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Tag der Vergeltung

Tag der Vergeltung

Titel: Tag der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liad Shoham
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ihn hochschrecken. Der Fahrer sprach in schnellem Arabisch. Nachdem er aufgelegt hatte, sagte er einige Worte zu dem Mann auf dem Rücksitz, sah in den Rückspiegel, nickte.
    Ein neues Auto hängte sich an sie, die Lichthupe wurde betätigt. Darauf bremste der Fahrer und hielt am Straßenrand. Das Auto überholte sie und blockierte die Fahrbahn. Es war ein Transporter, ein Subaru. Sie betrieben ja richtigen Aufwand seinetwegen. Hier war nichts zufällig. Alles geplant.
    »Steig aus«, sagte der Fahrer zu ihm, und er hörte, wie die Türen entriegelt wurden.
    Er stieg aus, zitterte am ganzen Körper vor Furcht und Kälte. Es war seine letzte Gelegenheit, um es sich anders zu überlegen. Eine zweite bekäme er nicht. Er konnte immer noch in die Finsternis eintauchen, ihnen versuchen zu entkommen. Was sollte er tun? Was zum Teufel machte er da gerade – seinen Kopf in den Rachen des Löwen stecken?
    Nein. Er musste handeln. Er atmete tief durch und ging schnell auf den Transporter zu, dessen hintere Tür sich öffnete, so als solle er einsteigen.

41
    David Meschulam glaubte fest zu träumen, als er vernahm, wie einer von Georges Männern auf Arabisch telefonierte und der Name fiel. Das konnte nicht sein. Was hatten sie mit Ziv Nevo zu schaffen?
    Obwohl er sich erst seit Kurzem hier aufhielt, war er drauf und dran, die Nerven zu verlieren – wie ein Gefangener saß er in diesem Zimmer fest, umgeben von Arabern in einem abgelegenen Dorf im Westjordanland. Er tigerte umher, stand vom Bett auf, ging einige Schritte, um sich dann wieder zu setzen, und so weiter und so fort. Er fand nicht einen Augenblick Ruhe. Der Gedanke, dass Faro seinetwegen in Haft saß, raubte ihm den Verstand. Und was am grässlichsten war – er konnte nichts tun.
    Georges Mann redete immer noch, während er auf dem Bett saß und lauschte. Es war schon spät. Vielleicht würde er einschlafen, das war immer noch die beste Methode, um die Zeit totzuschlagen. Morgen oder übermorgen würde er wieder nach Israel fahren, um Nevo zu suchen. Doch kurz bevor er die Augen schloss, hörte er wieder Nevos Namen. Was war los mit ihm? Hatte ihn die Jagd nach Nevo um den Verstand gebracht?
    Er erhob sich und öffnete die Tür. Samir, so hieß er wohl, stockte in seinem Redefluss und sah ihn an, das Handy am Ohr. Zwischen den beiden Organisationen herrschte Arbeitsteilung, »Synergie«, wie Faro es nannte: George holte den Stoff aus dem Libanon ins Westjordanland und Faro vertrieb ihn in Israel.
    Meschulam bedeutete ihm, weiterzureden, er wollte sichergehen, dass er richtig gehört hatte und nicht fantasierte. Doch Samir, offensichtlich überrumpelt von seinem Auftauchen, beendete das Gespräch mit »Yallah«, »Na dann, los geht’s«, und legte auf.
    »Mit wem hast du gerade gesprochen?«, fragte Meschulam.
    Samir gab ihm keine Antwort. Ehrlich gesagt hatte er auch nicht mit einer gerechnet. So etwas fragte man nicht, das wusste er doch am besten.
    »Kann es sein, dass du von Ziv Nevo gesprochen hast?«
    Samir verließ wortlos den Raum.
    Obwohl ihm klar war, dass er das nicht durfte und es gefährlich werden konnte, rief er Rechtsanwalt Schuki Borochov an, um herauszufinden, warum Georges Leute über Nevo sprachen. Wenn es einer wusste, dann er.
    »Kaum zu glauben. Mehr Glück als Verstand«, sagte Schuki, der ihn eine halbe Stunde später – wie auf glühenden Kohlen hatte er in der Zeit gesessen – von einem Münzfernsprecher zurückrief. »Dieser Hund hat Noam angerufen und gemeint, dass er mit Faro reden will.«
    »Mit Faro? Worüber?«, fragte er verwundert. Was hatte Nevo mit Faro zu besprechen? Hatte er durchschaut, dass die Sache mit der Sprengladung auf seinem Mist gewachsen war?
    »Dieser Volltrottel weiß nicht mal, dass Faro verhaftet worden ist«, amüsierte sich Borochov.
    »Worüber wollte er mit Faro reden?«, unterbrach er die donnernde Lachsalve des Anwalts.
    »Noam hatte keine Ahnung. Nevo hat ihm gesagt, dass er unschuldig ist, dass er niemanden vergewaltigt hat und Hilfe braucht«, fuhr Borochov fort.
    »Hilfe wobei?« Er verstand nicht.
    »Vielleicht braucht er Geld oder einen Anwalt, du weißt schon, Hilfe eben. Was interessiert es uns? Noam ist nicht auf den Kopf gefallen. Er hat mich sofort angerufen, und ich hab’s gleich geblickt.«
    »Was hast du geblickt?« Meschulam konnte Borochov und seine Selbstherrlichkeit nicht ausstehen.
    »Dass man diesen Trottel benutzen kann, um mit der Polizei zu verhandeln, ihn als Trumpf einzusetzen

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