Tag der Entscheidung
Bemerkung wurde ignoriert. Ungehindert von seinen Kollegen riß Motecha seinen Arm empor. Grüne Energieblitze tanzten um seine Faust, und er sang in einer schroffen Sprache, die nur die Magier kannten.
Hochopepa und Shimone fuhren bei den Äußerungen zusammen, und Akani trat rasch beiseite. »Nein!« schrie Fumita auf.
Motecha führte seine Intonation fort, fest davon überzeugt, es wäre sein Recht als Erhabener.
Lady Mara wurde blaß, doch sie zuckte weder zurück, noch floh sie. Das Licht von Motechas Beschwörung flackerte um ihr Gesicht und spiegelte sich als kleine Blitze in ihren Augen. Gefaßt murmelte sie etwas, doch es blieb unhörbar.
Motecha verzog die Lippen, als er zwischen den einzelnen Strophen verächtlich ausrief: »Gebete werden Euch nicht retten, Lady! Und auch nicht diese Priester, welche Kräfte auch immer sie eingesetzt haben mögen, um diese Halle vor unserem Zutritt zu schützen! Die Götter selbst könnten Euch retten, doch sie sind die einzige Macht, die dazu fähig ist.«
»Die Priester haben mit der Abschirmung nichts zu tun!« erwiderte Mara. »Schleudert Euren Zauber ruhig gegen mich, Motecha, doch hört meine Warnung. Eure Magie wird niemandem schaden, am allerwenigsten mir.«
Motechas Gesicht zuckte vor Wut. Die Lady hatte nicht einmal Angst! Ihr Ende würde schmerzhaft sein, schwor er sich, während er Atem für den Zauberspruch schöpfte, der Mara den Tod bringen würde. Die Vergeltung, die sie mehr als nur verdient hatte, würde sie an Ort und Stelle zu einer bloßen Hülle vertrocknen lassen.
Mara schloß die Augen, jetzt endlich zitterte sie angesichts der unmittelbar bevorstehenden Gefahr.
»Nein!« unterbrach eine Stimme mit einem ganz und gar nicht menschlichen Klang. Alle anwesenden Personen begannen zu frösteln. Links und rechts von Mara, bisher verborgen durch die ausladenden Gewänder der Priester, erhoben sich jetzt zwei Gestalten. Ihre Körper hatten Muster in den schönsten Farben, und mit einem leichten Surren breiteten sie ihre gut dreieinhalb Meter großen Schwingen aus. Der majestätische Anblick der Cho-ja-Magier ließ selbst die kostbarsten kaiserlichen Gewänder billig und geschmacklos erscheinen.
»Lady Mara darf kein Schaden zugefügt werden!« riefen die Geschöpfe einstimmig. »Sie steht unter dem Schutz der Magier von Chakaha!«
Fumita schrie auf, nur mühsam fand er, von der Erkenntnis benommen, die Sprache wieder. »Das Verbot! Tochter, was hast du getan?«
Motecha stand wie gebannt da; die Kräfte, die er herbeigerufen hatte, lösten sich knisternd in der Luft auf, da sein Zauberspruch mangels der nötigen Konzentration unvollständig blieb. Andere Magier erbleichten, als sie die Bedeutung der Geschöpfe vor ihnen erkannten.
»Lady Mara trifft keine Schuld«, flöteten die Cho-ja-Magier in harmonischem Zweiklang. »Es waren Eure eigenen Taten, Magier, die den alten Pakt brachen, denn bis Ihr einen Stock zerstört habt, hielten sich die Königinnen im Kaiserreich an die Bedingungen der Abmachung. Nicht ein einziges Mal wurde Magie eingesetzt oder Mara unterstützt, bis Ihr den Vertrag gebrochen habt! Die Schuld liegt bei Euch, Menschen! Es waren die Fähigkeiten der Cho-ja, die diese Halle abschirmten. In den Ländern außerhalb der Grenzen des Kaiserreiches sind unsere Kräfte gewachsen und erblüht. Unseren Fähigkeiten, wenn es um Schutz und Erhalt geht, seid Ihr nicht gewachsen. Die Magier von Chakaha können Lady Mara für den Rest ihres Lebens vor Euren tödlichen Zaubersprüchen bewahren.«
Die Schwarzgewandeten zögerten. Niemals in der Geschichte hatte ein Mensch ohne die Begabung der Magie es gewagt, sich der Versammlung zu widersetzen, und niemals mit einem solch verschlagenen Plan: die Magier selbst dazu zu verführen, den Vertrag zu brechen, den ihre Vorgänger geschmiedet hatten.
Keiner der Erhabenen konnte die Fähigkeiten der Cho-ja-Magier bezweifeln; ihre Rasse war nicht fähig zu lügen. Nach ihrer Aussage besaßen sie Mittel, die zerstörerischsten Zaubersprüche abzuwehren, die die Schwarzgewandeten aussprechen konnten. Jeder Kandidat für die Versammlung hatte die alten Texte studiert; nicht einem, der die Robe als Zeichen seiner Meisterschaft erhalten hatte, entging die Bedeutung der Zeichen auf einem Cho-ja-Magier. Die Komplexität der Muster wuchs mit dem Anstieg ihres Könnens; das Paar, das sich mit Lady Mara verbündet hatte, beherrschte seine Kunst schon sehr lange und besaß eine Macht jenseits jeder
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