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Tag der Vergeltung

Tag der Vergeltung

Titel: Tag der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liad Shoham
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Nachum, »ich habe nichts getan, ich habe keine Frau vergewaltigt …«
    Nachum ließ sich nichts anmerken, starrte ihn nur mit kaltem Blick an.
    »Das war ich nicht … Hier liegt ein Irrtum vor«, murmelte er.
    »Ich warte auf Ihre Entscheidung. Sie haben noch 45   Sekunden. Dann bin ich weg«, sagte Nachum und stand auf.
    Nachum ging im Vernehmungsraum auf und ab und schaute alle paar Sekunden auf die Uhr, machte ihm klar, dass seine Zeit bemessen war. Die Schritte machten Ziv noch nervöser. Der Druck auf seine Blase wurde immer größer. Inzwischen tat es richtig weh. Er hatte nicht realisiert, dass Nachum ihn mit Wasser abgefüllt hatte. Zuvor hatte er schon Bier getrunken.
    »Sie haben den falschen Mann«, schrie er jetzt beinahe, »was Sie da sagen, entspricht nicht der Wahrheit. Ich habe keine Vergewaltigung begangen!«
    Nachum warf ihm einen kurzen, angewiderten Blick zu, griff zum Telefonhörer und wies trocken an: »Organisieren Sie eine Überführung nach Abu Kabir.«
    »Waren Sie schon mal in Abu Kabir, Nevo?«, fragte er, als er aufgelegt hatte.
    Nachum grinste.
    »Es wird Ihnen noch leidtun. Sie machen sich keinen Begriff davon, wie sehr. Für mich haben Sie bereits gestanden. Dass Sie es nicht zu Papier bringen, ist Ihr Fehler. Kapieren Sie eigentlich, wie dämlich Sie sind? Sie haben eine Vergewaltigung gestanden und obendrein meine Hilfe ausgeschlagen. So viel Dummheit ist mir schon lange nicht mehr untergekommen.«

12
    Eli Nachum war unzufrieden. Im letzten Moment war etwas schiefgegangen. Nevo war eingeknickt, voller Reue, er war bereit gewesen zum Geständnis, und dann, aus einem Grund, den er sich nicht erklären konnte, hatte er einen Rückzieher gemacht. Lag es an ihm? Er war sich so sicher gewesen, dass alles glattlief, Nevo den Köder geschluckt und er ihn an der Angel hatte. Er hätte ihn nur noch aus dem Wasser ziehen müssen. Im Stillen hatte er sogar gehofft, dass er nach dem Geständnis noch mit der Vernehmung fortfahren und sich ihn zu seinen vorherigen Verbrechen vorknöpfen könnte. Gut möglich, dass es nicht seine erste Vergewaltigung war. Jaron Regev hatte ja gesehen, wie er einer Frau aufgelauert hatte.
    Hatte er ihm das Blatt Papier zu früh hingeschoben? Es war alles eine Sache des richtigen Zeitpunkts. Hätte er noch ein wenig länger gewartet, ihm nicht abverlangt, es selbst niederzuschreiben, sondern nur seine eigenen Aufzeichnungen gemacht, so wie es üblich war, hätte er jetzt ein wasserdichtes Geständnis in der Hand.
    Er sah auf dem Bildschirm der Überwachungskameras, wie Nevo in sich gekehrt, fast bewegungslos im Vernehmungsraum saß. Seit er ihn dort allein gelassen hatte, war eine Stunde vergangen. Er hatte Ohad, seinen Assistenten, angewiesen, ihn zur Toilette zu begleiten. Es gab Leute, die machte Schmerz noch starrsinniger. Nevo war pinkeln gegangen, doch gebracht hatte es Nachum nichts.
    Kurz vor Schluss der Vernehmung war eine Veränderung eingetreten. Möglicherweise war auch keine Veränderung eingetreten, sondern er hatte ihm von Anfang an etwas vorgemacht.
    Eli hielt es nicht länger auf dem Stuhl, er trat ans Fenster. Es war vier Uhr nachmittags. Er war wie erschlagen. Seit dem Anruf von Jaron Regev gestern Morgen hatte er durchgearbeitet. Beim Abendessen mit der Familie am Freitag hatte er nicht dabei sein können. Zumindest ein Mal hatte er während der Vernehmung die Wahrheit gesagt – er hatte Omer, seinem fünfzehnjährigen Sohn, versprochen, mit ihm eine Fahrradtour durch die Jerusalem Hills zu machen. Omer hatte sich auf diesen Ausflug gefreut, das wusste er, und er hatte ihn nun enttäuschen müssen. Er hatte auch sehr gern fahren wollen, doch so war es nun einmal in seinem Beruf, und der hatte manchmal Vorrang.
    Der erste Regen fiel und trieb eine Gruppe von Polizisten ins Gebäude, die draußen geraucht hatten.
    Die Dinge, die er aus Nevo herausbekommen hatte, waren ganz annehmbar, aber sie brachten den Fall nicht zum Abschluss. Sein Verteidiger würde die Äußerungen als bedeutungslos einstufen, und in der Staatsanwaltschaft würde es sicher Leute geben, die kalte Füße bekämen und mit seinem Verteidiger zu einer Vereinbarung kommen würden. Unter Umständen würden sie sich sogar einigen, auf eine Anklage zu verzichten.
    Die Identifizierung durch Adi Regev würde nichts zur Sache tun. Sie würden nicht einmal einen Gedanken daran verschwenden, dass sie ihn tatsächlich wiedererkannt haben könnte. Sobald sie erfahren würden, dass ihre

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