Tag der Entscheidung
gehabt hat, seine Ideen zu sammeln, können wir eine Beratung abhalten und den besten Plan schmieden.«
Mara sah wieder aus, als würde sie zusammenbrechen. »Du machst dir keine Sorgen wegen der Shinzawai-Besitztümer im Norden oder der Einmischung deines Cousins Devacai?«
»Nein.« Hokanus Stimme klang fest wie ein Fels. »Ich habe Dogondi als Ersten Berater der Shinzawai geerbt, erinnerst du dich? Mein Vater vertraute ihm jahrelang, besonders, wenn er als Kaiserlicher Kanzler abwesend war. Dogondi ist so fähig, wie es nur geht, und mit unserer neuen Informationskette wird er vor Sonnenuntergang morgen abend wissen, daß du Hilfe brauchst. Incomo und er haben wie alte Spießgesellen zusammengearbeitet. Vertraue auf die Fähigkeiten deiner Offiziere, Mara. Meine eigenen Leute hast du im Sturm für dich gewonnen, und nicht einer im Blau der Shinzawai würde nicht sein Leben für dich geben. Aber nur, wenn du nicht mit deiner uninformierten Meinung ihre Arbeit störst.«
Wieder lief eine bebende Woge durch Maras Körper. »Wie habe ich das nur all diese Monate ohne dich geschafft?« wunderte sie sich. Ihre strapazierten Nerven ließen ihre Stimme dünn klingen. »Natürlich hast du recht.«
Hokanu spürte, wie sie sich entspannte. Als er glaubte, daß es anhalten würde, ließ er sie los und winkte eine Zofe herbei, die ihr die Reisekleider abnehmen sollte. Als die Frau sich an die Arbeit machte, merkte er schon bald, daß er nicht anders konnte, als ihr ebenfalls dabei zu helfen. Als er das Übergewand seiner Frau abgestreift und die Bänder des Untergewandes geöffnet hatte, glitten seine Hände über die sanfte Wärme ihrer Haut. »Eine bittere Rückkehr«, murmelte er.
»Zumindest nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte. Ich habe dich vermißt.«
Die Zofe hätte genausogut auch unsichtbar sein können.
Hokanu lächelte. »Und ich dich.« Er tastete mit den Händen, um die Verschlüsse seiner Brustplatte zu öffnen, dann verlor er die Konzentration selbst für eine solch einfache Aufgabe, als die Zofe Maras letztes Gewand entfernte. Der Anblick seiner Lady, selbst müde und staubig von der Straße, mit Haaren, die sich von den Nadeln gelöst hatten, raubte ihm den Atem. Sie bemerkte seine Verwirrung und lächelte. Sie legte ihre Hände auf seine und half, die Lederriemen durch die Schnallen zu schieben, bis er seine Lippen auf ihre preßte und sie küßte. Danach bemerkte niemand von ihnen mehr, wie die Zofe die Aufgabe zu Ende führte und ihn auszog, sich dann vor ihnen verneigte und sich leise aus dem Raum stahl.
Später, als das Paar nach dem Liebesspiel zufrieden dalag, strich Hokanu sanft mit dem Finger über Maras Wange. Das Licht, das durch die Läden fiel, ließ die grauen Alterssträhnen in ihrem Haar silbrig erscheinen, und ihre Haut zeigte Alterserscheinungen von der härteren Sonne der südlichen Länder. Selbst als er sie zärtlich berührte, wand sie sich und murmelte erneut: »Es gibt so viel zu tun, und wir haben so wenig Zeit.«
Mara stützte sich auf einen Ellbogen; es war eine Unruhe in ihr, die nicht mehr unterdrückt werden konnte.
Hokanu lockerte seine Umarmung; er wußte, daß er sie nicht würde halten können. Ein Krieg mußte in offenem Widerstand gegen die Mißbilligung der Versammlung geführt werden, und das Leben des jungen Justin hing von den Folgen ab.
Doch als Mara aufstand und nach ihrer Zofe in die Hände klatschte, um sich die Kampfkleidung anlegen zu lassen, starrte ihr Mann mit einer schrecklichen Wehmut auf sie. Hiernach würde nichts zwischen ihnen mehr so sein wie zuvor. Entweder würde Jiro auf dem goldenen Thron sitzen, und Mara und alle, die er liebte, wären vernichtet; oder sie würden in dem Versuch umkommen, Justin zum Kaiser zu machen; oder, was vielleicht am schmerzhaftesten wäre, Lady Mara würde Herrscherin von Tsuranuanni. Doch er hatte keine Wahl; um das Wohl seiner eigenen Tochter willen mußte er die Notwendigkeit eines Krieges anerkennen und auf das legendäre Glück der Guten Dienerin vertrauen, das sie beide und ihre Kinder am Leben erhalten würde. Er stand von der Matratze auf, war mit einem Schritt neben Mara, und während sie den einen Arm hilflos dem Ankleideprozeß unterworfen hatte, nahm er ihr Gesicht in die Hände und küßte sie sanft. »Nimm dir Zeit für ein Bad. Ich werde vorgehen und mich mit Lujan und Irrilandi besprechen.«
Mara erwiderte seinen Kuß und warf ihm ein strahlendes Lächeln zu. »Kein Bad könnte mich so gut
Weitere Kostenlose Bücher