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Tag der Entscheidung

Tag der Entscheidung

Titel: Tag der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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mehr länger aufrecht mit erhobenen Flügeln. Sie kauerten auf dem Boden und wehrten den Angriff der Erhabenen mit einem summenden Singsang ab, der bei jedem polternden Donnern wie eine Dissonanz klang. Die insektenähnlichen Wesen besaßen eine übermächtige Kraft, doch der Macht der vereinten Versammlung würden sie nicht ewig widerstehen können. Und egal, wie sehr sie provoziert oder bedroht werden würden, eines war klar: Chakaha beherrschte sie noch immer. Unter keinen Umständen würden sie ihre Magie für einen Angriff einsetzen.
    Sobald ihr Schutzbann versagte, würde die Versammlung ihren Zorn auf die in der Audienzhalle anwesenden Personen niederfahren lassen können.
    Merkwürdigerweise spürte Mara keinerlei Furcht. Sie hatte zuviel riskiert und auch zuviel verloren. Doch Gefahr und Risiko hatten keine Bedeutung mehr für sie, als wäre der Teil von ihr, der in Thuril bei der Vorstellung eines schrecklichen Todes zutiefst bestürzt gewesen war, Schritt für Schritt versiegt. In ihrer felsenfesten Zuversicht strahlte sie eine unirdische Kraft aus.
    Selbst Hokanu betrachtete sie mit einem Gefühl von Ehrfurcht. Sie bemerkte es kaum. Sie trat aus der vordersten Reihe der an Justins Krönung teilnehmenden Personen zurück und sprach rasch mit Hokanu. »Sprich du an meiner Stelle die Lobesworte für unser neues Licht des Himmels, wenn die Krone an ihrem Platz ist.«
    Ihr Mann zeigte sich überrascht; selbst jetzt verblüffte ihn Maras Verhalten, obwohl er glaubte, sie voll und ganz zu kennen. »Was hast du vor?« Seine Stimme täuschte Festigkeit nur vor; selbst er mußte zugeben, daß die Magier, die sie verteidigten, langsam schwächer wurden.
    Mara schaute ihn fest an. »Eine List«, murmelte sie. »Was sonst bleibt uns noch?«
    Er verneigte sich vor ihr. »Gute Dienerin.« Und dann starrte er verwundert hinter ihr her, als sie zum hinteren Teil der Halle schritt. Er würde sich immer an diesen Augenblick erinnern, schwor er sich, stets ihren unermüdlichen Mut selbst in dem Augenblick preisen, als die vereinte Macht der Versammlung den Verteidigungsbann der Cho-ja zerstörte und sie alle von magischer Energie heimgesucht wurden.
    Mara tat nichts Außergewöhnliches. Sie erreichte die abgerundeten Türen der Halle und verneigte sich respektvoll vor den beiden Cho-ja-Magiern. Sie waren zu sehr beschäftigt, um mit mehr als einem leichten Zucken eines Vorderglieds zu antworten. Direkt am Portal hielt sie inne und berührte die Handgelenke der beiden Kaiserlichen Herolde, die rechts und links davon standen.
    Sie sprach kurz mit ihnen. Hokanu stand vor einem Rätsel. Was tat sie? Sie warf einen raschen Blick in seine Richtung, begegnete seinem: Folge der Zeremonie, schien sie ihn aufzufordern.
    Er zuckte leicht mit den Schultern und blickte wieder nach vorn.
    Die Erde bebte. Der Gesang der Priester auf dem Podest kam aus dem Rhythmus, und doch fuhren sie hartnäckig fort. Blitze Schossen durch die geschlossenen Läden. Der Verteidigungsbann war zerbrochen. Der nächste harte Schlag würde auch den letzten Schutzzauber vernichten.
    Die Krönung war beinahe vollzogen. »Heil!« riefen die Priester. Sie verneigten sich, als der Boden donnernd erzitterte. »Heil!« Der Hohe Priester Chochocans hob die Krone. Verzweifelt sprach er den Segen.
    Ein Blitz zuckte. Ein Stein fiel vorn gewölbten Dach und prallte krachend auf den Achatboden. Die Krone entglitt den nervösen Fingern des Priesters und fiel schief auf Justins rothaarigen Kopf.
    Es war vollbracht. Der Erbe der Acoma, das Kind eines Sklaven, trug die heiligen kaiserlichen Insignien von Tsuranuanni, und keine Macht außer dem Himmel selbst konnte ihm seine gesalbte Autorität wieder nehmen.
    »Heil!« riefen die Priester. »Heil Justin, zweiundneunzigmal Kaiser und neues Licht des Himmels!«
    Die Worte vermischten sich mit einem vernichtenden Donnerschlag, und Mara wandte sich an die Herolde. »Jetzt!«
    Die Beamten in den goldglitzernden zeremoniellen Gewändern folgten der Aufforderung. Genau in dem Augenblick, als die Magier zusammenbrachen, zogen sie die Türen weit auf.
    Sie verbeugten sich in vollkommener Perfektion vor dem Ansturm der Erhabenen. »Heil dem neuen Licht des Himmels«, tönten beide gemeinsam. Blaß, aber entschlossen richteten sie sich auf, und der mit der eindrucksvolleren Stimme setzte zu einer Erklärung an. »Erhabene von der Versammlung, höret! Ihr seid hiermit vor den Kaiserlichen Hof gerufen.«
    Die Erhabenen in den ersten Reihen

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