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Tag der Vergeltung

Tag der Vergeltung

Titel: Tag der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liad Shoham
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fünf weitere Personen auf, sodass es genug freie Plätze gab und keinen Grund, ihm derart auf die Pelle zu rücken. Noch dazu mit diesem zugerichteten Gesicht, was abschreckend genug war.
    Vielleicht waren seine Überlegungen alles Ausreden, die den wahren Grund verschleierten. Möglicherweise hatte er sich aus Zorn nicht mit seinen Erkenntnissen an die ehemaligen Kollegen gewandt. Zorn auf das, was sie ihm angetan hatten, auf den Messerstich, den sie ihm in den Rücken verpasst hatten, ihre mangelnde Unterstützung und Wertschätzung. Im Laufe der Jahre hatte er das Gefühl zwar verdrängt, aber tief im Inneren war ihm klar, dass er trotz seiner beträchtlichen Erfolge und der Verbrechen, die er aufgeklärt hatte, keiner von ihnen war. Sie vergaßen es ihm nicht, dass er aus der Einsatzmittelverwaltung zu ihnen gekommen war. Wäre er damals nicht losgerannt, um diese Frau aus dem brennenden Auto zu retten, wäre er nie im gehobenen Dienst gelandet, sondern im Lager versauert.
    Er musterte Michael Aronov. Zur Arbeit eines Ermittlers gehörte es, mit der Tragödie, die sich ihm offenbarte, fertigzuwerden, sich nicht von dem Schmerz vereinnahmen zu lassen, sondern den Fokus auf die Lösung des Rätsels zu richten. Viele Male hatte er Eltern gegenübergesessen, nur fühlte er sich diesmal nicht wohl in seiner Haut. Immerhin war er nicht im Auftrag der Polizei hier, er führte eigenständige Ermittlungen durch. Abbrechen konnte er die Sache wiederum auch nicht. Zwischen der Vergewaltigung von Adi Regev und der von Dana Aronov wurden Parallelen sichtbar, beispielsweise der Ring. Je mehr sie davon aufdeckten, desto näher würden sie dem Täter kommen.
    Er registrierte, wie Aronov mit dem Bein wippte, und er registrierte die Schachtel Zigaretten in der Tasche seines Hemdes. Die Aussicht auf ein Gespräch, auf einen Einblick in das, was seiner Tochter widerfahren war, würde sich nur an einem Ort ergeben, wo sie unter sich wären. Er konnte seine Identität nicht vor ihm geheimhalten. Hätte er nicht diese Fehler gemacht, hätte es gut möglich sein können, dass der wahre Täter geschnappt und diese verfluchte Vergewaltigung verhindert worden wäre.
    Wieder schielte er auf die Zigarettenschachtel, die die Tasche des Hemdes ausbeulte. Er hatte das Rauchen schon vor zwanzig Jahren aufgegeben.
    »Dürfte ich eine Zigarette haben, bitte? Die Schmerzen machen mich fertig«, sagte er zu Aronov und deutete mit einer Kopfbewegung zu dem kleinen Balkon.
    Aronov gab ihm eine Zigarette, ohne ihn anzusehen.
    »Könnten Sie mir die Tür aufhalten, wenn es Ihnen keine Umstände macht?« Aronov stand auf.
    * * *
    Eli Nachum sah Michael Aronov nach. Gleich würde auch er aufstehen und sich zurück auf die Station befördern.
    Leicht war es nicht gewesen, aber letzten Endes hatte er ihn dazu bewegen können, sich ihm zu öffnen. Vielleicht weil Nachum von seiner eigenen Tochter gesprochen hatte, vielleicht weil er seine Beschwerden erwähnt und er ihm leidgetan hatte, vielleicht weil Aronov, der aus der Sowjetunion stammte, lieber mit einem Zivilisten als mit Polizisten in Uniformen redete, vielleicht war es auch nur aus Langeweile gewesen oder aus dem Bedürfnis heraus, ein wenig Schmerz abzuladen. Und vielleicht war es auch die Summe all dessen gewesen.
    Viel hatte er ihm nicht erzählt. Er und seine Frau wohnten und arbeiteten in Beer Schewa. Weit weg von der Tochter. Sie hatten einen Anruf von der Polizei erhalten, die sie darüber informiert hatte, was Dana passiert war. Als die Hiobsbotschaft eintraf, hatte er gerade gearbeitet, in der Bank. Sie war bewusstlos aufgefunden worden und seitdem nicht zu sich gekommen. Die Ärzte konnten nicht einschätzen, wann sie aufwachen würde, falls überhaupt. Seine Frau war in Danas Wohnung gegangen, um ein wenig zu schlafen. In Kürze käme sie wieder, um ihn abzulösen.
    Dana hatte am Empfang eines Fitnessstudios im Weizmann Center gearbeitet. Gleich neben dem Krankenhaus. Mit dem Vater hatte sie wenig über ihr Leben geredet. Soweit er wusste, hatte sie keinen Freund. Auch ihrer Mutter, der sie näherstand, war von einem Mann in ihrem Leben nichts bekannt. Sie hatten keine Ahnung, wer ihr das angetan haben könnte. Das hatten sie auch der Polizei und den beiden Journalisten, die hier aufgekreuzt waren, gesagt.
    Dennoch war es möglich, dass diese lange, qualvolle Tour von seiner Station hierher nicht vergeblich gewesen war. Der Vater hatte ihm berichtet, dass sie vor der Zeit im

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