu sagen?« Die Stimme der Königin klang wie klirrendes Kristallglas.
Mara verneigte sich tief, ehe sie antwortete. »Ich habe Euch alles gesagt, was Ihr hören solltet.«
Die Königin stieß zischend ihren Atem aus. Sie schwankte vor und zurück, einmal, zweimal, dann ließ sie sich auf das Podest sinken. Ihre Augen blitzten. »Lady, wir können Euch trotzdem nicht helfen.«
»Was?« Der Ausruf hatte Maras Kehle verlassen, noch bevor sie denken konnte. Sie entschuldigte ihren Fehler mit einer weiteren Verbeugung,
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